Die Diplom-Psychologin und Leiterin der PBS, Sabine Köster, zeigte sich bei dem Gespräch erleichtert, dass die psychische Belastung der Studenten in den Medien thematisiert werde. Somit könne verdeutlicht werden, dass ein Studium nicht das gemeinhin unterstellte leichte Leben sei, sondern viele Veränderungen mit sich bringe, so dass ein teils enormer Druck auf den Studierenden laste.
Wenig "Feuer und Flamme" bei Studienanfängern
Mit dem Begriff "Burnout" solle aber vorsichtig umgegangen werden, mahnt Köster. In vielen Fällen handle es sich nämlich bei psychologischen Problemen unter Studenten nicht um die berüchtigte Managerkrankheit, stellte die Psychologin klar. "Einem Burnout liegt ein Beginn mit Feuer und Flamme zugrunde", erklärt Köster. Dabei falle es den Betroffenen schwer, "nein" bei Aufgaben zu sagen, die sie gerne erledigen und schaffen wollen. Dagegen fragten sich etwa Depressions-Patienten viel eher, ob sie überhaupt am richtigen Platz sind. Unter den Studenten sei der Auslöser für solche Symptome häufig große Angst und Unsicherheit vor dem Studium und Überforderung.
"Leider sind viele der Studienanfänger nicht Feuer und Flamme für ihr Studium", konstatierte die Psychologin. Natürlich seien die Auswirkung der sogenannten Erschöpfungsdepression identisch mit denen des Burnouts, es liege jedoch eine andere Grundlage vor. Dies betreffe durchaus nicht nur leistungsschwächere Studenten. Meistens könne man auch nicht von psychologischen Krankheiten sprechen. "Psychologische Probleme, die Studium und Leben erschweren", passe besser, so die Leiterin der PBS.
Einen überdurchschnittlichen Beratungsandrang, der allein auf das Bachelor-Studium zurückzuführen sei, könne Köster zwar nicht wahrnehmen. Allerdings wendeten sich die Bachelor-Studenten deutlich früher an die Beratungsstelle, während sich Diplom-Studenten eher in späteren Semestern bei der PBS meldeten. Im Gesamten sei jedoch festzustellen, so Köster, dass sich die Zahl der Studenten, die bei der PBS Hilfe suchen, jedes Jahr um zehn bis 15 Prozent steigere.
Viele Stresssymptome bei Studenten
2010 haben man erstmals die Zahl von 1.000 Studenten überschritten, die sich beraten ließen. Dies seien zirka drei Prozent der Karlsruher Studierenden, sagte Köster. Gegenläufig seien dafür die Abbrüche in den Bachelor- und Diplom-Studiengängen.
Verschiedene Umfragen hätten ergeben, dass viele Stresssymptome wie Konzentrationsschwächen, depressive Verstimmungen oder Stimmungsschwankungen die Studierenden belasten, erläutert die PBS-Leiterin. Abbruchgründe seien mangelnde Studienmotivation und Leistungsprobleme. Diese zwei Punkte belasteten die Studenten auf persönlicher Ebene, weil Betroffene sich selbst Vorwürfe wegen ihres Misserfolgs machten.
Psychische Probleme und Erkrankungen entstehen bei Studenten meistens durch das Zusammenspiel von persönlichen und externen Faktoren, so Köster. Die Ungewissheit des Neuen zum Beispiel komme hier mit persönlichen Faktoren wie Belastungsfähigkeit zusammen. Dies führe oft zu Stress, der die psycholigischen Probleme hervorrufen könne. Deshalb sei es wichtig, zu reagieren, mahnte die Psychologin.
Natürlich solle kein "Schlaraffenland-Studium" angeboten oder die Studierenden über Hürden getragen werden, relativiert Köster. Ein besserer Zeit- und Handlungsspielraum, mehr Flexibilität und Hilfe zur Selbsthilfe seien jedoch erfolgversprechend. "Die Hochschulen müssen so etwas anbieten und die Studierenden müssen es dann nutzen", so Köster abschließend.