IHK-Präsident Bernd Bechtold gab in seiner Rede eine deutlich ablehnende Haltung bezüglich der möglichen Erteilung einer Personenbeförderungsgenehmigung für den Flughafen Lahr zu verstehen.
So habe das Land nach einer eindringlichen Überprüfung der Umstände und Voraussetzungen des Standorts Lahr, bereits eine Passagierfluglizenz verweigert. "Deshalb wurden auch große Investitionen in den Ausbau des Airpark Söllingen getätigt, um dort einen zentralen Flughafen für den Personenflugverkehr in Baden zu schaffen. Wenn Lahr nun die Genehmigung erhält, müssen die bisher gut ausgelasteten Linienflüge aus Nordbaden in die großen Metropolen Europas mit dem Black-Forest-Airport geteilt werden, was für die Technologieregion Karlsruhe und die Investoren von erheblichem Schaden wäre", gab Bechtold zu bedenken.
"Die Landesregierung ist weder für noch gegen den Standort Lahr"
Auch die Erteilung einer beschränkten Passagierfluglizenz für Lahr, als Zulieferer für den Europa Park Rust hält der IHK-Präsident für nicht sinnvoll: "Söllingen ist lediglich 45 Autominutenvon Rust entfernt. Daher gibt es keine unbedingte Notwendigkeit für einen zusätzlichen Zubringer." Sinnvoller wäre, die Landesgelder in die Autobahnanbindung Söllingen zu investieren. Solle man sich dennoch für den Black-Forest-Airport entscheiden, müsse man bedenken, dass zwei Flughäfen innerhalb von 50 Kilometern sicherlich unrentabel seien. "Deshalb fordert die IHK, dass die Landesregierung ihre bisherigen Pläne beibehält", erklärte Bechtold abschließend.
Man wolle nichts tun, was dem Baden Airpark schade (Archivfoto: pr) |
Der angesprochene Regierungschef von Baden-Württemberg, Günther H. Oettinger, zeigte sich in seiner Rede diesbezüglich noch unentschlossen: "Die Landesregierung ist bisher weder für noch gegen den Standort Lahr. Daher wird erst in vier Wochen eine Entscheidung fallen, wenn alle Beteiligten gehört und die Sachverhalte geprüft wurden." Der Landesvater versicherte aber, dass er nichts tun werde, was dem anhaltenden Steigflug Karlsruhes und des Baden Airparks schade. "Schließlich trägt auch die Landesregierung mit einem Anteil von zwei Dritteln am Airpark in Söllingen ein großes Risiko", erläuterte Oettinger.
"Keine Renaissance der Atomenergie"
Aber nicht nur der badische Bruderkampf um die Herrschaft über den Wolken erregte die Gemüter beim Empfang im Weinbrennersaal in der Stadthalle Karlsruhe. IHK-Präsident Bechtold forderte, dass man in den nächsten Jahren endlich eine Entlastung der stark frequentierten Rheinbrücke schaffen müsse: "Spätestens in zehn Jahren benötigen wir eine zweite Rheinbrücke, da zu diesem Zeitpunkt die bisher einzige Straßenverbindung in die Pfalz wegen Sanierungsarbeiten vollständig gesperrt werden muss." Oettinger erklärte diesbezüglich: "Uns mangelt es nicht an straßenbaulichen Plänen, sondern einfach an den finanziellen Mitteln, um alle Projekte im Land zu unterstützen."
Oettinger sieht derzeit keine Alternative zu Atomstrom (Archivfoto: ka-news) |
In Fragen der Energiegewinnung zeigte Ministerpräsident Oettinger einen klaren Kurs auf: "Die Atomkraftwerke dürfen in nächster Zeit auf keinen Fall abgeschaltet werden. Da ich derzeit keine Alternative sehe, die diese Strombezugsquelle in den nächsten Jahren ersetzen kann. Das soll allerdings keine Renaissance der Atomenergie bedeuten, sondern nach wie vor nur eine Übergangstechnologie darstellen." Außerdem unterstütze jeder, der für eine Verlängerung der Reaktorlaufzeiten sei, die Zukunft alternativer Energienquellen mehr, als derzeit die Linke.
"Planspiele" für Ausweitung der Technologieregion
Die Zukunft der Auszubildenden in Karlsruhe scheint da schon eher gesichert. "Die Fächerstadt ist mit einem Zuwachs von acht Prozent an Ausbildungsplätzen die Nummer eins in Baden-Württemberg", freute sich Bechtold. Auch bei den Existenzgründungen liege man in der Region ganz vorne. Des Weiteren würdigte der IHK-Präsident den engen Zusammenhalt von Städten und Dörfern in der Region Karlsruhe. "Es ist einfach toll, dass sich zwischen Oberderdingen und Bühl alle einer Region verbunden fühlen. Könnte man diese Technologieregion auf den südlichen Oberrhein und das Elsass ausweiten, hätte man ein unglaubliches Potential zu Verfügung."
Diese Planspiele sind aber sicherlich noch sehr weit von der Umsetzung entfernt. Zuerst einmal muss man die Probleme vor der eigenen Haustüre beseitigen, bevor man über eine Ausweitung der Technologieregion und damit über eine mögliche Vergrößerung der Problemfelder nachdenkt.