Nachdem die Arbeitgeber letzte Woche laut Gewerkschaft in Potsdam kein Angebot für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, des Bundes und der Gemeinden vorgelegt haben, wird der Verdi Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald mit einem ersten Warnstreiktag die Arbeitgeber auffordern in den Verhandlungen ein Angebot vorzulegen.
"Niemand denkt an die Abiturienten"
Der stellvertretende Geschäftsführer von Verdi Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald Thorsten Dossow, forderte in einer Pressemitteilung die Arbeitgeber auf nicht auf Zeit zu spielen: "Wer glaubt dem Druck aus den Dienststellen entgehen zu können, indem er erst in der letzten Minute eine Angebot vorlegt, irrt sich gewaltig. Wir werden in den kommenden Wochen nicht stillhalten, sondern laut und deutlich unsere Erwartungen formulieren."
Für Ungemach sorgt der Streik auch bei Hanspeter Gaal, Schulleiter des Justus-Knecht-Gymnasiums in Bruchsal. In einer offenen Mail an verdi und den Deutschen Beamtenbund macht er seinem Ärger Luft, dass vor allem in Bezug auf die ausfallenden Bahnen niemand an das derzeit laufende schriftliche Abitur gedacht habe. "Am Dienstag sind die Prüfungen im 4. Prüfungsfach angesagt. Dies bedeutet, dass nahezu alle Abiturienten (...) schriftlich geprüft werden, mehrere Stunden lang. Vor allen Dingen müssen sie pünktlich in der Schule sein!" Mit streikenden Bahnen sei dies kaum möglich.
Vor Jahren sei es schon einmal zu einer solchen Überschneidung gekommen, damals wurde versprochen, dass dies nie wieder der Fall sein würde. "Dass die besondere Prüfungssituation aber durch einen - zu diesem Zeitpunkt völlig unnötigen Streikaufruf in der ersten Phase der Tarifverhandlungen - verschärft wird, halte ich gelinde gesagt für eine Zumutung!", so Gaal weiter.
Entgelte um 100 Euro erhöhen
Die VBK hatten bereits angekündigt, dass am Dienstag sämtliche Bahnen der Verkehrsbetriebe nicht fahren werden - Linien der AVG sind vom Streik jedoch ausgenommen. Das bedeutet, dass sämtliche Trams sowie die S2 nicht verkehren. Ein Ersatzfahrplan für Busse wurde eingerichtet. "Bedauerlicherweise trifft der Streik unsere Fahrgäste bereits in einer sehr frühen Phase der Verhandlungen", so Stefanie Haaks, kaufmännische Geschäftsführerin der VBK.
Verdi fordert eine Anhebung der Entgelte um 100 Euro plus zusätzlich 3,5 Prozent. Eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro monatlich sowie die unbefristete Übernahme der Auszubildenden stehen ebenfalls auf dem Plan. Für den Nahverkehr soll es darüber hinaus eine Zulage von 70 Euro monatlich geben. In den Krankenhäusern sollen die Nachtzuschläge von 15 Prozent auf das Niveau der Nachtzuschläge im TVÖD (20 Prozent) angehoben werden. Gleichzeitig will Verdi mit den Arbeitgebern einen einheitlichen Urlaubsanspruch von 30 Arbeitstagen für alle Beschäftigten sowie über den Ausschluss von sachgrundlosen befristeten Arbeitsverträgen sprechen.
Das Ergebnis soll zudem zeit- und inhaltsgleich auf die Beamten übertragen werden. Am Dienstag wird es zu einer Großkundgebung ab 10 Uhr auf dem Mendelssohnplatz kommen. Die Streikenden werden sich in zwei Demozügen durch die Stadt, beginnend um 9 Uhr am Rathaus West und um 9.15 Uhr bei der VBK (Tullastraße), auf dem Kundgebungsplatz einfinden. Dort wird unter anderem die Verdi Landesbezirksleiterin Leni Breymaier zu den Streikenden sprechen.
Aktualisierung 14.10 Uhr:
Wie die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) und verdi in einer Pressemitteilung mitteilen, waren an dem Streik am Dienstag landesweit etwa 2.000 Beschäftigte beteiligt - an einer Kundgebung in Karlsruhe nahmen heute allein 800 Streikende teil. Doro Moritz, Landesvorsitzende der GEW, sagte in Bezug auf die streikenden Erzieher und Sozialpädagogen: "Unsere Gehaltsforderung ist aus Sicht der Beschäftigten, aber auch aus übergeordnetem Interesse mehr als berechtigt. Wer dem weiterhin bestehenden Fachkräftemangel in Kindertageseinrichtungen dauerhaft etwas entgegensetzen möchte, muss die Gehälter der Erzieher endlich anheben."
Welche Bahnen fahren am Dienstag? Wie komme ich zur Arbeit? Den detaillierten Ersatzfahrplan finden Sie hier: VBK-Streik am 18. März: Keine Trams und Busse in der Innenstadt