Großes Bedauern im ganzen Land. Viele schätzten Köhler als bürgernahen und direkten Bundespräsidenten. Tiefes Bestürzen auch von Seiten der Politiker. Außenminister Guido Westerwelle habe vor Köhlers Verkündung noch einmal versucht, ihn umzustimmen. Seine Entscheidung bedauere er aus vollem Herzen. Der Bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer zeigte sich ebenfalls bestürzt. Er sprach aus, was viele empfanden: "Horst Köhler hat sein Amt als deutsches Oberhaupt mit großer Ernsthaftigkeit und Würde ausgefüllt."
Wolfgang und Beate Brinken sind aus Baden-Baden zu Gast in der Fächerstadt. Das Ehepaar findet es sehr bedauerlich, dass Köhler sein Amt niedergelegt hat. Sie können sich nicht vorstellen können, dass die vorangegangene Kritik allein der ausschlaggebende Grund war. "Es war sicher nur der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", meint Beate Brinken. Beide würden gerne die ganzen Hintergründe kennen.
"Köhler wollte sicher ein Zeichen setzen"
"Ich denke, er hat mit seiner Entscheidung überreagiert", findet Swetlana Saprykina. Sie vermutet, dass er mit dem Rücktrittsgedanken schon länger gespielt haben muss und die Kritiken an seiner Aussage nun einen passenden Grund geliefert hätten. Köhlers direkte Art habe sie sehr geschätzt. Als Nachfolger sehe sie den erst kürzlich zurückgetretenen Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Er könnte mit seinem Wesen Deutschland am besten in diesem Amt vertreten.
Die junge Mutter Laura Rittershofer hat Verständnis für das Handeln von Köhler. "Viele Leute sagen, er hätte voreilig gehandelt. Doch ich denke, es war sehr überlegt von ihm und er wollte mit diesem Schritt auch ein Zeichen in der zukünftigen Politik setzen", erklärt sie. Eine Frau wäre aus ihrer Sicht als Nachfolgerin nicht schlecht. Sie müsse nur eben die entsprechende Objektivität mitbringen, mit der Horst Köhler die Dinge immer sehr gut betrachtet habe.
Kein 0815-Hampelmann - Wie wäre es mit Stoiber oder Käßmann?
"Menschlich soll er sein", wünscht sich Henry Meye für den kommenden Bundespräsidenten. Dafür habe er auch Köhler bewundert. Seiner Meinung nach hatte der Bundespräsident einen guten Job gemacht. Meye denkt, dass ihn vor allem auch andere politische Hintergründe dazu bewogen haben. Niedersachsens Ministerpräsidenten Wulff könnte er sich zukünftig gut im Amt des Staatsoberhauptes vorstellen. "Er muss Deutschland repräsentieren können. Einen 0815-Hampelmann können wir momentan nicht gebrauchen."
"Peinlich, peinlich, peinlich." Mehr könne Klaus Rudolf aus Stuttgart, der geschäftlich in Karlsruhe unterwegs ist, nicht dazu sagen. Ginge es nach ihm, würde Edmund Stoiber Köhlers Nachfolge antreten. "Er ist ein wunderbarer Schauspieler - so einen brauchen wir an der Spitze", findet er. Sein Kollege Gunnar Henges aus Pirmasens sähe in Margot Käßmann eine würdige Amtsinhaberin. Sie habe bei ihrem Rücktritt als Oberhaupt der Evangelischen Landeskirche Rückgrat bewiesen. Die beiden schätzen, dass sich Köhler in letzter Zeit etwas im Stich gelassen fühlte und die Kluft zwischen ihm und Angela Merkel tiefer geworden sei. "Ihm hat einfach der Rückhalt gefehlt", so Henges.