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Karlsruhe: Stolpersteine setzen: Erinnerung an Zweiten Weltkrieg

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Stolpersteine setzen: Erinnerung an Zweiten Weltkrieg

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    Die ehemaligen Karlsruher jüdischen Glaubens, Hans Teutsch (links) und Ernst Julius Homburger (rechts) sowie Carol Ravid, Tochter des einstmaligen Landesbibliotheks-Direktors Prof. Ferdinand Rieser (2. von rechts) im Gespräch mit Bürgermeisterin Margret Mergen.
    Die ehemaligen Karlsruher jüdischen Glaubens, Hans Teutsch (links) und Ernst Julius Homburger (rechts) sowie Carol Ravid, Tochter des einstmaligen Landesbibliotheks-Direktors Prof. Ferdinand Rieser (2. von rechts) im Gespräch mit Bürgermeisterin Margret Mergen. Foto: Stadt Karlsruhe

    Die ehemaligen Karlsruher Ernst Julius Homburger und Hans Teutsch warn am Freitag, 29. Mai, mit Angehörigen zu Besuch in Karlsruhe. An den Häusern, in denen sie vor ihrer Flucht 1936 oder vor der Deportation 1940 gewohnt hatten, wurden heute Stolpersteine mit den Namen ihrer Eltern angebracht. Die Familie Homburger lebte am Zirkel 20, die Familie Teutsch in der Körnerstraße 46. Sie wohnten der Verlegung der Stolpersteine am Zirkel und in der Körnerstraße bei und wurden anschließend von Bürgermeisterin Margret Mergen im Namen der Stadt empfangen. Gast war auch Carol Ravid, Enkelin des ehemaligen Direktors der Badischen Landesbibliothek, Professor Ferdinand Rieser.Die Besucher aus Straßburg und Israel erzählten bewegende Geschichten von ihren eigenen Erfahrungen oder denen der Familie, die sie mit dem seinerzeitigen Nazi-Deutschland gemacht hatten.

    Gelebte Geschichte: Von Flucht und Befreiung

    Die Familie Homburger hieß eigentlich Löw, stammt aber aus Homburg. Ein anderer Zweig war die Bankiersfamilie Veit L. Homburger, wobei das „L“ für Löw steht. Die Familie war 1722 nach Karlsruhe gekommen und erhielt von Großherzog Carl eine Einbürgerungsurkunde, die heute noch im Besitz der Familie ist. Ernst Julius Homburger, heute 88 Jahre alt, überlebte die Verfolgung in Frankreich und war seither nur selten in Deutschland. Er zeigte sich hoch erfreut darüber, dass man jetzt Stolpersteine an den ehemaligen Wohnhäusern jüdischer Naziopfer setzt.

    Auch Hans Teutsch (82) lobte diese Aktion. Er war im Oktober 1940 nach Gurs und später nach Rivesaltes deportiert worden. Mit Hilfe einer französisch-jüdischen Organisation hatte er 1942 das Lager verlassen können. Als die Gefahr größer wurde, dass auch jüdische Kinder in die Vernichtungslager im Osten verschleppt werden, wurde er illegal über die Grenze in die Schweiz gebracht und lebte in einem Rot-Kreuz-Heim und bei einer befreundeten Familie, bis er 1948 nach Israel ausreisen konnte. Dort war er unter anderem Berufsoffizier, in den 70er Jahren aber auch drei Jahre lang Bediensteter einer jüdischen Organisation in der Schweiz. Heute arbeitet er ehrenamtlich in einer israelischen Bibliothek, in der die Geschichte des nationalsozialistischen Deutschlands und des jüdischen Schicksals dokumentiert wird.

    Stolpersteine an über 300 Orten in Deutschland

    Die Großeltern von Carol Ravid, Prof. Ferdinand und Adele Rieser, wurden 1940 nach Gurs verschleppt und starben dort entkräftet 1943 und 1944. Ihr Sohn Eugen, schwer behindert, wurde in der Heil- und Pflegeanstalt Grafeneck als „unwertes Leben“ ermordet. Die einzige Überlebende der Familie war die 1920 geborene Tochter Eva, die heute noch in einem Kibbuz in Israel wohnt, aber nicht nach Deutschland kommen wollte. Sie ist jedoch froh, dass ihre Tochter Carol und ihre Enkelin Yaeh den Weg auf sich genommen haben.

    Die Idee der Stolpersteine ist nicht neu. Sie stammt von Gunter Denning, einem Künstler, der schon an über 300 Orten in Deutschland und dem Rest Europas seine Gedenktafeln aus Messing vor den Wohnorten der Opfer des Nationalsozialismus platziert hat. Auf ihnen sind die Namen und Lebensdaten der betroffene Personen verewigt. Mit ihrer hellen messinggelben Erscheinung stechen sie auf dem grauen Grund heraus und werden nicht lange unbemerkt bleiben.

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