"Zurzeit gibt es in Karlsruhe 143 Stolpersteine, aber es müssten eigentlich 1.600 sein", sagt Manfred Koch, Mitglied des Projektes "Stolpersteine". In den Jahren 1933 bis 1945 gab es laut Karlsruher Gedenkbuch 1038 jüdische Opfer, die während des nationalsozialistischen Regime deportiert wurden. "Unter den Verfolgten befanden sich jedoch nicht nur Juden. Auch Sinti und Roma, Euthanasieopfer, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und politische Gegner wurden von den Nationalsozialisten verschleppt", erzählt er weiter.
Ein Kunstprojekt, um an die dunkle deutsche Vergangenheit zu erinnern
Der Künstler Gunter Demnig möchte mit seinem Kunstprojekt , das er 1996 ins Leben rief, erreichen, dass man "über seine eigene Vergangenheit stolpert", erklärt der Vorsitzende der Projektgruppe, Hans-Jürgen Vogt. Durch die Stolpersteine soll die Erinnerungskultur aufrecht erhalten und gepflegt werden. Gleichzeitig werde dadurch ein lokaler Bezug zur Geschichte Karlsruhes hergestellt. Auch in der Fächerstadt wurden Juden von den Nazis deportiert.
Der Künstler selbst lässt die Steine - vor dem letzten bekannten Wohnort des Verfolgten - in den Gehweg ein. Den richtigen Wohnort zu finden, ist aber oft nicht so leicht. Im Laufe der Zeit haben sich häufig die Straßennamen geändert oder die Häuser existieren gar nicht mehr.
In der Karlsruher Altstadt, die sich vom Mendelssohnplatz über das Durlacher Tor bis zur Adlerstraße erstreckt, lebten zur Zeit des Dritten Reiches besonders viele jüdische Mitbürger. Ein Grund, warum dort so viele Juden lebten war wohl, dass dort eine Synagoge stand. Der Bürgerverein Altstadt Dörfle, der in dem Gebiet tätig ist, organisiert in diesem Jahr das Projekt. Daher war es dem Bürgerverein wichtig, ein Zeichen gegen das Vergessen in den Bürgersteig zu setzen.
Stolpersteine werden gefeiert
Der Verein sucht sogenannte "Steinpaten" und organisiert einen Verlegungstermin mit dem Künstler. Erst wenn "Steinpaten" gefunden wurden, welche die Aufwandskosten für einen Stolperstein von 120 Euro tragen, gießt der Künstler die Erinnerungsstücke aus Messing. Die Sponsoren können hierbei auswählen, wem gedacht werden soll. Bei den Feierlichkeiten, welche von den Sponsoren organisiert werden, setzt Demnig die Steine in das Trottoir ein.
"Demnig lässt die Steine einmal im Jahr ein", sagt Koch. "Da er aber nur einen Tag in der jeweiligen Stadt ist, hat er keine Zeit an der Feier teilzunehmen." Je nachdem, wem der Stein gewidmet werde, werden die Feierlichkeiten von Gebeten oder Gottesdiensten begleitet.
"Wer guten Willens ist, spendet einen Stein"
In September besucht der Künstler Demnig die Fächerstadt erneut, um die Steine, vorwiegend im Bereich des Karlsruher-Dörfles, einzufügen. Schon im vorigen Jahr wurden neue Steine in Ettlingen und Karlsruhe gelegt. Bundesweit gibt es rund 2.000 Stolpersteine.
Wer gerne "Steinpate" werden möchte kann sich an Carina Krauß von der Koordinationsgruppe Stolpersteine unter der E-Mail-Adresse carina.krauss@kultur.karlsruhe.de wenden.