Die Steine erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus und prangen nun im "Dörfle" zwischen Kapellen-, Kriegs, Karl-Friedrich- und Kaiserstraße vor den ehemaligen Wohnhäusern von Verfolgten oder Getöteten.
Steine als Teil der Erinnerungskultur
In der "Reichskristallnacht" 1938 zerstörten SS-Leute beispielsweise den kleinen Trödelladen der Familie Przysucha in der Zähringerstraße. Die Eltern und ihre vier Kinder wurden in ein Ghetto nach Polen verschleppt. Dort verliert sich jede Spur. Vor ihrem letzten Wohnort weist nun ein Stolperstein auf die Schicksale hin. Er soll an Vergangenes erinnern, das nicht vergessen werden darf. "Da stolpert man gedanklich drüber", erklärt Manfred Koch vom Förderverein Stadtgeschichte. "Die Steine sind ein Teil der Erinnerungskultur", fügt Heinrich Schillinger vom Bürgerverein Altstadt hinzu.
Ein 80-jähriger Passant ist selbst "Steinpate". Er erinnert sich: "Das ist ein fürchterlicher Teil in der Geschichte. Vor allem junge Menschen müssen wissen, was damals passiert ist und wie schlimm es war. Wir nehmen den Frieden in Europa heute für selbstverständlich. Hätte mir in jungen Jahren jemand gesagt, man könne einmal einfach so nach Frankreich fahren - das hätte ich nicht geglaubt."
Vortrag "Juden im Dörfle" am 18. September
Über 1.000 Juden wurden zur Zeit des Nationalsozialismus aus Karlsruhe deportiert, außerdem fielen mehr als 400 Behinderte, Zeugen Jehovas, politisch Verfolgte sowie Sinti und Roma dem Regime zum Opfer. Allein im "Dörfle" wohnten damals 190 Juden, die alle in Ghettos, Arbeits- oder Vernichtungslager gebracht wurden.
Die Steine werden aus privaten Spenden finanziert und sind nun von Künstler Gunter Demnig anlässlich des Jubiläums "200 Jahre Eingliederung des Stadtteils Dörfle" eingesetzt worden. Bis November sollen weitere 25 Steine vom Tiefbauamt verlegt werden. Wer einen Stein finanzieren möchte, kann sich beim Bürgerverein Karlsruhe melden. Des weiteren laden der Bürgerverein Altstadt und der Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte zum Vortrag "Juden im Dörfle" von Jürgen Schuhladen-Krämer am Dienstag, 18. September um 20 Uhr ins Jubez-Café ein. Der Eintritt ist frei.