Knapp unter die 150 Meter lange Glaskuppel, wo sich die imposanten Dimensionen des größten innerstädtischen Einkaufszentrums Süddeutschlands am besten betrachten lassen. Angesichts dieser beeindruckenden Aussicht über das Innere des Centers wird sich bei den Allerwenigsten beim ersten Flanieren ein Gefühl der Enttäuschung breit gemacht haben. Welchen Eindruck hatten die "Shopping-Willigen" am Eröffnungstag? ka-news hat einige der ersten Besucher im "Ettlinger Tor" nach ihren spontanen Eindrücken befragt.
Lange Kindergesichter wegen fehlender Spielwarengeschäfte
Maximilian Erlewein (Foto: ka-news) |
Wenn nicht gerade Ferien sind, geht Maximilian Erlewein aus Ötigheim in Karlsruhe zur Schule. Seit 9 Uhr früh erkundet der 19-Jährige Laden um Laden. Momentan mache er gerade eine kleine Pause. "Das dauert noch 'ne Weile, ich bin erst noch nicht durch und gerade auf der mittleren Etage angelangt - nach oben in die dritte Ebene möchte ich schon noch kommen." Maximilian findet es okay, dass alles auf einem Fleck zu erreichen ist, denn "die ganze Herumsucherei fällt weg". Zudem gäbe es eine Menge neuer Läden, die bisher noch nicht in der Stadt zu sehen waren, vor allem nicht in Verbindung mit so einer "atemberaubenden Architektur."
Martina Fischer und Sohn Simon (Foto: ka-news) |
Auch Martina Fischer findet, dass das Ettlinger Tor Karlsruhe gut tut. "Das hat gefehlt, es gab doch bisher zu wenig Konkurrenz, die das Geschäft belebt hätte." Eines bedauert sie hingegen: "Es gibt Mode, Schmuck, Handys und alles Mögliche, aber für Kinder gibt es nicht so viel." Das Spielwarenangebot fehle beinahe gänzlich. Das stört vor allem Sohn Simon, der sich gelangweilt inmitten des Getöses mit ein paar Luftballons beschäftigt. Eigentlich wollte ihm die Mama zur Feier des Tages ein neues Lego- oder Playmobilspielzeug kaufen.
Ulrike Hesse aus Kassel holte ihren Mann von der ECE-Baustelle ab
Rene Minet und Bianca Schneider (Foto: ka-news) |
"Ich habe ein ähnliches Center schon in Köln gesehen und war auf den Vergleich gleich gespannt", sagt Bianca Schneider, die mit ihrem Freund aus Maximiliansau gekommen ist. Sie wollten sich einen ersten Überblick verschaffen, was überhaupt alles angeboten wird. In den nächsten Wochen nehmen sie sich dann mal für einen halben Tag Zeit, "dann wird richtig geshoppt." Man müsse halt viel Zeit mitbringen. Trotzdem sei es besser als vorher, als es das "Ettlinger Tor" noch nicht gab. "In der Stadt musste man vorher schon mehrere Kilometer laufen, um alles zusammen zu bekommen." Einziger kleiner Negativ-Endruck der beiden: Wegen der unzureichenden PR-Informationen hätten sie nicht genau gewusst, dass es eine Tiefgarage und Parkdecks gibt, "wir haben also unnötigerweise weit weg geparkt".
Ulrike Hesse (Foto: ka-news) |
In ganz anderer Mission bestritt Ulrike Hesse aus Kassel ihren ersten Rundgang durchs Center: "Ich bin gekommen, um meinen Mann abzuholen. Er arbeitet als Ober-Polier bei Hoch-Tief und hat schon mehrere ECE-Center mit hochgezogen. Auch in Karlsruhe war er mit dabei, heute ist er den letzten Tag hier." Das Projekt in Karlsruhe habe sie so von Anfang an mitverfolgt, "ich kenne es vom ersten Spatenstich an. Es ist schon Tradition, dass ich mir die Arbeit meines Mannes am Eröffnungstag der jeweiligen Center gleich anschaue." Die in die Außenwand des Centers eingearbeitete historische Fassade des Kammertheaters am Rondellplatz findet sie besonders gelungen. Sie habe schon einige ECE-Center gesehen, kaum eines sei aber so groß und architektonisch beeindruckend gewesen wie das in Karlsruhe, ganz zu schweigen von der außergewöhnlichen Glasdachkonstruktion: "So was Imposantes habe ich noch nicht gesehen."
Einkaufsmagnet bietet sich auch als Kulturstätte an
Peter und Christel Henke (Foto: ka-news) |
Die aus Bad Krotzingen kommende Christel Henke ist mit ihrem Mann Peter auf Heimat-Besuch. Die gebürtige Karlsruherin erinnert das Center an die großen Einkaufzentren in Frankreich oder den USA, von denen ein gewisses "weltmännisches Flair" ausgeht. Beide finden die Architektur des Centers "sehr gelungen und interessant zum Anschauen". Die Zunahme der Imbissbuden und mit minderwertiger Ware bestückten Billig-Shops auf der Kaiserstraße hätten doch zuletzt sehr stark zugenommen. "Hier ist alles angenehmer, überschaubarer und ansprechender aufgemacht", meint Peter Henke. Dennoch fragen sich beide, ob sich das Center mittel- und langfristig trägt. Es gäbe ja auch einige Negativ-Beispiele, wo solche Gebäude nach den ersten anfänglichen Besucherströmen leer gestanden hätten. Deshalb sollte das Center nach Meinung von Christel Henke auch nach Ladenschluss noch genutzt werden, beispielsweise als Veranstaltungsort für bestimmte kulturelle Ereignisse, "dazu bietet sich das schöne Foyer doch gerade zu an." (jfk/ak)