Sich typisieren zu lassen ist eigentlich ganz einfach: "Genau wie beim Arzt bekommt man eine kleine Menge Blut abgenommen, das dann an ein spezielles Labor gesandt und ausgewertet wird", erklärt Andreas Ruf, Ärztlicher Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin am Städtischen Klinikum Karlsruhe. Außerdem hinterlegt man seine Kontaktdaten - und schon ist man in die internationale Spenderkartei aufgenommen.
15 Millionen registrierte Spender weltweit
"Inzwischen sind alle Datenbanken weltweit verlinkt", erläutert er. So gebe es etwa 15 Millionen registrierte Spender weltweit, in der zentralen deutschen Datenbank (ZKRD) sind etwa vier Millionen Spender registriert.
"Die Wahrscheinlichkeit, dass man jemals als Spender in Frage kommt, liegt etwa bei eins zu 20 Millionen", berichtet Ruf. Denn zunächst werde immer im Familienkreis nach einem passenden Spender gesucht - meist kommen dabei vor allem die Geschwister in Frage. "Das gelingt in etwa 30 Prozent der Fälle." Auch bei Fremdspendern sei die Trefferquote recht hoch: In etwa 80 Prozent der Fälle könne ein solcher genetischer Zwilling gefunden werden, die Gewebemerkmale - sogenannte "HLA-Merkmale" (englisch "Human Leukocyte Antigen") - müssen also passen.
"Stammzellenspende ist keine Garantie für Heilung"
Selbst dies ist jedoch keine Garantie auf Heilung. "Die Chancen liegen zwischen 30 und 80 Prozent", berichtet Ruf. Ein anderes Problem sei allerdings auch, dass viele Spender nicht mehr auffindbar seien, also schlicht umgezogen sind und vergessen haben, der Datenbank ihre neue Adresse mitzuteilen.
"In Karlsruhe selbst haben wir kein eigenes Spenderregister, wir prüfen nur auf die Familienspende oder auch im Auftrag anderer Datenbanken", so Ruf. Problematisch sei nämlich, dass es für die Typisierungen keine öffentlichen Mittel gebe und es deshalb derzeit finanziell nicht umsetzbar sei. Die Krankenkassen seien lediglich dazu verpflichtet, im Krankheitsfall zu zahlen. Pro Typisierung entstünden jedoch Kosten von 60 Euro. Mit dieser Tatsache sehen sich auch die Typisierungsaktionen konfrontiert, die hier in der Region oftmals vom Verein B.L.u.T. e.V. (Bürger für Leukämie- und Tumorerkrankte) organisiert werden. Wer sich dort als Spender registrieren lässt, kann die Kosten entweder selbst übernehmen und somit auch durch eine finanzielle Spende unterstützen. Wer dies allerdings nicht kann oder möchte, nimmt sozusagen Spendenmittel in Anspruch, die der Verein ständig beschafft.
"Wir sind natürlich froh, wenn die 60 Euro bezahlt werden, aber unser Verein funktioniert nach dem Solidarprinzip", erklärt Susanne Bogner von B.L.u.T. e.V. Oft würden Spenden auch durch Kuchenverkauf und Benefizläufe erwirtschaftet, oder eben einfach so einbezahlt. Alle paar Wochen findet im Schnitt eine Typisierungsaktion statt, berichtet sie. "Entweder Aufrufe an die Bevölkerung oder eben firmenintern". Außerdem hat der Vereine eine ständige Typisierungseinrichtung im Städtischen Klinikum in der Moltkestraße.
"Lieber nicht spenden als nur halbherzig"
Bogner berichtet auch über Ängste in der Bevölkerung. "Uns ist es lieber, wenn sich jemand nicht registrieren lässt, als es nur halbherzig und mit Ängsten zu tun", betont sie. Um dies zu vermeiden, betreibe der Verein intensive Aufklärungsarbeit. Denn wenn ein Spender im letzten Moment abspringe, sei keinem geholfen.
Kommt es zu einer Spende, werden die Stammzellen heute überlicherweise durch das Apherese-Verfahren entnommen, nicht mehr wie früher durch eine Entnahme von Knochenmark. Dabei werden die Zellen über mehrere Stunden aus dem Blut isoliert, indem jeweils wenig Blut von einer Maschine entnommen und anschließend wieder in den Körper zurück gepumpt wird. Für den Spender entsteht dadurch nur eine geringe Belastung, er bleibt auch die ganze Zeit bei Bewusstsein.