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Karlsruhe: Städtisches Klinikum: Vier EHEC-Fälle in Karlsruhe

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Städtisches Klinikum: Vier EHEC-Fälle in Karlsruhe

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    Immer mehr Menschen müssen wegen des lebensgefährlichen Darmkeims EHEC auf Intensivstationen behandelt werden.
    Immer mehr Menschen müssen wegen des lebensgefährlichen Darmkeims EHEC auf Intensivstationen behandelt werden.

    Die Zahl der EHEC-Erkrankungen in Karlsruhe ist auf vier angestiegen, teilte das Städtische Klinikum bei einer Pressekonferenz am Freitagmittag mit. Bei dem bisher bekannten Fall, einer 58-jährigen Frau aus der Pfalz, sei die Lage sehr kritisch, so Prof. Dr. Markus Hausberg, Leiter der Medizinischen Klinik I am Städtischen Klinikum Karlsruhe.

    Vier EHEC-Fälle werden in Karlsruhe behandelt

    Die Patientin habe neurologische Ausfälle und sei in einer Vorstufe zum Koma. Sie kämpfe mit Nierenversagen und werde künstlich beatmtet, so Hausberg. Es bestehe akute Lebensgefahr. Bei dieser Patientin sei auffällig, dass sie nach Informationen ihres Ehemanns vor der Erkrankung sehr viel Rohkost gegessen habe.

    Zu diesem bekannten Fall seien drei weitere Fälle hinzugekommen, bestätigte Ulrich Meier, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums. Eine 71-jährige Frau aus Karlsruhe liege ebenfalls auf der Intensivstation. Eine 72-jährige aus Norddeutschland und ein 31-jähriger Karlsruher, der neuste Fall, benötigten im Moment noch keine Behandlung auf der Intesivstation, so Hausberg. Bei der 71-jährigen sei eine Verlegung aber in Aussicht.

    Keine Infektionen im Karlsruher Raum - Infizierte waren in Norddeutschland

    Dr. Ulrich Wagner, Leiter des Gesundheitsschutz im Gesundheitsamt Karlsruhe, bekräftige jedoch, dass bei allen EHEC-Patienten ein klarer Bezug zum norddeutschen Raum herzustellen sei. Man gehe im Moment davon aus, dass sich alle vier Patienten in diesem Raum angesteckt haben. "Eine wichtige Aussage ist, dass es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass sich jemand in unserer Region mit EHEC angesteckt hat", so Wagner weiter. Alle Patienten hätten sich im Norden der Republik aufgehalten, bevor die Krankheit bei ihnen ausbrach. Die einzigen Meldungen in Karlsruhe und der Region kämen ausschließlich vom Städtischen Klinikum, was momentan auf keine weiteren Fälle hinweisen würde, sagte Wagner.

    Die drei infizierten Frauen leiden zudem unter dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS). Dieses sei weitaus gefährlicher als EHEC, so Dr. Eberhard Kniehl, Leiter der Abteilung für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Klinikum. HUS sei eine Nachwirkung von EHEC, was zirka fünf bis zehn Prozent aller EHEC-Erkrankten bis zu zwei Wochen nach dem Durchfall bekommen können. HUS führe zu den lebensgefährlichen Organausfällen und beeinflusse das Zentrale Nervensystem erheblich, sagte Kniehl.

    Bei dem 31-jährigen Karlsruher sei bisher nur EHEC diagnostiziert worden - man müsse abwarten ob sich ebenfalls HUS diagnostizieren lasse. HUS an sich sei nicht ansteckend, so der Mediziner. Der Erreger jedoch, EHEC, sehr wohl. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei theoretisch möglich, stellte Kniehl klar. Im Moment gehe man aber eher durch die Übertragung durch Lebensmittel aus.

    "Die EHEC-Bakterien fliegen aber nicht durch die Luft", so Kniehl. Vielmehr befänden sie sich auf Lebensmitteln. Hausberg erklärte, dass HUS eigentlich eher eine Krankheit bei Kindern sei. Die durch EHEC verursachte HUS trete im Moment aber bei vielen Älteren auf. Zudem sei festzustellen, dass der Krankheitsverlauf schwerwiegender sei als sonst, betonte Hausberg.

    Erhöhte Aufmerksamkeit im Städtischen Klinikum

    Bisher habe sich auch für die Zentrale Notaufnahme (ZNA) nicht viel geändert, so Dr. Harald Pruske, Leiter der ZNA. Neben EHEC gebe es weiterhin die üblichen Durchfallerkrankungen. Die Vorgehensweise sei bei allen Patienten die gleiche: Man isoliere die Patienten und die Pfleger und Ärzte bekämen spezielle Schutzkleidung, sagte Pruske. EHEC sei recht schnell eingrenzbar, da es mit blutigem Durchfall einhergehe.

    Deshalb sei es wichtig, die Ärzte schnellstmöglich mit ausreichend Informationen zu versorgen, dass man Patienten umgehend auf die Isolierstation bringen könne, stellte Pruske klar. Allgemein herrsche erhöhte Aufmerksamkeit, aber ein Patientenansturm sei bisher ausgeblieben. Eine allgemeine Beunruhigung sei zu vernehmen, was sich vor allem in Anrufen widerspiegle, so Pruske.

    Eine Entwarnung konnte weder Ulrich Wagner vom Gesundheitsamt noch Ulrich Meier und die Ärzte vom Städtischen Klinikum geben. Weitere Infektionen seien möglich. Hauptsächlich bestehe die Gefahr aber im norddeutschen Raum. Lediglich die Auswirkungen seien bisher hier wahrzunehmen, so Wagner. Verdachtsfälle solle man frühzeitig melden und eine erhöhte Aufmerksamkeit sei von Vorteil, riet Wagner abschließend.

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