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Karlsruhe: Stadt: "Wir fühlten uns gut vorbereitet" - Wintereinbruch Sonderfall

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Stadt: "Wir fühlten uns gut vorbereitet" - Wintereinbruch Sonderfall

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    Zu früh gefreut: Vor dem Wintereinbruch blickte die Stadt 2010 dem Schneetreiben noch optimistisch entgegen
    Zu früh gefreut: Vor dem Wintereinbruch blickte die Stadt 2010 dem Schneetreiben noch optimistisch entgegen Foto: dpa

    Gleich zu Anfang des Pressegesprächs räumte Bürgermeister Klaus Stapf ein, dass er wohl vor dem Wintereinbruch zu optimistisch gewesen sei: "Wir hatten jetzt sechs Wochen lang tiefen Winter mit den stärksten Dezember-Schneefällen seit Beginn der Aufzeichnungen 1947. Vielleicht sollten wir in Zukunft die Jahrhundertwinter erst am Ende des Jahrhunderts bewerten."

    Bis Weihnachten habe die Stadt auch ausreichend Salz zum Streuen gehabt, erst nach Weihnachten seien die Vorräte zur Neige gegangen. Die große Schneemenge über die Feiertage sei so nicht zu bewältigen gewesen. "Was an Heiligabend alles an Schnee gefallen ist, konnte nicht innerhalb weniger Stunden geräumt werden", so Stapf. Trotz der berechtigten Kritik wolle er darauf hinweisen, dass die Mitarbeiter des Winterdiensts alles getan hätten, um die Straßen zu räumen. "

    Stadt bittet Bürger um Verständnis und Mithilfe

    In diesem Zusammenhang betonte Stapf nochmals die Grenzen des Winterdienstes: "Die Kritik der Bürger verstehe ich. Aber die Straßen können eben nur sukzessive geräumt werden." Zuerst würden die Hauptstrecken geräumt, die Nebenstrecken "immer dann, wenn zwischendrin Luft ist". Wenn Extremfälle gemeldet würden, würden die betroffenen Straßen auch sofort geräumt.

    Erneut bat er die Bürger darum, sich dem Winter anzupassen und auf den Straßen vorsichtiger zu sein. Stapf appellierte auch an die Hilfsbereitschaft der Karlsruher, etwa älteren Mitmenschen auf glatten Wegen unter die Arme zu greifen. "Man muss auch ein bisschen näher zusammenrücken und sich gegenseitig Hilfestellung geben."

    Beschimpfungen der Arbeiter unangebracht

    Winterdienstleiter Hans-Peter Rapp bat außerdem um Verständnis für die Schneehaufen, die sich durch die Räumfahrzeuge auf Gehwegen häuften. "Wir versuchen ganz einfach zu tun, was wir können". Es gebe keine andere Möglichkeit, als den Schnee am Straßenrand aufzuhäufen. Peter Blank, Leiter des Amts für Abfallwirtschaft, forderte mehr Gelassenheit von den Bürgern. Radfahrer sollten im Notfall eben auf die Fahrbahn ausweichen, außerdem gebe es auch für sie geeignete Winterausrüstung.

    Martin Kirsch vom Tiefbauamt bat die Bürger außerdem, ihren Ärger nicht an den Straßenarbeitern auszulassen: "Wir sind ja wirklich hart im Nehmen, aber Beschimpfungen unter der Gürtellinie sind wirklich unangebracht." Vorschläge aus der Bevölkerung würden aber durchaus ernst genommen, erklärte Bürgermeister Stapf und kündigte ein Treffen mit rund achtzig Bürgern an, das noch in dieser Woche stattfinden soll.

    Händler lieferten weniger Streusalz als vereinbart - jetzt soll wieder aufgestockt werden

    Kirsch wies darauf hin, dass es sich bei dem Wintereinbruch im Dezember um einen Sonderfall gehandelt habe: Die Schneemenge und die Dauer der Niederschläge seien überdurchschnittlich gewesen. "Am 24. Dezember hat es nachmittags angefangen und dann die ganze Nacht durchgeschneit. Wenn man da gleich mit Räumen anfängt ist man irgendwann vorne fertig und kann von hinten gleich wieder neu anfangen. Man muss dem Schnee auch einen Vorlauf gewähren", entschuldigte er die liegengebliebene weiße Pracht in der Zeit um Weihnachten.

    Zahlreiche Streusalz-Lieferungen von Erstlieferanten seien nicht angekommen, weshalb man auf Sekundärlieferanten habe zurückgreifen müssen, erklärte Bürgermeister Stapf. Auch Lieferungen aus Frankreich seien nicht angekommen. Das habe man nicht erwartet: "Wir haben uns gut vorbereitet gefühlt, mit besseren anstatt mit schlechteren Lieferungen gerechnet", so der Bürgermeister.

    Der Winter ist noch nicht vorbei

    Er kündigte an, man wolle in Zukunft  die Vereinbarungen zu Lieferbedingungen weiter verbessern. Jedoch hätten schon diesen Winter viele Händler die Vereinbarungen nicht einhalten können. Deshalb wolle man zusätzliche Salzvorräte anschaffen und beim Händler oder in angemieteten Hallen lagern. Außerdem sollen neue Messgeräte bei einer effizienteren Salzverteilung helfen. Sie sollen in alle Fahrzeuge eingebaut werden und so dafür sorgen, dass Salz gespart werden kann. Langfristig könne man derzeit aber nicht planen, weil man nicht wissen könne, wie die Winter ausfallen werden. "Wir können uns nicht auf vier Monate Dauerschnee einstellen", so Stapf. Man müsse auch sehen, wie sich der Einsatz der neuen Messtechnik auf den Salzverbrauch auswirke.

    "Wir erwarten, dass der Winter nochmal zurückkommt", prognostizierte Stapf. Für den nächsten Wintereinbruch würden die Lager deshalb jetzt wieder gefüllt. Dort lägen derzeit 400 Tonnen Streusalz, im Laufe der Woche rechne man mit weiteren 500 Tonnen. "Aber sicher können wir natürlich erst sein, wenn die Ladung auch wirklich bei uns angekommen ist."

    Ausbesserung der Straßen in vollem Gang

    Kirsch wies auch darauf hin, dass die Nachbarstädte sehr ähnliche Probleme gehabt hätten. Die besser geräumten Straßen im Landkreis hätten ein falsches Bild von den Möglichkeiten der Kommunen gezeichnet. Autobahnen und Landkreise würden bei den Salzlieferungen bevorzugt, und deshalb habe die Stadt im Vergleich zum Landkreis nicht genügend Streusalz zur Verfügung gehabt.

    Der aktuelle Zustand der Straßen sei aber nicht auf den Mangel an Streusalz zurückzuführen, so Kirsch. Auch nicht die Kälte allein, sondern die starken Niederschläge würden dem Straßenbelag schaden. Insbesondere wenn Straßen vorgeschädigt seien, beispielsweise durch Risse im Asphalt, bestehe die Gefahr, dass einsickerndes Wasser gefriere und den Belag aufreiße. Durch den darüberrollenden Verkehr käme es dann zu Schlaglöchern.

    Derzeit wiesen 60 bis 65 Prozent der Karlsruher Straßen eine sogenannte "Schadstufe" auf. Dies bedeute, dass auf diesen Straßen mit Rissbildung zu rechnen sei und sie unter Beobachtung stünden, erklärte Kirsch. Gleichzeitig wies er Versäumnisse aus dem Vorjahr zurück: Die Stadt habe im letzten Jahr großflächige Straßenerneuerungen vorgenommen, beispielsweise am Kühlen Krug, am Ostring und am Schwarzwälder Kreuz. "Die erneuerten Straßenabschnitte haben den Wintereinbruch jetzt auch supertoll überstanden", bekräftigte Kirsch.

    Flickschusterei kostet die Stadt bisher eine Million Euro

    Trotzdem gebe es bei den Flickstellen immer die Gefahr, dass einige in der nächsten Saison wieder aufbrächen. Wieviele Schlaglöcher im Moment zu flicken seien, wollte man nicht genau beziffern. Die Kosten für ein einziges Schlagloch beliefen sich im Schnitt auf ungefähr 300 Euro, davon zirka 30 bis 50 Euro für den teuren Kaltasphalt, der in die Löcher gefüllt wird. Dies sei aber noch keine langfristige Ausbesserung, sondern nur die Erstversorgung. Zurzeit stopfe man die Schlaglöcher sogar teilweise mit Blaulicht und Polizeieinsatz, erklärte Kirsch weiter. "Wir rennen mit den Kolonnen durch die ganze Stadt auf der Suche nach Schäden."

    Wegen des letzten Winters, der als besonders strenger Winter zu werten sei, habe man im Laufe des Jahres 2010 insgesamt zwei Millionen Euro für die Ausbesserung der Straßen aufwenden müssen. Für 2011 werde es eher noch mehr werden, sagte Stapf: 2,5 bis drei Millionen Euro wird die Erneuerung der Straßen dann kosten.

    Von Unterfinanzierung könne man aber dennoch nicht sprechen. Zwar habe man mit Altlasten zu kämpfen: In den 90er Jahren seien zuwenig Mittel für den Straßenbau zur Verfügung gestellt worden. Die Mittel des letzten Doppelhaushaltes seien aber ausreichend gewesen. "Wenn am 22. und 23. Februar die Mittel für den neuen Haushalt nach unseren Wünschen bewilligt werden, sind wir im Sommer gut aufgestellt", ergänzte Kirsch.

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