Die Außenrenovierung der bedeutendsten neugotischen Kirche Badens soll für insgesamt 6,5 Millionen Euro unter der Schirmherrschaft von Bernhard Prinz von Baden und Oberbürgermeister Heinz Fenrich umgesetzt werden.
"St. Bernhard entstand im ausgehenden 19. Jahrhundert unter der Federführung des Architekten Max Meckel", ging Fenrich auf den Stellenwert des Bauwerks ein. "Die Kirche begleitet über ein Drittel des Gesamtlebens der Stadt." Der Turm von St. Bernhard bilde den Endpunkt der Kaiserstraße und sei damit als stadtbildprägender Auftakt der Oststadt zu sehen, so der Bürgermeister. "Die Stadt wird das ihre dafür tun, die Kirche so in Szene zu setzen, wie es sich gehört", sagte Fenrich seine Unterstützung zu.
Die Namensvettern Prinz und Schutzpatron von Baden
Durch die Verlegung der Straßenbahn in den Untergrund, komme man diesem Ziel schon ein ganzes Stück näher. Das stadtplanerische Vorhaben der Stadt sei daher als Einheit mit der Sanierung von St. Bernhard zu betrachten, schloss der Bürgermeister sein Grußwort.
Bernhard Prinz von Baden bekundete seine Verbundenheit zu seinem Namensvetter. Der badische Landespatron St. Bernhard sei mit der Geschichte seiner Familie eng verbunden. "Ich freue mich durch meine Schirmherrschaft das Bauvorhaben unterstützen zu können", erklärte der Prinz.
Ausgebaute Brüstung der St. Bernhard-Kirche (Foto: pr) |
"...in 1.000 Stücke zerfallen"
Bereits seit Sommer vergangenen Jahres ist die leitende Architektin, Sonja Behrens, damit beschäftigt, den Kirchturm zu begutachten und alle Schäden fein säuberlich aufzunehmen. Die Schadenskartierung erlaubte der Architektin einen Einblick in die nötigen Restaurierungsmaßnahmen. "Die Schäden am Turm sind erheblich", schätzte Behrens den Zustand des neugotischen Baus ein. Zur Lagesicherung der Steine seien Eisenklammern verwendet worden. Wo die Fugen undicht geworden seien und Wasser eindringen konnte, sei das Eisen korrodiert und habe den Stein gesprengt. "Die Eisenteile sind etwa doppelt so dick, wie ursprünglich", umschrieb Behrens das Ausmaß der Korrosion. An den zierlichen Fialen und den Pavillondächern habe das Eisenoxid die gesamten Bauteile angehoben, erklärte die Architektin die Ursachen der Schäden.
Zu diesen "Eisenproblemen" komme die Verwendung von nicht sehr beständigem Steinmaterial für die Bauzier. Ausgerechnet das filigrane Schleierwerk und die Kreuzblumen seien aus rotbraunem Pfalzburger Vogesen Sandstein gefertigt worden. Dieser sei zwar leicht zu bearbeiten, aber nicht wetterbeständig. "Ich fürchte wenn man diese Kreuzblume nur anfasst, wird sie in 1.000 Stücke zerfallen", verlieh Behrens ihrer Sorge anhand eines Fotos Ausdruck.
"Steinpatenschaften" für St. Bernhard
Fialstück der St. Bernhard-Kirche (Foto: pr) |
Um die Schäden zu beheben, müssten Teile der Kirche abgebaut werden. Nur so könnten die Eisenklammern, "die Übeltäter", wie sie Behrens bezeichnete, durch Edelstahl ersetzt werden. Die zweite Methode sei, einzelne Stücke auszuschneiden und durch neue Steinmetzarbeiten auszutauschen. "So ähnlich, wie wenn man beim Zahnarzt eine Plombe bekommt", habe man sich das vorzustellen, verdeutlichte Behrens.
Die im Januar dieses Jahres begonnenen Bauarbeiten sollen 2007 abgeschlossen werden. Um die anfallenden Kosten stemmen zu können, bittet die Gemeinde um Spenden. So kann jeder durch eine "Steinpatenschaft" die Sanierung eines Wasserspeiers, einer Fiale, eines Pavillondachs oder einer Kreuzblume des Kirchturms unterstützen.
Bauarbeiten sollen 2007 abgeschlossen werden (Foto: ka-news) |
Interessierte können sich unter Telefon 0721/964060 oder per E-Mail an st.bernhard-karlsruhe@t-online.de über die "Steinpatenschaft" erkundigen. Die Sanierung des Turms ist jedoch erst der Anfang des Projekts "Außensanierung der St. Bernhard-Kirche in Karlsruhe". Das Kirchenschiff und die Sakristei sollen folgen. Doch zunächst gilt das Motto Pfarrer Schmidts: "Ob Regen, ob Sturm, alles für den Turm."