1949 werden die beiden neuen deutschen Staaten gegründet. Im Osten entsteht aus den von Russland besetzten Gebieten die Deutsche Demokratische Republik (DDR), ein kommunistischer Staat unter der Kontrolle der Sowjetunion, und im Westen die Bundesrepublik Deutschland (BRD), die von den übrigen drei Siegermächten besetzt ist. Es fängt die Ära des "Kalten Krieges" an, ein Konflikt ohne direkte militärische Auseinandersetzung zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten, der bis zum Fall der Berliner Mauer 1989 anhält.
Anfangs werden die Besatzungsstreitkräfte zum Wiederaufbau und Bewahrung der Ordnung eingesetzt. Doch ab Anfang des Kalten Krieges fungieren sie als Abschreckungsmittel. Karlsruhe liegt in der amerikanischen Besatzungszone und war schon immer Garnisonstadt mit mehreren Militärstützpunkten, die sich hauptsächlich im Norden der Fächerstadt befinden.
Die US-Armee, die als liberalste Siegermacht im geteilten Deutschland bei der vom Krieg erschütterten deutschen Bevölkerung gilt, zieht in vier Wehrmacht-Kasernen in Karlsruhe und Ettlingen ein und baut in Neureut-Kirchfeld-Nord eine fünfte. Sie bleibt bis 1995 dort stationiert.

Smiley Barracks heißt die Kaserne in der Nähe von Neureut-Heide in der Nordstadt, zwischen Kanalweg und Willy-Brandt-Allee. Die offiziellen Grenzen der dazugehörigen Wohnsiedlung Paul-Revere-Village sind Kanalweg, Kentuckyallee, Michiganstraße und Erzbergerstraße.

"Die Amerikaner hatten dort immer große Feste gehabt", erinnert sich Rolf Henninger von der Bundeswehr-Kaserne in Neureut-Kirchfeld. Sie kaufen im PX ein, ein Einkaufszentrum mit amerikanischen Produkten, ausschließlich für die Militärfamilien. Gegenüber von der Erzbergerstraße, zwischen Neureut und der Hardtwaldsiedlung, liegt der US-Flugplatz und Henninger erinnert sich noch heute, wie einmal ein Lockheed C5 Galaxy, damals das größte militärische Großraumtransportflugzeug, dort landet. "Plötzlich wurde alles dunkel", sagt er im Gespräch mit ka-news.
Schon lange wird der Flugplatz nicht mehr genutzt und die Natur hat sich nach Ende der fliegerischen Nutzung ungestört ausbreiten können. Das Gelände, das zu einem der wichtigsten und größten Sandbiotopen Baden-Württembergs zählt, ist heute ein Naturschutzgebiet, das nicht bebaut werden darf.

Im Paul-Revere-Village sind die Wohnungen für die zivile Nutzung mittlerweile umgebaut und das Heisenberg-Gymnasium belegt nun die Räumlichkeiten der ehemaligen Karlsruhe American High School. Die Amerikanische Bibliothek im Kanalweg darf heute von jedem benutzt werden und die vier großen Gebäude, die um die Bibliothek herumliegen, sind Teil eines alternativen Wohnprojekts, das von der MieterInneninitiative Karlsruhe Wohnungsgenossenschaft (MiKa) betrieben wird.
"Dieses Gebäude war zu den Zeiten der Amerikaner auch eine Bibliothek", erklärt Leiterin Julia Arnold. "Unten war die Mess Hall, wo die Soldaten gegessen haben. Als die Amerikaner Deutschland verließen, wurde die Bibliothek über den Freundeskreis der Amerikanischen Bibliothek finanziert, gehört aber heute zur Stadtbibliothek Karlsruhe und bekommt von dort Geld!"

Phillips Barracks, heute unter dem Namen Mackensen-Kaserne bekannt, wird kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut und 1945 den Amerikanern übergeben. Heute gehören die Gebäude zum KIT-Campus. Eine ebenfalls frühere Wehrmacht-Kaserne ist die Gerszewski Barracks, die 1936 zwischen der Eggensteiner Strasse und der Sudetenstrasse in Knielingen als Rheinkaserne ensteht. Hauptsächlich wird die Kaserne als Kommandogebäude und Depot für Fahrzeuge verwendet, die gewartet und gelagert werden müssen. 2004 wird sie abgerissen und zu einem neuen Wohngebiet mit dem Projektnamen Knielingen 2.0 konvertiert.
Die heutige Kirchfeld-Kaserne wurde schon immer ausschließlich von der Bundeswehr genutzt. "1958 wurde der Grundstein gelegt", erklärt Oberstabsfeldwebel (OStFw) Thomas Hempfler. "1964 war der Bau abgeschlossen. Bis 2008 war ein Fernmeldebataillon der Luftwaffe dort stationiert." Heute werden die Gebäude jedoch von der Bundeswehrfachschule verwendet. OStFw Hempfler zeigt anhand einer großen Luftaufnahme, wie nah die verschiedenen Kasernen alle beieinander liegen.
Die Neureut Cantonment ist die einzige Kaserne, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern errichtet wird. Heute ist, außer einem Depot, das von der Bundeswehr genutzt wird, nichts mehr übrig und die Konversion der früheren Gelände zum neuen Wohngebiet Kirchfeld-Nord wurde schon vor Jahren eingeleitet.
"Damals bestand die Kaserne aus zwei Teilen", erzählt Ralf Thurm von der Firma Security Klüh gegenüber ka-news. "Der eine Teil war die CSG - Civilian Support Group - deutsche Gruppen, die hauptsächlich aus polnischen Soldaten gebildet wurden. Man hat sie damals die 'Adenauer-Schattenarmee' genannt, weil Deutschland nach dem Krieg keine große Armee aufbauen durfte. Die Einheiten dieser Gruppe hießen 'Signals' und 'Bridges' und sie waren für den Bau von beispielsweise Brücken zuständig. Der andere Teil bestand aus Soldaten, Panzern und Fahrzeugen."
Ralf Thurm kann sich noch an einen Spezialpanzer erinnern, der zu Transportzwecken eingesetzt wurde. "Manchmal musste dieser Panzer mit dem Zug an eine andere Stelle gebracht werden", sagt er. "Er wurde ausgefahren, mit Stacheldraht umrahmt und Tag und Nacht bewacht. Dann wurde er der Bahn übergeben und stand völlig unbewacht am Westbahnhof, ganz allein und ohne Stacheldraht. Das fanden wir ganz lustig."

Die 1911 entstandene Rheinlandkaserne liegt in Ettlingen und ist die älteste Militäranlage. Sie fungiert zuerst als Unteroffiziersschule und wird 1936 in "Rheinlandkaserne" umgetauft. Zwischen 1945 und 1950 wurden hier Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Von 1950 bis 1995 wurde die Anlage dann für ein US-Pionierbataillon und eine Fernmeldeeinheit genutzt. Hauptsächlich sind hier Ingenieur- und Kommunikationseinheiten untergebracht, die den Gemeinden halfen, Deutschland wieder aufzubauen.
Zwischen 1971 und 1973 ist der junge US-Soldat Jack Kilpatrick in Ettlingen stationiert. "Ich habe als Head Radio Operator im 78. Combat Engineer Bataillon gearbeitet", erzählt Veteran Jack. "Meine Arbeit bestand daraus, die Kommunikation zwischen unserem Stützpunkt und den anderen Stützpunkten zu gewährleisten. Es war eine schöne Zeit - wir waren jung und cool, mit langem Haar", lächelt er.

"Wenn wir abends in die Stadt gegangen sind, haben wir keine Uniform getragen, sondern Jeans. Ich war froh, dass ich in Deutschland war. Die meisten aus meiner Trainingsklasse wurden nach Vietnam geschickt, da waren sie gar nicht darauf vorbereitet. Natürlich waren wir in Deutschland, um das Land vom Krieg zu schützen. Aber wenn wirklich etwas ausgebrochen wäre, wären wir auch nicht vorbereitet gewesen!"
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