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Wilhelmshaven/Karlsruhe: Sprengtests für die Sicherheit: Warum es "Karlsruhe" an den Kragen geht

Wilhelmshaven/Karlsruhe

Sprengtests für die Sicherheit: Warum es "Karlsruhe" an den Kragen geht

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    Die Fregatte Karlsruhe, ein ehemaliges Einsatzschiff der Marine.
    Die Fregatte Karlsruhe, ein ehemaliges Einsatzschiff der Marine. Foto: Bundeswehr

    1982 lief sie vom Stapel, von 1984 bis 2017 war das Marineschiff auf den Weltmeeren unterwegs und legte dabei 748.467,9 Seemeilen zurück. Dies entspricht einer Strecke von weit über einer Million Kilometern. Die 130 Meter lange Fregatte, die im Marinejargon auch mit der Kennung F 212 bezeichnet wird, war im Kalten Krieg im Einsatz. In dieser Zeit gehörte der Konvoischutz, also die U-Boot-Jagd und die Überwasser-Seekriegsführung zu ihren Aufgaben. Ihren letzten Einsatz hatte sie von März bis September 2016 im Mittelmeer vor der Küste Libyens und in der Ägäis. Doch nun ist die "Karlsruhe" in Rente, wurde letzten Sommer außer Dienst gestellt. Seitdem befindet sie sich im Marinearsenal Wilhelmshaven.

    Patenschaft zwischen Schiff und Stadt

    In der Geschichte der deutschen Marine trugen bereits fünf Schiffe den Namen der Fächerstadt. Drei dieser Schiffe wurden sogar durch die Karlsruher Oberbürgermeister der damaligen Zeit getauft. Auch die Fregatte, die nun im Ruhestand ist. Seitdem 1912 die erste "Karlsruhe" in See stach, pflegte die Stadt Karlsruhe zu ihren schwimmenden Namensvettern eine intensive Patenschaft. 

    In dieser Zeit habe sich eine Freundschaft zwischen Stadt und Schiff entwickelt, so die Stadt Karlsruhe und die Deutsche Marine nach eigenen Angaben. Damit die Freundschaft nicht endet, wurde noch am Tag der Außerdienststellung in Wilhelmshaven ein neuer Verein gegründet. So sollen die Beziehungen zu ehemaligen "Karlsruhe"-Fahrern und Marine-Angehörigen aufrecht erhalten werden.

    Die Fregatte Karlsruhe, ein ehemaliges Einsatzschiff der Deutschen Marine war von 1984 bis 2017 auf den Weltmeeren unterwegs.
    Die Fregatte Karlsruhe, ein ehemaliges Einsatzschiff der Deutschen Marine war von 1984 bis 2017 auf den Weltmeeren unterwegs. Foto: Bundeswehr

    Im Falle eines Terroranschlags besser gewappnet

    Laut Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) sind sogenannte asymmetrische Bedrohungen, beispielsweise durch terroristische Anschläge oder Piraterie,  heute der Fokus der Marine. Damit Schiff und Besatzung im Ernstfall besser für solche Ereignisse gewappnet sind, müssen erstmal Tests durchgeführt werden, in welchen derartige Anschläge simuliert werden. Dazu wurde die Fregatte "Karlsruhe" jetzt auserkoren. 

    Die Deutsche Marine gab nun bekannt, dass die "Karlsruhe" im ehemaligen Marinearsenal Wilhelmshaven jetzt auf ihre neue und vermutlich letzte Aufgabe wartet, bevor sie endgültig in den Ruhestand geht: An ihr sollen ab März Ansprengungstests im Sperrgebiet Schönhagen vor der Ostsee-Küste durchgeführt werden. Die Männer der Wehrtechnischen Dienststelle 71 (WTD 71) sprechen von einer ehrenvollen Aufgabe, die der Fregatte "Karlsruhe" nun zuteil wird. Denn die Ergebnisse der Versuche sollen helfen, die Sicherheit der Marinesoldaten zu verbessern. 

    So werden Schocksimulationen durchgeführt, die zu besseren Konstruktionsgrundlagen für künftige Marineschiffe beitragen sollen. Die Testversuche sollen zu zwei Zeitpunkten in je zwei Phasen durchgeführt werden und bis 2020 dauern.

    Und die Tiere? Umweltschützer schlagen Alarm

    Die Uferschwalbe kommen zum Brüten an sandige Steilufer wie es sie an der Ostseeküste gibt.
    Die Uferschwalbe kommen zum Brüten an sandige Steilufer wie es sie an der Ostseeküste gibt. Foto: (NABU/Leo/fokus-natur.de)

    Zu den kommenden Tests im Norden Deutschlands wurden auch schon Gegenstimmen laut: Mit der Bekanntgabe des Vorhabens meldete sich der Naturschutzbund Schleswig-Holstein (NABU) zu Wort. So gäbe es bestimmte Umstände, die laut NABU außer Acht gelassen wurden: Zum einen kommen die Uferschwalben jährlich zum Brüten an die Steilküste Schönhagens. Dort nutzen sie die Wände der Steilküsten, um sogenannte Brutröhren zu bauen. Doch diese selbst gegrabenen, kleinen Aushöhlungen sind nicht wirklich stabil und bei Erschütterungen, wie bei der geplanten Ansprengung, könnten sie einstürzen. 

    In solchen Brutwänden bringen Uferschwalben ihre Sprösslinge zur Welt.
    In solchen Brutwänden bringen Uferschwalben ihre Sprösslinge zur Welt. Foto: (NABU/ Helge May)

    Tierarten über und unter Wasser in Gefahr

    Außerdem könnten die Schockwellen, die durch die Detonationen ausgelöst werden, die Schweinswale verletzen. Die in der Nord- und Ostsee beheimateten Tiere können so sogar ihr Gehör verlieren. Der Schweinswal und die Uferschwalbe: Zwei von einer Hand voll Tieren, die laut NABU Schleswig-Holstein durch die kriegsähnlichen Unterwasser-Szenarien gefährdet sein könnten.

    Schweinswale
    Schweinswale Foto: (NABU/Sven Koschinski)

    Bundeswehr nimmt Stellung 

    Auf Anfrage von ka-news erklärt die Bundeswehr, dass vor der Sprengung zahlreiche Maßnahmen getroffen werden, die das Risiko für Schäden an Tier und Umwelt minimieren sollen. Vor der Ansprengung wird das Schiff von Öl und Schmierstoffen befreit. Zudem werden die Tiere  im Radius von zwei Seemeilen durch sogenannte Vergrämungsmaßnahmen vertrieben. Während der Tests sind Biologen und Walexperten der Bundeswehr anwesend. Im Anschluss werden bei der Sprengung versunkene Munitionsteile geborgen.

    Fazit ist, dass die Fregatte "Karlsruhe" als Einsatzschiff für die Bundeswehr zwar ausgedient hat, nach ihrer Außerdienststellung allerdings noch für Wirbel sorgt. "Von der 'Karlsruhe' wird man deshalb noch in 20 Jahren sprechen", heißt es von Seiten der Marine. Ab März soll mit den Untersuchungen und Ansprengungstests begonnen werden.

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