Gegründet im Jahr 1968 in Washington, sind die Special Olympics aus dem Sportgeschehen nicht mehr wegzudenken. Im vierjährigen Wechsel finden die Sommer- und Winterspiele statt, an denen Sportler mit geistigem Handicap oder Mehrfachbehinderungen ihr athletisches Talent beweisen können.
Die jüngste Veranstaltung fand erst kürzlich vom 16. bis 25. Juni statt und wurde in Berlin ausgetragen. Unter den rund 7000 Sportlern kämpften etwa 441 davon für den deutschen Erfolg in insgesamt 26 Disziplinen.

Auch das deutsche Kanuteam, bestehend aus vier Trainern, acht Athleten und vier Unified Partnern (dies sind Sportler ohne Behinderung, die mit den anderen gemeinsam ein Team bilden), war dieses Jahr vertreten.
Unter ihnen: die beiden Sportler Joe Meiners mit Partner Thomas Federmann und Ante Miletic zusammen mit Elke Langer, sowie die Trainer Erich Attig und Verena Stalder-Eckert.
Ein Dutzend Mal Gold, Bronze und Silber
Sie kommen aus Karlsruhe und Bretten und hatten nach der Veranstaltung ordentlich etwas zu feiern: Insgesamt zwölf Medaillen sahnte das Deutsche Kanuteam ab.

Vier davon sind auf die Leistung der Karlsruher zurückzuführen: Meiners holte ganz alleine im Kanu-Einer Gold, zusammen mit Federmann zweimal Silber auf je 200 und 500 Meter und auch Miletic und Langer konnten sich auf beiden Streckenlängen über Bronze freuen.
Zufällige Begegnung mit Folgen
"Thomas und ich sitzen beide seit der Kindheit im Boot", so Elke Langer im Gespräch mit der Redaktion. Das Thema Inklusion wurde für die beiden durch eine Übungsleiterfortbildung des Kanuverbandes Baden-Württemberg relevant.

"Bei einer Schulung trafen wir auf Verena. Sie musste zum Training mit ihren Athleten immer von Bretten nach Stuttgart fahren und war auf der Suche nach einem Kanuverein, der nicht so weit entfernt ist", erzählt Langer.
"Thomas war sofort begeistert von der Idee. Durch die Pandemie ausgebremst starteten wir im Sommer 2020 ein kleines erstes Training, seither wächst die Inklusionssportgruppe beständig", so Langer weiter.

Nach ihrem ersten Wettkampf im Mai 2022 fuhr die Gruppe noch im selben Jahr zu den nationalen Spielen in Berlin. Dort qualifizierten sie sich für die Weltspiele 2023 und wurden im November für diese nominiert.
Es braucht viel Zeit und Geduld
Von hier an wurde sich dreimal die Woche intensiv vorbereitet - zweimal auf dem Wasser und einmal im allgemeinen Fitness-Training, wie zum Beispiel Schwimmen oder Gymnastik.
"Das Training mit geistig eingeschränkten Menschen ist geprägt durch viele Wiederholungen und kleinen Fortschritten", erklärt Federmann. "Der Schwerpunkt unseres Trainings besteht aus Technikschulung mit vielen Pausen, da man die Konzentration unserer Athleten meist nicht lange aufrechterhalten kann."

Zu den größten Herausforderungen beim Wettkampf zählt das kraftmäßige Einteilen der Distanzen. "200 Meter und 500 Meter muss man einfach unterschiedlich angehen", so Federmann.
Zusätzlich müssen die Sportler mit unterschiedlichen Wetterverhältnissen klarkommen. "Wellig, ruhig, Strömungen: Das Wasser bleibt nie gleich", beschreibt es Federmann.
Warum die Special Olympics so wichtig sind
Die beiden Unified Partner vertreten eine klare Meinung: "Auch Menschen mit geistiger Einschränkung besitzen einen sportlichen Ehrgeiz, wollen sich messen und gewinnen. Diese Leistungen sollen in der Gesellschaft Anerkennung finden.
"Menschen mit geistiger Einschränkung sollen dadurch motiviert werden, sich selbst sportlich zu betätigen", finden sie. Ihr Wunsch für die Zukunft ist, dass diesen Menschen dadurch zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und Teilhabe an der Gesellschaft verholfen wird.

Inklusion soll mehr Gehör finden
Außerdem brauche es mehr öffentliche Aufmerksamkeit, um die Inklusionsbewegung weiter voranzutreiben. "In Deutschland steckt diese nämlich noch in den Kinderschuhen, langsam geschieht aber etwas", so Langer.
Weiter fügt sie hinzu: "Es wäre schön, wenn sich die Special Olympics gleichermaßen etablieren könnten, wie die Paralympics. Bisher gehören auch eher Einrichtungen statt Sportvereine zu den Mitgliedern."

Federmann ergänzt abschließend: "Unser Ziel ist es, unsere Sportgruppe offen für Menschen mit und ohne Einschränkung zu gestalten. Wir würden uns freuen, wenn wir durch unsere Arbeit dazu beitragen, könnten Berührungsängste in der Gesellschaft abzubauen. Wir wollen auf jeden Fall weiterhin sowohl im Breiten- als auch den Wettkampfsport tätig bleiben."