Das Diakonische Werk Karlsruhe betreibt drei solcher Geschäfte: Das Karlsruher Second-Hand-Kaufhaus "Kashka", den Second-Hand-Laden "Jacke wie Hose" sowie die dazugehörige Kinderabteilung "Rappelkischt". Das Kashka in der Karlstraße 90 bietet außer Lebensmittel gebrauchte Ware aller Art an: Weiße Ware (wie Kühlschrank, Waschmaschinen), braune Ware (wie Stereoanlage, Fernseher) Möbel, Lampen sowie Kleidung und Hüte. Bei Jacke wie Hose gibt es Second-Hand-Kleidung von der Stange, aber auch aus dem Wühlkorb. Spenden werden in der Winterstraße 3 gerne angenommen. Die Kinderabteilung, Rappelkischt, direkt nebenan hat Kleidung und Spielzeug im Angebot.
Der Geschäftsführer, Ludwig Engels, bestätigte gegenüber ka-news, dass der Bedarf an Second-Hand-Ware in letzter Zeit eindeutig gestiegen sei. Seit Jahren steigere sich der Verkauf in den Sozial-Kaufhäusern kontinuierlich. Engels macht dafür die Schere zwischen steigenden Lebenskosten und deutlich weniger steigenden Löhnen verantwortlich: "Die Menschen haben einfach weniger im Geldbeutel." Im Moment kaufen rund 400 Menschen pro Tag bei Kashka ein, im Monat Dezember waren es insgesamt bisher 4.200 Kunden. Engels erklärt, dass es sich dabei nicht nur um Bedürftige handelt, sondern auch einige Kunden nur so zum "Kruschteln" kämen und weil sie die Flohmarkt-Atmosphäre anzieht. Aber das sei genau der Sinn der Sache, dass bei Kaska jeder ohne Hemmungen "barrierefrei" einkaufen könne.
An gespendeter Ware mangelt es der Diakonie nicht: Etwa 75 Tonnen Haushaltsgegenstände, Kleidung, Kindersachen und vieles mehr spenden die Karlsruher im Monat für alle drei Second-Hand-Geschäfte der Diakonie. Doch nicht alle Gegenstände sind noch zum Wiederverkauf geeignet. "Manche halten uns scheinbar für die Müllabfuhr", ärgert sich Engels.
Ein neues Kleidergeschäft dieser Art eröffnete gerade letzte Woche in Bad Schönborn. Die "Klamotte" verkauft Kleidung, Schuhe und Hüte, aber auch Haushalts- und Dekoartikel sowie Spielwaren aus zweiter Hand. Hier werden die Kunden von Ehrenamtlichen bedient. Das Geschäft steht in Verbindung mit dem Tafelladen in Bad Schönborn. Auch in Karlsruhe ist ein solcher spezieller Supermarkt zu finden.
Schlange stehen vor dem Tafelladen
Der Beiertheimer Tafelladen verkauft seit fast drei Jahren schon Lebensmittel an Menschen, die von Armut betroffen sind. Die Waren wurden zuvor von Lebensmittelhändlern der Tafel gespendet, weil sie sich am Rande des Haltbarkeitsdatums befinden. Die Kunden des Tafelladens in der Marie-Alexandra-Straße 35 erhalten hier zu Preisen, die bei zehn Prozent des billigsten Karlsruher Warenangebotes liegen, eine große Palette von Grundnahrungsmitteln, Obst, Gemüse, Milchprodukten und Fleisch. Mit einer Kundenkarte, die die Prüfung der Bedürftigkeit durch den Caritas-Sozialdienst dokumentiert, können sie täglich von montags bis freitags im Tafelladen einkaufen.
Marktleiter Jürgen Thoma berichtete gegenüber ka-news von steigenden Kundenzahlen im letzten Jahr. So würden die Kunden jeden Tag etwa zwei Stunden vor Ladenöffnung vor der Tür Schlange stehen, um als erste an die begehrten Produkte zu gelangen. "Der erste steht manchmal schon um 9 Uhr morgens da" erzählt Thoma und das obwohl der Tafelladen erst um 12 Uhr öffnet. Zu den am schnellsten vergriffenen Lebensmitteln gehörten Fleisch und Wurstwaren sowie Molkereiprodukte. Gerade bei diesen Warengruppen ging aber in letzter Zeit die Spendenmenge zurück, so dass der Tafelladen den Bedarf der Kunden nicht decken kann. Ausreichend vorhanden seien dagegen Brot- und Backwaren sowie Obst und Gemüse.
Thoma sieht die Gründe für den steigenden Bedarf an billigen Lebensmitteln in der mangelnden Unterstützung der Arbeitslosen und Hartz IV-Empfänger durch die Kommunen. Er beklagt, dass beispielsweise das Sozialticket nicht realisiert wurde, wodurch die Fahrt zum Tafelladen für viele nicht täglich finanzierbar wäre. Auch der Tafelladen selbst werde nicht genug gefördert. So hätten Politiker im Sommer zugesagt, dem "Sozial-Supermarkt" die Abfallgebühren zu erlassen. "Bis heute ist aber nichts geschehen", beklagte sich Thoma.
Langzeitarbeitslose finden Beschäftigung
Die Beiertheimer Tafel arbeitet eng mit der Karlsruher Tafel und der Durlacher Tafel zusammen. Einen weiteren Aspekt begünstigt die Entwicklung des Beiertheimer Tafelladens: Bisher arbeitslose Menschen über 58 Jahren, die früher in der Lebensmittelbranche berufstätig waren, arbeiten künftig auf der Basis eines Zusatzjobs im Tafelladen mit und bringen so die gesammelte Kompetenz ihres bisherigen Berufslebens in das Projekt ein.
Die Second-Hand-Läden der Diakonie sind zusammen mit dem Dienstleistungszentrum in einem Betrieb gewerblicher Art zusammengefasst, der ohne jegliche Zuschüsse wirtschaftlich arbeitet. Durch den Verkauf erzielt der Betrieb Gewinne, die Erlöse fließen in die Unterstützung von Kinder- und Seniorenarbeit des Diakonischen Werks Karlsruhe sowie in die Arbeit mit Randgruppen. Auch konnten bis heute 25 Arbeitsplätze in Voll- und Teilzeit für langzeitarbeitslose Menschen geschaffen werden. Auch Menschen mit psychischen Erkrankungen finden hier stundenweise Beschäftigung.
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