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Karlsruhe: Smarter Datendieb: Karlsruher Computer-Club warnt vor Handy-Apps

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Smarter Datendieb: Karlsruher Computer-Club warnt vor Handy-Apps

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    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Oliver Berg

    Ansgar Sonntag (32) und Martin Vietz (28) sitzen locker auf dem Tisch. Beide haben schwarze T-Shirts an und gucken entspannt in den Zuschauerraum. Sonntag hat seine langen Rastalocken zu einem Pferdeschwanz gebunden. Und beide kommen aus der Informatik-Branche. Am Donnerstagabend sind sie an das Humboldt-Gymnasium gekommen, um einen Vortrag zu halten: Darüber, wie man sein Smartphone sicherer machen kann, aber vor allem wollen sie wohl für einen sorgsamen Umgang mit den eigenen Daten im Netz sensibilisieren.

    CCC-Vorträge seit 2006

    Der zweite Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Nordweststadt, Simon Graf, sagt gegenüber ka-news: "Das Thema kam bei meinem Sohn in der Klasse auf, dabei stellten wir im Vorstand fest, dass es ein momentan großes Interesse am Datenschutz geben dürfte - wir wandten uns an das Landeskriminalamt und wurden dann an den Chaos Computer Club (CCC) verwiesen."

    Der hiesige "Arm" des CCC ist die "Entropia" Karlsruhe, ihr gehören Sonntag und Vietz an. Über ihre Organisation sagen sie: "Wir versuchen, Kunst mit Technik zu verbinden und daraus etwas Neues zu schaffen." Seit 2006 halten sie die Vorträge, doch das Interesse ist seit den Snowden-Enthüllungen gestiegen. Und so erklären sie abwechselnd, wie das denn sei mit den angegeben Daten von Smartphones.

    "Schöne Geräte, aber unterschätzte Risiken"

    Zu Beginn verwenden sie eine gute halbe Stunde darauf, vor den potenziellen Gefahren zu warnen: Die Daten würden praktisch von allen Anbietern im Internet abgesaugt. Sonntag fragt in den Zuschauerraum wer denn überhaupt ein Smartphone habe. Fast alle Hände gehen hoch, viele der Jugendlichen sind jünger als 15 Jahre. "Das sind schöne Geräte", sagt Sonntag, "doch werden oftmals die Risiken, die diese bergen, massiv unterschätzt". Was er sagt, sind keine wesentlichen Neuheiten, doch die jungen Zuhörer werden immer ruhiger, bis Sonntag und Vietz ausführen, wo die Gefahren des bedenkenlosen Gebrauchs der Taschencomputer liegen: Jetzt ist der Saal ganz ruhig.

    Das Cloud-Computing sei dabei besonders tückenreich. Denn hier werden alle Daten auf Server gespeichert, die die Anbieter "nicht nur aus Nettigkeit kostenlos zur Verfügung stellen". Davon raten die beiden wohl ab. Das Smartphone wirklich sicher zu machen, das ginge wohl ebenfalls nicht - man solle daher darauf achten, dass die Daten auf dem mobilen Begleiter möglichst unverfänglich seien. Das Smartphone sei, dieser Vergleich bleibt nicht aus, eine Art perfekte Wanze: Kamera, Mikrofon, GPS-Ortung, Netzverbindung. Alles enthalten.

    "Kein Online-Banking auf dem Smartphone"

    Man solle dies stets bedenken, nicht einfach nur sorglos sämtliche Daten in Masken auf dem Handy eintragen - und auch darauf achten, ob die darauf gespeicherten Dateien auch unverfänglich seien. Beim Online-Banking mit dem Smartphone stellen sich den Referenten schier die Nackenhaare auf. Davon raten sie dringend ab: "Wer auch nur bisschen was von der Technik versteht und sich einloggen will, der liest alles mit." Auch die Unwiederbringlichkeit wird thematisiert: "Das Internet vergisst nicht - wenn ihr auch etwas löscht, so bleibt es in der Regel doch auf dem Server des Anbieters erhalten".

    Wenn Spiele unverhältnismäßig viele Berechtigungen beantragten, sollte man misstrauisch werden, so Vietz. Beispielsweise sei der Zugriff auf die SMS oder den Kalender in der Regel nicht berechtigt, weil viele Apps für ihre eigentliche Aufgabe dies gar nicht benötigten. Man solle auch mal den "gesunden Menschenverstand" einschalten. Auf Nachfrage von ka-news, dass viel an diesem Abend Gesagtes eigentlich schon einschlägig bekannt sei, sagt Sonntag: "Man arbeitet gegen eine Werbe- und Konsumindustrie:" Diese hält die Füße nicht still und "deshalb müssen wir immer wieder dagegen ankämpfen".

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