"Die Zusammenarbeit, um ein sicheres Fest zu ermöglichen, ist riesig", sagt Markus Wiersch, stellvertretender Geschäftsführer des Eventmanagements bei der Karlsruher Event- und Marketing GmbH (KME), zu Beginn unseres Rundgangs in der Günther-Klotz-Anlage.
Der Grund: Von Feuerwehr, Sanitätern, Security und weiterem Sicherheitspersonal über ständige Kontrollen von Stromversorgung und Wetter bis hin zu einer verständlichen Beschilderung des Geländes müsse alles optimal miteinander abgestimmt werden.
Beleuchtete Wegweiser für Das Fest
Solch eine Beschilderung sei der erste Schritt für ein funktionierendes Sicherheitskonzept. "Wenn die Leute sich genau orientieren können und sich so sicher bewegen, verhalten sie sich auch sicherer", sagt Wiersch. "Deshalb stellen wir dieses Jahr erstmals verschiedene Wegweiser, sogenannte Sicherheitsstelen auf, die die Besucher zu den verschiedenen Geländebereichen navigieren sollen. Nachts werden sie mit gespeichertem Solarstrom beleuchtet", erklärt er weiter.

Natürlich seien Navigation und Orientierung nicht nur innerhalb des Festes wichtig, sondern im Falle des Falles auch ein sicherer Weg hinaus aus dem Gelände. "Daher werden wir große Fahnen mit Notausgang-Symbolen oberhalb der Notausgänge anbringen", so Wiersch. "Und zwar so, dass sie auch auf 50 bis 100 Meter gut sichtbar sind. Denn gute Orientierung ist sehr wichtig für das Sicherheitsgefühl der Besucher."
Drei mögliche Eskalationsstufen für das Sicherheitspersonal
Dass das Gefühl der Fest-Fans alleine aber noch keine rundum lückenlose Sicherheit verspricht, versteht sich von selbst. Daher entwarfen alle beteiligten Organisationen, darunter Wiersch und die KME, ein elaboriertes Sicherheitskonzept. "Nach ähnlichen Vorgaben funktioniert die Sicherheit der meisten Festivals", so der stellvertretende Geschäftsführer.

"Wie stark das Sicherheitspersonal handeln und eingreifen muss, wird durch den Schweregrad der Zwischenfälle bestimmt, die während des Festes vorkommen. Und die teilen wir in drei sogenannte Eskalationsstufen ein", erklärt er. "Die Erste können wir problemlos beheben, ohne den Festivalablauf zu stören, bei der zweiten kann es zu Verzögerungen der einzelnen auftretenden Künstler kommen und bei der dritten kann das Event selbst gefährdet werden."
"Die erste Eskalationsstufe tritt am häufigsten auf"
"Am häufigsten tritt die erste Stufe auf. Das sind kleine Unfälle oder Konflikte, die auch schnell behoben sind. Angenommen, jemand stolpert und verletzt sich leicht. In diesem Fall wendet er sich an die anwesenden Rettungskräfte, etwa das Rote Kreuz oder die Bergwacht, die ihn in eines ihrer Zelte bringen und entweder vor Ort behandeln oder in eine Klinik bringen", sagt Wiersch.

"Ähnliches gilt bei einer kleineren Handgreiflichkeit unter Besuchern. In diesem Fall kann man die anwesende Security benachrichtigen, die den Streit schlichtet oder, wenn es sich nicht vermeiden lässt, Platzverweise erteilt", so Wiersch weiter. Solche Probleme könnten aber ohne größere Aufwände behoben werden.

"Natürlich würden wir uns Gedanken machen, ob jemand aufgrund von unserer Einrichtung des Geländes gestolpert ist oder wir ähnliche Streitereien durch bessere Planung verhindern könnten. Aber grundsätzlich muss man die anderen Besucher innerhalb dieser Stufe nicht behelligen."
"Wir versuchen, höhere Eskalationsstufen zu vermeiden"
Bei der zweiten Eskalationsstufe stehen die Dinge anders. "Hier müssen wir die Acts unterbrechen", sagt Wiersch. "Das kann etwa durch einen Stromausfall passieren. Zwar kontrollieren wir die Stromversorgung fast ununterbrochen, aber wenn es Probleme gibt, die wir nicht mehr vermeiden können, müssen wir die Besucher leider in Kenntnis setzen, dass das Programm erst einmal ausgesetzt wird." Das geschehe mittels der Lautsprecher, die über das ganze Fest-Gelände verteilt sind.

"Die Logistik dafür ist bereits durchgeplant. Wenn wir also ein neues Aggregat bräuchten, wissen wir schon, wo wir es herbekommen und am schnellsten Liefern lassen. Auf diese Weise wollen wir sicherstellen, dass die Unterbrechungen zu kurz wie möglich ausfallen. Grundsätzlich versuchen wir, höhere Eskalationsstufen, so gut wir können zu vermeiden."
"Wir planen das Wahrscheinliche, nicht das Mögliche"
Eskalationsstufe drei sei normalerweise mit schwer vorhersagbaren Ereignissen oder Wetterphänomenen verbunden. "Hier können wir nur versuchen, die Gefahrenpotenziale vorauszusehen und zu minimieren", sagt Wiersch. "Dabei verwenden wir unsere Energie auf das Wahrscheinliche und nicht auf das Mögliche."

Möglich sei einfach zu vieles. Es sei, laut Wiersch, deutlich sinnvoller, die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses gegen sein Schadensausmaß abzuwiegen. "Das Wetter ist für jedes Festival ein entscheidender Faktor", sagt der Sicherheitsbeauftragte. "Deshalb haben wir uns unter anderem zwei Meteorologen mit ins Boot geholt, die uns während Das Fest speziell für die Günter-Klotz-Anlage Wetterberichte und -Prognosen liefern."
"Auf die Hitzewelle sind wir vorbereitet"
Die angekündigte Hitzewelle sei für Wiersch dabei kein Grund zu größerer Sorge. "Wir haben zusätzliches Wasser und mehr Schatten organisiert. Allerdings ist die Günter-Klotz-Anlage an sich mit ihren Rasenflächen auch nicht so stark aufzuheizen, wie unsere Flughafenfestivals. Außerdem werden die Rasenflächen zusätzlich gewässert und sind durch die Bauarbeiten stark mit Staub bedeckt. Die Brandgefahr ist also auch minimiert, wodurch auch ein Rauchverbot nicht vorgesehen ist", erklärt er.

Außerdem gebe es immer noch die Seen, die die Atmosphäre abkühlen. "Dass die Seen zum Gefahrenpotenzial werden können, haben wir auch bedacht. Deshalb stehen beim Roten Kreuz auch Rettungsschwimmer zur Verfügung. Wir können also auf die allermeisten vorherzusehenden Notfälle reagieren", sagt Wiersch. Um aber überhaupt auf einen Notfall reagieren zu können, müsse er erst einmal kommuniziert werden.
"Informationen werden in Sekundenschnelle verbreitet"
Doch auch dieser Aspekt sei innerhalb des Sicherheitskonzepts für Das Fest vollumfänglich gewährleistet. "Wir leiten die Ereignisse über Funk direkt an die primär betroffenen Bereiche weiter", erklärt Wiersch. "Die Bühnenbauer, die mit stabilen Planen arbeiten, interessiert der Regen jetzt recht wenig. Dafür die Elektriker umso mehr. Umgekehrt ist starker Wind den Elektrikern ziemlich egal, während die Bühnenbauer damit zu kämpfen haben."

Trotzdem werde jeder Aufgabenbereich über die aktuellen Fortschritte in Kenntnis gesetzt. "Wenn es nun wirklich zu einer höheren Eskalationsstufe zu kommen droht und jeder benachrichtigt werden muss, hat mein Funkgerät die Funktion des Mastercalls. Das heißt, ich gebe eine Information an sämtliche erreichbaren Mitarbeiter weiter und währenddessen stoppt jede andere Funkkommunikation. So werden Informationen in Sekundenschnelle überall verbreitet." Was passiert jedoch, wenn Das Fest tatsächlich komplett evakuiert werden müsste?
Die Notausgänge sind strategisch verteilt
Für diesen Fall der Fälle sind Wiersch und sein Team ebenfalls vorbereitet: "Wir haben von unserem Gelände aus mehr Notausgänge als gesetzlich vorgeschrieben", erklärt Wiersch. "Diese haben wir strategisch verteilt, dort, wo wir in der Vergangenheit die größten Bewegungen der Menschenmasse beobachten konnten."

Sollte es zum Notfall kommen, könnte die Menge informiert und gleichmäßig evakuiert werden. "Hierzu haben wir ein Konzept, dass wir die Ströme an Menschen gezielt aus verschiedenen Ausgängen hinausleiten, sodass es nicht zu Gedränge oder zur Verstopfung der naheliegendsten Fluchtmöglichkeiten kommen kann", sagt der Sicherheitsbeauftragte. "Wir haben auch dafür gesorgt, dass rund um die Notausgänge Halteverbote für die Dauer des Festes eingerichtet werden."
Insgesamt sei Wiersch also zuversichtlich, dass das Sicherheitskonzept ein weiteres Jahr zu einem sorgenfreien Fest-Erlebnis führen wird. "Ein Sicherheitskonzept ist auch teilweise dazu da, dass man Dinge nicht sieht und unbeschwert die Kultur genießt.
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