Dass sich das Klima wandelt, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Bis vor Kurzem wurde allerdings angenommen, dass man den allgemeinen Temperaturanstieg auf zwei Grad begrenzen könnte. Laut einer Pilotstudie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Frankfurt zum Klimawandel in deutschen Großstädten wird sich das das Klima nun aber schneller verändern als zunächst angenommen.
Der April dieses Jahres sei der wärmste seit 1890 gewesen und der Meeresspiegel steige seit 1993 doppelt so schnell wie in den vorangegangenen 32 Jahren. Es werde immer unwahrscheinlicher, dass das Zwei-Grad Ziel eingehalten werden könne, sagte Wolfgang Kusch, Präsident des Deutschen Wetterdienstes im April in Berlin.
"Wir empfehlen Frankfurt ein Sonnensegel"
Paul Becker, Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt und Mitglied des Vorstands des DWD zieht im Gespräch mit ka-news den zwingenden Schluss: "Stadtplaner müssen jetzt schon die künftigen Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen." Würden die Strukturen der Städte nicht den steigenden Temperaturen angepasst, könnte das ernsthafte Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung mit sich bringen. Mögliche schützende Maßnahmen seien zum Beispiel grüne Inseln in der Innenstadt, mehr Parkanlagen, Arkaden und Sonnensegel.
Gerhard Müller-Westermeier, Autor und Klima-Experte beim DWD rät: "Wir empfehlen Frankfurt Sonnensegel über der Zeil." Hans-Georg Dannert, Leiter der Frankfurter stadtinternen Koordinierungsgruppe Klimawandel zeigt sich interessiert: "Wir haben noch keine konkreten Pläne, aber wir werden mit Sicherheit in naher Zukunft auf den Klimawandel reagieren.
" Ein Sonnensegel sei eine von vielen guten Ideen der Hitzeentwicklung in der Innenstadt entgegenzuwirken. Man könne auch einiges mit der Verwendung verschiedener Baumaterialien, Farben und der Ausrichtung von Gebäuden erreichen.
Karlsruhe wärmste Stadt des Landes
Über Arkaden, Marquisen und die Pflanzung von Laubbäumen werde bereits nachgedacht. Bäume seien allerdings erst auf lange Sicht effektiv, da sie erst wachsen müssen, Sonnensegel seien eine schnelle Alternative. "Sonnensegel schützen gleichzeitig vor großer Hitze, UV-Strahlung und Regen. Wenn man diese Segel oder andere Überdachungen mit Solarelementen überzieht, ist das auch für die Stromproduktion nicht ungeschickt."
Sollte auch Karlsruhe Vorkehrungen treffen? Die Fächerstadt hat nach Freiburg die meisten Sommertage in Deutschland und ist die wärmste Stadt des Landes. Vorbereitungen für den Klimawandel zu treffen sei in jeder Stadt sinnvoll, so Müller-Westermeier: "Selbstverständlich empfehle ich auch für Karlsruhe grüne Inseln und Sonnensegel!"
Erste Pläne für Messplatz und Hauptbahnhof
Die Stadt zeigt sich nicht überzeugt: Harald Ringler, Leiter des Stadtplanungsamtes Karlsruhe hält den Bau von Sonnensegeln in Karlsruhe nur in Einzelfällen für sinnvoll. "Als Dauereinrichtung sind Sonnensegel in Karlsruhe nicht geeignet, rein technisch ist das schon nicht unkompliziert." Ins Stadtbild würden sie auch nicht passen. Grüne Inseln und vor allem Brunnen und große Wasserflächen hält er für wirkungsvoller und zusätzlich stadtpflegend.
So gebe es bereits erste Pläne für einen Wasserfilm auf dem Messplatz und eine Wasserfläche am Hauptbahnhof. Außerdem werde durch Hanggebiete und Grünzungen die Durchlüftung der Stadt gewährleistet. Diese seien "zu erhalten und nicht zu bebauen", so Ringler gegenüber ka-news.