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Karlsruhe: Schwitzen statt Sitzen

Karlsruhe

Schwitzen statt Sitzen

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    Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss aus dem Badischen Landesverband für soziale Rechtspflege, dem Verband Bewährungs- und Straffälligenhilfe Württemberg e.V. und dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband - Landesverband Baden-Württemberg. "Ich freue mich, dass wir für die flächendeckende Übertragung des Projekts "Schwitzen statt Sitzen" einen so kompetenten Partner gewinnen konnten", erklärt der baden-württembergische Justizminister Professor Dr. Ulrich Goll. Bis zum ersten Januar nächsten Jahres wird die Vermittlung ganz in die Hände der freien Träger gewandert sein.

    Die lokale Vertretung des Netzwerkes in Karlsruhe ist der Verein für Jugendhilfe e.V.. Jugendlichen und Erwachsenen wird bei der Suche nach einer gemeinnützigen Arbeit geholfen und wer will, kann sich in Schuldenfragen beraten lassen. 300 bis 350 Personen betreute die zuständige Mitarbeiterin Birgit König-Jörg jährlich. Ab 1. Oktober, wenn sie alle Fälle der Gerichtshilfe übernimmt, werden es wohl 1.000 bis 1.200 sein. Dann werden zwei neue Mitarbeiter eingestellt, die ihr die Verwaltungsaufgaben, wie zum Beispiel Korrespondenz mit der Staatsanwaltschaft, abnehmen. Ab Januar 2008 wird der Verein auch bei Bewährungsauflagen und Verfahrenseinstellungen vermitteln.

    Motto des Vereins für Jugendhilfe: "In Freiheit strafen statt Freiheitsstrafe"

    Betroffene werden häufig über die Staatsanwaltschaft zu König-Jörg verwiesen. "Meistens rufen sie an, nachdem sie den Strafbefehl erhalten haben, weil sie nicht zahlen können. Dann muss ein Tilgungsantrag gestellt werden. Danach laden wir sie zu einem Erstgespräch ein", so König-Jörg. In diesem wird gemeinsam erörtert, welche Stärken der Stellensuchende hat und wo er gerne arbeiten würde. Üblicherweise folgt dem eine Anfrage von König-Jörg bei einer geeigneten Stelle und ein Vorstellungstermin.

    Auch für schwierige Fälle gibt es die Möglichkeit, eine Freiheitsstrafe gemeinnützig abzuarbeiten. Zwei Arbeitsgruppen gibt es, die für Personen gedacht sind, die sich nicht weitervermitteln lassen. Unter der ständigen Betreuung eines Arbeitserziehers halten diese Grünflächen und Haltestellen der Straßenbahnen sauber. "Das ist besser, als wenn einer im Gefängnis sitzt.", so König-Jörg. Viele Häftlinge verlören nicht nur den Beruf, auch soziale Bindungen nach "außen" würden unter der Haft leiden, erklärt sie. Dafür würden sie dann von anderen Häftlingen lernen.

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

    König-Jörg überprüft telefonisch, ob die Person beim Vorstellungsgespräch erscheint und ob sie am ersten Arbeitstag kommt. Auch wenn jemand länger als drei Tage unentschuldigt fehlt, wird sie informiert. Doch sie hat mit ihren "Klienten" gute Erfahrungen gemacht. Für etwa 70 Prozent lohne es sich zu ihr zu kommen. "Viele haben kein Geld, leben von Hartz IV, aber haben Familie. Die arbeiten gut mit. Sie hoffen, dass sie vielleicht eine Stelle oder zumindest ein befristetes Arbeitsverhältnis angeboten bekommen und oft ergibt sich so etwas dann auch.", so König-Jörg. Außerdem sei es für viele wichtig, wieder das Gefühl zu haben, dass sie gebraucht werden. Denn, so König-Jörg weiter, wer gut mitarbeite, bekomme natürlich auch ein entsprechendes Feed-back.

    Die Statistik gibt ihr Recht: Die Zahl der Personen, die sich dafür entscheiden, die Vollstreckung der Ersatz-Freiheitsstrafe ganz oder teilweise durch gemeinnützige Arbeit abzuwenden steigt kontinuierlich. 2000 waren es noch 2.406 Personen, letztes Jahr schon 5.601. Sehr zur Freude Golls: "Durch das Projekt "Schwitzen statt Sitzen" konnten wir in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 195.313 Hafttage einsparen.[...] Das sind 1,9 Millionen Euro pro Jahr." So kommt das Projekt beiden Seiten zugute.

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