Das Elixier, eine Karriere vom Schriftsetzer-Auszubildenden über den Vertriebsleiter Merchandising des Karlsruher SC bis hin zum aktuell freischaffenden Künstler und Designer zu bestreiten, speist sich für das Vorstandsmitglied des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) aus einem Wort: Lernen. Dazulernen.
Im Gegensatz zu seiner freien, kreativen Seite besitzt der berufliche Weg Zankels wirkliche Stringenz. 1948 im bayerischen Nördlingen geboren, ist für ihn schon früh klar, dass er Schriftsetzer werden will. "Eine Lanze für das Arbeitsamt", denn ein fähiger und weitsichtiger Berater plant ihm seinen Weg vor, der ihn schon mit 14 Jahren vom grafischen Studium träumen lässt. Seine Sporen muss er sich aber erst mal ganz woanders verdienen. Im "Dreck und Staub" nämlich, den er bis heute aus seinem Leben verbannt, wo es möglich ist.
"Was man mal erlernt hat, verlernt man nicht mehr"
Die erste Druckerei, in der er ab 1962 seine dreijährige Schriftsetzerlehre macht, muss er bald im Alleingang schmeißen. Aber auch hier, wie bei der nächsten Station, lernt Zankel früh, was es heißt, Verantwortung zu haben. Nachdem er bei der "Augsburger Allgemeinen Zeitung" als "Metteur" anheuert, kommt die Erfahrung des Zeitdrucks dazu. Aufsehenerregend sind für ihn in diesem etwa fünfjährigen Abschnitt seines Lebens Ereignisse wie die Hongkong-Grippe-Epidemie, die es nötig macht, an einem Sonntag alleine drei Seiten Todesanzeigen setzen zu müssen.
Nach überstandener Bundeswehrzeit und geglückter Heirat zieht es den Zeichenbegeisterten 1970 zum Fachhochschulstudium nach Augsburg. Vier Jahre erlernt Zankel dort Techniken und thematische Felder wie Zeichnen, Kalligraphie, Typographie und Fotographie. Aber auch buchbinderische Fähigkeiten waren für das Diplom im Studiengang Grafik-Design gefragt, das er 1974 mit einer Anzeigenserie zum Thema Umweltschutz abschließt. Der Diplom-Designer arbeitet fortan in einer Werbeagentur.
Viel Schein statt Sein
Sein weiterer Weg führt Zankel 1979 als Werbeassistent und späteren Werbeleiter nach Karlsruhe. Als Ausgleich zum beruflichen Stress und ständigem Betreten von Neuland entwickelt sich dabei immer mehr die Kunst. Im Gegensatz zur wachsenden Verantwortung mit Werbeetats und beruflichen Auslandsreisen bleibt die freie Beschäftigung mit der Kunst bis heute seine Lieblingsbeschäftigung. Sie bringt ihm neben zahlreichen Ausstellungen 1981 auch die Mitgliedschaft im Badischen Kunstverein ein.
Schrift überall: Mehrere Lagen verschiedener Schriftenübereinander charakterisieren die Werke Zankels (Foto: ka-news) |
Die nächste berufliche Station des mittlerweile dreifachen Familienvaters Zankel ist wohl die schillerndste. So ist er von 1996 bis 1999 beim Karlsruher SC Vetriebsleiter im Bereich Merchandising und lernt den anderen "Dreck" kennen, einen mentalen, der sich bei so vielen "Intrigen, Lügen, Sprücheklopfern und Dilettanten" nicht so leicht abwaschen lässt. Der verpasste Wiederaufstieg 1999 bedeutet auch für ihn das Karriereende beim KSC, Kontakte aber sind geknüpft und ein großer Lerneffekt auch in diesem Bereich erzielt. Nach einem Jahr "digitaler Vorbereitung" folgt 2002, was nach "viel Erfahrung, genialen Kontakten und einem unbändigen Willen zum Erfolg" schlüssig ist: Die Selbständigkeit.
"Die Kunst ist für mich wichtiger denn je"
"Schrift ist sichtbare Sprache." Mit diesem Satz verdeutlicht Zankel, was er über die Bedeutung von Geschriebenem denkt. Zugleich unterstreicht diese Aussage, dass Schrift, im speziellen Handschrift, für Zankel "persönliche Spuren" sind, Ausdruck von Individualität. Dass Schrift und die Lehre der Schrift - die Typographie - ihn quasi ein Leben lang begleitet haben, ist sowohl an seiner beruflichen als auch an seiner privaten Lebenschronik abzulesen. Handschriften, insbesondere seine eigene, sind heute Charakteristikum und auch Einnahmequelle in seinem Leben.
Zankel ist vielfältig, arbeitet mit Radierungen, Federzeichnungen, Holzschnitten und Siebdruck. Die einfachen Materialien sind es aber, die Kunstwerke aus ihm herauslocken. Da sind es kaschierte Fotografien und alte Schulhefte, die Teil eines Kunstwerkes werden und es personalisieren. Die Farben mischt er aus feinen Materialien, auch die Rahmen baut er alle selbst. Die Rückseiten beklebt er mit Ttelblättern von Tageszeitungen, um sich zu erinnern, welche Stimmung in der Entstehungszeit herrschte.
Mit seinen Werken verarbeitet auch Erlebnissse und Eindrücke, wie den 11. September oder die Anschläge in Madrid, deren Folgen er selbst hautnah miterlebte. Aber auch andere kommen zu Wort, in einer Schule durften Lehrer, Eltern und Schüler Gedanken aufzeichnen, die von Zankel zu Kunst verarbeitet wurden.
"Schreibt! Das bleibt". Beispielhaft für diese Aussage sind Zankels so genannte "Unikat-Grußkarten", handgefertigte, -geschriebene und individuell verarbeitete kleine "Türöffner" in diesem von wichtigen Kontakten so abhängigen Geschäft. Und auch Visionen hat der Künstler Zankel noch, wenn er davon träumt, dass Karlsruhe 2010 Europas Kulturhauptstadt wird. "Ein großes Projekt" soll es sein, das in ihm "schon am Reifen" ist. Überraschende Ideen und Wendungen gab es schon immer im Leben des kunstverbundenen Designers. Ein bisschen Risiko und "den Versuch, kreativ zu sein", hält Zankel demzufolge für seine größte Stärke. Wer noch mehr Information und persönliche Antworten haben will, der besucht unser ka-news-Profil oder die unten aufgelisteten Internet-Seiten des Künstlers und Menschen Dietmar Zankel.