Würde niemand etwas gegen die Schnaken unternehmen, könnten die Karlsruher kaum die jetzigen Sommerabende im Freien genießen, stellt Oliver Same, Kommunalleiter für Karlsruhe beim Kommunalen Aktionsbündnis zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), fest. Ganze Schwärme würden sich über die Bewohner hermachen und sie mit fast unerträglichem Juckreiz auf der Haut zurücklassen.
Biologisches Mittel gegen Schnakenlarven
"Karlsruhe ist gesegnet mit Brutplätzen", meint Same ironisch. Mit dem Rhein, der Alb und dem Federbach durchziehen die Stadt große Wasseradern. In deren Umfeld gebe es zahlreiche Stellen, die regelrechte Brutparadiese für die kleinen Blutsauger darstellten. Gerade nach kräftigen Schauern mit Überschwemmungen und anschließender schwüler Hitze fänden diese optimale Bedingungen, um sich zu vermehren. "Da es deutlich mehr solcher Wetterlagen gegeben habe, hatten wir dieses Jahr mit sehr viel Massenbefall auf großen Flächen zu kämpfen", erklärt Schnaken-Jäger.
Er und seine fünf Mitarbeiter halten die Schnakenbrut das ganze Jahr in Schach und sorgen dafür, dass sich die Larven erst gar nicht in fliegende Übeltäter verwandeln können. "Mit dem Hubschrauber und zu Fuß verteilen wir das biologische Bekämpfungsmittel, das Bakterium BTI, großflächig dort, wo ein Massenbefall zu erwarten ist", erläutert er. Der Bacillus thuringiensis israelensis (kurz: BTI) produziert ein Eiweiß, das in den Darm der Schnakenlarven eindringt und dort die Zellen zerstört. Dabei schädige es ausschließlich die Larven. Sind diese erstmal geschlüpft, könne auch das Bakterium nichts mehr ausrichten.
Regelmäßige Kontrolle an Gewässern in und um Karlsruhe
Die Kritik französischer Wissenschaftler, das Mittel töte die Nahrungsgrundlage der Vögel in den Rheinauen ab, weist Same zurück. "Nur ein bis zwei Prozent der Futters der dortigen Vögel besteht aus den Mücken." Auch Tieren in Teichen und Tümpeln mache das Bakterium nichts aus. Für Menschen sei das Mittel ebenfalls völlig ungefährlich. "Es ist das perfekte Mittel gegen Schnaken."
In diesem Jahr habe es bereits sehr viel zu tun gegeben. "15 Hubschrauber-Einsätze sind wir in diesem Jahr schon geflogen, wo wir BTI in Granulatform auf betroffene Gebiete abwerfen. Sonst haben wir jährlich fünf bis sieben." Insgesamt sei Karlsruhe in diesem Jahr aber auch sehr gut weggekommen, betont Oliver Same. Das liege besonders auch an den engmaschigen Kontrollen, die Same und seine Mitarbeiter regelmäßig unternehmen. Knapp 50 Cent pro Einwohner kostet diese Form der Schnakenbekämpfung die Stadt im Jahr.
Hausgemachte Plagen im heimischen Garten
Für den Kampf gegen Mückenpopulationen in Privatgärten sei dagegen der jeweilige Besitzer zuständig. Dort können Nachlässigkeiten, wie eine dauerhaft verstopfte Regenrinne, Regenfässer und vergessene Eimer leicht Schnakenplagen produzieren, weiß eine Sprecherin der Stadt Karlsruhe. In diesem Fall berate das städtische Gartenbauamt die betroffenen Hobbygärtner. Erste Hilfe bei hausgemachten Mückenplagen leisten die sogenannten Culinex-Tabletten, die das Bakterium BTI enthalten und die die Stadt an zahlreichen Ausgabestellen kostenlos verteilt.
"Die Tabletten wirft man einfach in den Teich, sobald man die Schnakenlarven auf der Wasseroberfläche entdeckt", erklärt die Sprecherin. Rund 3.000 Schachteln des Bekämpfungsmittel habe die Stadt in diesem Jahr ausgegeben. Das sei verhältnismäßig viel. "Das zeigt, dass der Bedarf da ist, die Leute das Angebot kennen und es gern in Anspruch nehmen." Weitere Informationen zur Hausschnakenbekämpfung hat die Stadt auf ihrer Internetseite zusammengefasst. Dort finden betroffene Gartenbesitzer alle Stellen, wo sie die Culinex-Tabletten bei Bedarf abholen können.