"Bei Clubs gibt es zwei Schattierungen", meinte Eidenmüller. Zum einen gehe es um Spaß und Kultur, zum anderen aber auch um Alkohol, Rumhängen und Gewalt. "Es ist eine Sauerei, was da zum Teil stattfindet", so der Bürgermeister. Ein regelrechtes Grausen verursache bei ihm schon allein die Werbung mancher Einrichtungen: Frauenpower bei der Energynight, für Frauen jeder Vodka billiger - dass die Clubs für die Qualität ihres Hauses über Alkohol werben, sei "unerträglich". Die Stadtverwaltung wolle deshalb alles tun, um gegen solche Dinge vorzugehen. Gerade die Jugendlichen wolle man auffangen, sie ins Leben führen, ihnen Bildung und Orientierung geben, ganz ohne Zwang sondern mit guten Angeboten.
"Man darf die Menschen nicht durch Alkohol kaputt machen"
Bei diesem Jugendlichen ist der Morgen nach der Party sprichwörtlich im Eimer (Foto: ka-news) |
"Die Jugendlichen nehmen das traditionelle Kulturangebot nicht mehr an", bedauerte Eidenmüller. Theaterbesuche seien bei den meisten nicht mehr in Mode, genau so wenig wie das Engagement in der Gesellschaft, zum Beispiel die Mitarbeit bei der Feuerwehr. Stattdessen würden die Jugendlichen auf der Straße herumhängen. Ihre Sozialisierung erfolge, anders als früher, über das Musikfernsehen, aber eben auch über die Clubkultur. Deshalb müsse hier angesetzt werden. "Man muss die Menschen dort erreichen, wo sie hingehen", erläuterte der Bürgermeister.
Sharokh Dini, Besitzer der "Mood Lounge" in Karlsruhe, unterstrich, dass es durchaus Menschen gebe, die nicht zum Saufen in die Clubs kämen, sondern um zu tanzen und Spaß zu haben. Das sehe er an seinen eigenen Gästen. Falls es bei ihm jemals zu exzessiven Trinkgelagen komme, wolle er seinen Laden lieber dicht machen, um nicht "das Schlechte in der Welt" zu unterstützen. "Man darf die Menschen nicht durch Alkohol kaputt machen", mahnte Dini.
Was hat den Alkohol-Trend ausgelöst?
Alkohol ist nich nur in den Clubs beliebt (Foto: pr) |
Laut Alexander Zosel, Vorstand der City-Initiative und Inhaber des "Unterhaus", interessieren sich gerade einmal 20 Prozent der jungen Leute für das kulturelle Angebot in den Clubs. "80 Prozent gehen dagegen nicht wegen der Musik aus, die wollen Party machen", so Zosel. Den Clubbesitzern gehe es nicht darum, dieser Kundschaft durch Alkohol zu schaden, sondern schlichtweg um den Gewinn. Das sei nun einmal das, was die meisten Menschen wollen, damit lasse sich Geld verdienen. "Junge Leute finden es heute cool, besoffen zu sein, auch Frauen. Das war früher nicht so", erklärte Zosel.
Den Ausgangspunkt für diese alkoholschwangere Entwicklung sehe er nicht in den Clubs. "Das fängt schon früher an", meinte der "Unterhaus"-Chef. In die Clubs dürften die Menschen schließlich erst ab 18 Jahren. Schon davor werde man aber zum Beispiel auf Vereinsfesten mit dieser trinkfreudigen Einstellung versehen. Außerdem hält Zosel die Depression der Bevölkerung für einen Grund. Heute herrsche eine "Alles wird schlechter-Mentalität", die den Griff zur Flasche anfeuere, und die Einstellung "Geiz ist geil".
Zusammenarbeit der Clubs gefordert
Money makes the world go around (Foto: pol) |
Dass man die Menschen über den Geiz packen könnte und einfach die Preise für Alkohol erhöhe, um sie vom übermäßigen trinken abzuhalten, hält Zosel in der Praxis für schwierig. Unter den Clubs tobe ein großer Konkurrenzkampf, der sich eben auch auf die Preise niederschlage. Wer das billigste Angebot mache, gewinne. "Einen Longdrink für fünf Euro verkaufen geht nicht mit der Konkurrenz nebenan", bedauerte Zosel.
Im Kampf zwischen Ertrag und Moral sieht sich auch Atila Erginos, Inhaber der "Krone" am Karlsruher Marktplatz. Einmal seien Jugendliche bei ihm zu Gast gewesen, die keine Ausweise dabei hatten und ganz sicher noch nicht volljährig waren. Was hätte er tun sollen? Durch einen Rausschmiss hätte er Geld verloren und sie wären einfach in den nächsten Club gezogen, befürchtete Eginos. Deshalb fordere er eine Zusammenarbeit der Clubs, um gemeinsam gegen das Problem vorzugehen.
Viele hochwertige Kulturangebote in Karlsruhe
Darauf konnte sich die Gruppe dann auch am Ende einigen: Eine Zusammenarbeit zwischen den Clubs sowie dem Kulturamt, vielleicht eine Werbekampagne gegen den Alkohol-Trend. "Mood Lounge"-Chef Dini und Swen Kraus vom Freundeskreis "Gotec" erinnerten außerdem daran, dass es in Karlsruhe viele hochwertige Kulturangebote wie das "Tollhaus" oder den "Tempel" gebe. Gerade die Jugendlichen würden diese Einrichtungen jedoch kaum besuchen. Viele wüssten gar nicht, dass es sie gebe. Hier sei das Stadtmarketing gefordert, sagte Kraus.