Um den sieben Meter langen weißen Koloss vom Lkw abzuladen, musste die Ettlinger Straße am Dienstagmittag stadteinwärts gesperrt werden. Um die medizinische Druckkammer an ihren Bestimmungsort zu transportieren, bedurfte es genauster Millimeterarbeit. Doch nun steht die Kammer, in der bis zu zwölf Personen Platz finden, im künftigen Druckkammerzentrum Karlsruhe.
Überdruck nicht billig: Bis zu 240 Euro kostet eine Behandlung
Hier werden ab Anfang Juli dieses Jahres Patienten mit Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, mit Problemwunden, wie offene Füße durch Diabetes, oder nach Tauchunfällen und Rauchvergiftungen mit der sogenannten Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) behandelt. Mit einem Druck zwischen 2,4 und 2,5 Bar absolut (1,4 bis 1,5 Bar Überdruck) sollen die Krankheitsbilder der Patienten verbessert werden, hofft Hanspeter Klicznik, Geschäftsführer des Druckkammerzentrums Freiburg.
Klicznik eröffnet nun neben Freibug das zweite Druckkammerzentrum der Gesellschaft. "Bereits seit 2005 reifen die Pläne, in Karlsruhe ein solches Zentrum zu errichten", sagte Klicznik im Gespräch mit ka-news. "Krankheiten sind keine Gesetzmäßigkeit" und so hofft Klicznik, dass das Druckkammerzentrum ab Juli in Karlsruhe gut laufen wird. Denn die Behandlungen bei Überdruck sind nicht billig: 199 bis 240 Euro kostet eine Behandlung. "Je nach Art der Krankheit sind zwischen 10 und 25 Behandlungen notwendig", so der Geschäftsführer.
Behandlung in Druckkammer kann lebensrettend sein
Für Patienten gesetzlicher Krankenkassen sieht er wenig Hoffnung auf Kostenübernahme. Lediglich Privatpatienten könnten nach Ausschöpfung der Standardtherapien mit einer Übernahme der Behandlungskosten rechnen. Dennoch ist Klicznik guten Mutes, dass das erste Druckkammerzentrum in Karlsruhe gut angenommen werde. Denn die Behandlungsergebnis sprechen für sich, so der Experte: Bei Hörstörungen verspreche die rechtzeitige Behandlung im Anfangsstadium bei einem Viertel aller Patienten eine deutliche Besserung.
Bei Tauchunfällen oder Rauchgasvergiftungen könne eine Behandlung in der Druckkammer sogar lebensrettend sein, sagte Klicznik weiter. "Bei einem schweren Tauchunfall kann die Behandlungsdauer sogar bei bis zu sieben Stunden liegen", ergänzte Bernhard Sick, der technische Beauftragte des Druckkammerzentrums vor Ort. Bei der Druckkammer, die nun in Karlsruhe steht, handelt es sich um eine Kammer mit neuestem Standard. Inklusive Anlieferung und Aufbau belaufen sich die Kosten laut Sick auf zirka eine Million Euro. "Die Kammer alleine kostet um die 500.000 Euro."
Über die HBO-Therapie:
Die Hyperbare Sauerstofftherapie hat nach Angaben des Druckkammerzentrums Freiburg ihre Ursprünge in der Tauchmedizin. So sei sie bis heute bei Tauchunfällen mit Dekompressionserkrankung (DCS), aber auch bei schweren Rauchgasvergiftungen und CO-Intoxikation internationaler Standard. HBO fördere die Regeneration im menschlichen Körper. Sauerstoff, unter Überdruck eingeatmet, löse sich um ein Mehrfaches. Der hohe Sauerstoff-Partialdruck wirke positiv auf das Gewebe und auf die Kapillaren und führe so zur Regeneration von Sinnes- oder Knochenzellen und Gewebe.
Die HBO-Therapie könne auch dann noch mit Erfolg eingesetzt werden, wenn Standard-Behandlungen unbefriedigend verlaufen seien. Bevorzugte Einsatzgebiete sind Hörsturz, Tinnitus, Knalltrauma und Schalltrauma, nicht heilende Wunden, beispielweise bei Diabetischen Fußsyndrom, Knochenmarködemsyndrome, späte Bestrahlungsfolgen beziehungsweise Bestrahlungsschäden nach Krebsbestrahlung, Fazialisparese und Retitinis pigmentosa. Neben Freiburg und Karlsruhe stehen in Heidelberg, Stuttgart und im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus vergleichbare Duckkammern.