Wie in einer großen Autowaschanlage rotieren die riesigen Bürsten. Es spritzt, kurz hat man den Eindruck, man stehe im Nebel. Doch dann weicht der Dunst und es scheint, als wäre gerade eine Folie abgezogen worden: Wo vorher noch ein mattes Grau schimmerte, leuchten nun die Farben.
Sand tanken und Kaugummireste entfernen
Straßenbahnen vom Dreck befreien, dies ist eine der Hauptaufgaben, die die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und der Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG) im Betriebshof Gerwigstraße haben. Wenn die Bahnen dort, am späten Nachmittag meistens, nach und nach einrollen, ist Eile angesagt: Zunächst werden die Fahrzeuge ausgefegt und die Mülleimer entleert. Zwei bis vier Minuten pro Straßenbahn sind dafür vorgesehen. Gleichzeitig wird frisches Wasser getankt, etwa für Toiletten in den Bahnen. Aber nicht nur mit Wasser werden die Fahrzeuge "betankt". Weil Straßenbahnen zum sicheren Bremsen teilweise Sand vor die Räder streuen, wird auch dieser im Depot nachgefüllt.
Einer der Reinigungsfachkräfte, Herr Maliqi erzählt, dass bei der Innenreinigung oftmals "Papier und Kaffeebecher" herumlägen. "Alles, was die Leute so liegenlassen". Und was ist mit Kaugummi? "Für die gibt es Spezialwerkzeuge."
"Nach Großveranstaltungen ist es besonders schlimm"
Großveranstaltungen seien besonders schlimm, erklärt einer der Reiniger. Es gebe bei derartigen Events immer überdurchschnittlich viele Wagen, die von Erbrochenem verunreinigt seien. Ließe sich der Wagen partout nicht in der vorgegebenen Zeit reinigen, so bestehe für die Mitarbeiter die Möglichkeit, diesen kurzzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Ansonsten sei der Ablauf dort genau geregelt, so Ralf Blasy, der Abteilungsleiter Fuhrparkmanagement.
Insgesamt sind 42 Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb für die Wagenreinigung verantwortlich. Gearbeitet wird im Betriebshof in der Gerwigstraße rund um die Uhr. Aber nicht jede Bahn, die Mängel oder Verunreinigungen aufweist, muss umgehend in den Betriebshof. Um kleinere Reparaturen (wie beispielsweise einen Lampenaustausch oder Ähnliches) vor Ort direkt zu beheben, gibt es ein extra Team, die sogenannte "Tulla 28 (Revision)". Der Name erkläre sich daher, dass dies die Funkrufnummer des Teams sei. Blasy lobt das Team in den höchsten Tönen. Diese "gelben Engel" könnten vor Ort kleinere Wartungsarbeiten durchführen und somit dem Verkehrsverbund erhebliche Kosten ersparen.
Außenreinigung alle vier Wochen
Dennoch: Alle vier Wochen wird jedes Fahrzeug auch von außen gereinigt, täglich erfolgt nur die Innenreinigung. Die Intensität der Säuberung ist witterungsbedingt. Die Reiniger kämpfen zu unterschiedlichen Jahreszeiten mit unterschiedlichen Verunreinigungen: Im Winter ist es (geschmolzener) Schnee, von dem die Fahrzeuge gereinigt werden, im Frühjahr wird dann das letzte Streugut entfernt. Im Sommer ist die Außenreinigung nicht ganz so aufwendig wie im Winter. Allerdings kann es da schonmal vorkommen, dass Speiseeis an den Fensterscheiben klebt. Aber auch die Haltestellen werden in bestimmten Zyklen gereinigt.
Die Reinigungskräfte arbeiten in sechs Teams, die jeweils aus sieben Personen bestehen, im Drei-Schicht-Betrieb. Dies mache es möglich, dass in 24 Stunden "etwa 80-90 Fahrzeuge gereinigt die Halle verlassen", erläutert Ralf Blasy. Die dortigen Abläufe unterliegen einer minutiösen Planung, möglichst bald sollen die Züge ja wieder fahren. In den frühen Morgenstunden verlassen dann die Wagen das Depot für den neuen Tag.
Eine Fotostrecke aus der Bahnreinigungsanlage gibt es hier<%DIA id="510730" text="Straßenbahn-Reinigung der VBK"%>