Die Herrenalber Straße ist die Verlängerung der Ettlinger Straße in südlicher Richtung. Sie verläuft mitten durch den Stadtteil Rüppurr nach Ettlingen. Für zahlreiche Auto- und Fahrradfahrer aus Ettlingen ist dies der Weg zu ihrer Arbeitsstelle in Karlsruhe. Im morgendlichen Berufsverkehr werden zwei Autofahrspuren gebraucht und genutzt. Auch der beinahe durchgängige Radweg wird rege befahren. Soweit ist noch alles in Ordnung.
Stadtauswärts folgt das Problem: Die Autofahrer haben zwei Spuren zu Verfügung, komfortabel, aber unnötig, so beweist ein von der Stadt Karlsruhe in Auftrag gegebenes Gutachten. Der Verkehr könne mit einer Spur noch flüssig vorankommen, die vielgeschätzte "Grüne Welle", die bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit den Autofahrern bisher durchgehend grünes Licht beschert, bleibe erhalten, bestätigt SPD-Fraktionsvorsitzende Doris Baitinger und weist auf die eindeutigen Zahlen des Verkehrsgutachtens hin.
Auf der breiten Straße wird es immer wieder eng
Die Fahrradfahrer bewegen sich im Gegensatz zu den motorisierten Verkehrsteilnehmern jenseits jeglichen Komforts. Sie haben nicht einmal eine eigene Spur zur Verfügung. Gezwungen, den schlechten Seitenstraßen kreuz und quer zu folgen, weichen viele Radfahrer aufgrund verlorenen Überblicks oder der Einfachheit halber auf den Radweg in falscher Richtung aus. Welchen Weg sie auch wählen, sie setzen sich in jedem Fall einer erheblichen Gefahr aus. Immer wieder führt diese riskante Verkehrsführung zu schwersten Unfällen.
Rüppurr wird durch die Herrenalber Straße in zwei Teile getrennt, doch das soziale und gesellschaftliche Leben spielt sich in beiden Teilen gleichermaßen ab. Gerade für ältere Personen oder Schüler auf ihrem Weg zur Schule gibt es mehrere Gefahrenstellen. Mängel die zu Gefährdungen führen sind unter anderem ein fehlender ebenerdiger Überweg an der Battstraße, oder die viel zu schmale Straßenbahnhaltestelle am Ostendorfplatz.
SPD, Grüne und KAL sind für den Umbau - CDU stellt sich quer
Freie Fahrt? (Foto: ka-news) |
Was lange schon in der Bürgergemeinschaft Rüppurr diskutiert wurde, brachte Stadträtin Anne Segor (Grüne), schließlich im Gemeinderat auf die Tagesordnung. SPD, Grüne und Karlsruher Liste sind sich einig: Die Herrenalber Straße muss zurückgebaut werden. Und eine vorerst versuchsweise geänderte Verkehrsführung soll Klarheit bringen. Dabei wird die rechte Fahrspur Richtung Ettlingen als Fahrradweg genutzt. Falls sich die Ergebnisse des Versuchs nicht mit jenen des Gutachtens decken sollten, könne man die Änderungen jederzeit wieder rückgängig machen.
Was im Planungsausschuss schon beschlossene Sache ist, wird nun seitens der CDU-Fraktion lautstark in Frage gestellt. Nicht einmal auf einen Versuch möchte man es ankommen lassen. Die Argumentation liegt nahe. Das Verkehrsaufkommen werde unterschätzt, der Verkehrsfluss käme ins Stocken, Staus die Folge. Springt die CDU nun für ängstliche Anwohner der Seitenstraßen in die Presche, die ein höheres Verkehrsaufkommen in ihrer Wohngegend befürchten oder handelt es sich ein weiteres Mal um die Lobby der Autofahrer?
Anne Segor sieht die Befürchtungen unbegründet. Das beauftragte Planungsbüros R&T aus Darmstadt sei bei seinem Gutachten vom sogenannten "worst case" ausgegangen, und konnte keinerlei Verlagerung des Verkehrsstroms feststellen. Interessant ist auch die Haltung des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), der im Rückbau der Herrenalber Straße ein Paradebeispiel integrativer Verkehrsplanung sieht, von der alle Verkehrsarten profitierten, und sich die Autofahrer aus falsch verstandener Auto-Ideologie selbst ein Bein stellten.