Der deutliche Anstieg der gemeldeten Coronavirus-Fälle in den vergangenen Tagen beunruhigt das Robert Koch-Institut (RKI). "Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend und wird vom RKI weiter sehr genau beobachtet", teilte eine RKI-Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
"Eine weitere Verschärfung der Situation muss unbedingt vermieden werden." Am Freitag hatte die Zahl der neu übermittelten Corona-Fälle mit 815 deutlich höher als in den Vorwochen gelegen. "Zuvor lag die Zahl bei um die 500 übermittelten Fällen pro Tag, zeitweise auch deutlich darunter", so die Sprecherin.
Appell: Präventionsmaßnahmen konsequent einhalten
Eine Verschärfung der Lage könne nur verhindert werden, wenn sich die gesamte Bevölkerung weiterhin engagiere. Das RKI appellierte, etwa die Abstands- und Hygieneregeln konsequent einzuhalten - auch im Freien. Innenräume sollten gelüftet werden, und wo es geboten sei, solle man eine Mund-Nasen-Bedeckung korrekt tragen.

Wie das RKI erklärte, ist ein Zuwachs zwar in vielen Bundesländern zu beobachten. Mehr als 60 Prozent der neuen Fälle entfielen jedoch auf die beiden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Bundesweit gebe es viele kleinere "Geschehen" in verschiedenen Landkreisen: So hätten sich Menschen etwa bei größeren Feiern, bei Freizeitaktivitäten, am Arbeitsplatz, aber auch in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen angesteckt. Hinzu kämen zunehmend Fälle unter Reiserückkehrern, hieß es.
Ein Infizierter steckt mehr als eine weitere Person an
Nach RKI-Angaben waren seit Beginn der Corona-Krise mindestens 204.183 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Demnach starben hierzulande bislang 9111 mit dem Virus infizierte Menschen - ein Plus von zehn im Vergleich zum Vortag. Bis Freitagmorgen hatten 189.400 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 24.7., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 1,08 (Vortag: 0,93). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 24.7., 0.00 Uhr, bei 1,16 (Vortag: 1,05). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.
© dpa-infocom, dpa:200724-99-913095/6