Bereits um 19 Uhr werden die Besucher von der Schauspiel- und Clownerie-Compagnie " La Piazza Paza" empfangen. Zu Gast auf der Feier ist Renate Jaeger, Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Der Titel ihres Vortrags lautet: "Seit 60 Jahren schützt ein Gericht die Menschenrechte in Europa". Karlsruher Künstler, wie Ana und Anda, Eva Derleder, Anja Lechle, Harald Schwiers oder "Die Intendanten" sind an der Party beteiligt. Um 22 Uhr wird dann das große Fest der Menschenrechte mit internationalem Büffet und Musik mit allen Beteiligten und Besuchern gefeiert. Die Karlsruher Ausrichter sind: Das Menschenrechtszentrum, Amnesty International, das Internationale Begegnungszentrum, das Kulturamt der Stadt sowie das Badische Staatstheater und das Kulturzentrum Tollhaus.
Musik aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager
Zuvor rufen Amnesty International und das Menschenrechtszentrum (MRZ) um 17 Uhr zu einer Mahnwache am Nordende des Marktplatzes, zwischen Volksbank und Café am Markt, auf. Direkt im Anschluss, um 17.30 Uhr, kann an einem Stadtrundgang unter dem Motto "Auf den Spuren von Demokratie und Menschenrechten in Karlsruhe" teilgenommen werden. Treffpunkt hierfür ist die Rotunde im Ständehaus. Der Rundgang führt zu Orten, die historische Stationen im Kampf um Demokratie und Menschenrechte widerspiegeln.
Im Bürgersaal des Rathauses wird dann um 18.30 Uhr musikalisch an die Zeit vor der Festlegung der Menschenrechte erinnert. Olivier Messiaens "Quatour pour la fin du temps", das "Quartett auf das Ende der Zeit", entstand 1940/41 in einem deutschen Kriegsgefangenenlager bei Görlitz und wurde dort vor etwa 400 Leidensgefährten und ihren Bewachern erstmals aufgeführt. Das Werk ist zu einem Inbegriff der unsichtbaren, aber unüberwindlichen, die Zeiten übergreifenden Kraft der Musik geworden.
Teestunde für Flüchtlinge
Die Leiterin des Kulturamtes Susanne Asche betonte, dass die Menschenrechte ein Kulturthema seien, was die Reihe der Veranstalter der Jubiläumsfestivitäten deutlich mache. Eine Aufgabe der Veranstaltungen sei, daran zu erinnern, dass die Menschenrechte leicht verletzt werden können. Um den Karlsruhern die einzelnen Menschenrechte ins Gedächtnis zu rufen, werden an mehreren Plätzen in der Stadt Texttafeln mit allen 30 Artikeln ausgehängt. Zu finden sind diese in den Fluren des Rathauses sowie in einer Fensterfront des Regierungspräsidiums und neben der St. Stephanskirche.
Auch in Karlsruhe wird aktiv etwas für die Menschenrechte getan. So hilft beispielsweise der "Freundeskreis Asyl" Flüchtlingen, indem er einmal wöchentlich eine Teestunde organisiert, Rechtsberatung bereit stellt oder dreimal in der Woche Deutschunterricht anbietet. Mit speziellen Aktionen des MRZ wie Stadtführungen oder Ausstellungsbesuchen sollen den Migranten, die nur 40 Euro im Monat erhalten, andere Seiten der Stadt gezeigt werden, die sie von sich auch nicht erfahren könnten. Auch Treffen von Karlsruher Schülern und Flüchtlingskindern sollen das gegenseitige Verständnis fördern und Immigration ermöglichen. Ein weiterer Verein, der sich unter dem Dach des MRZ befindet, beschäftigt sich mit der Unterstützung von Folteropfern. Hier ist vor allem die ehrenamtliche Arbeit von Ärzten und Psychologen gefragt.
Dankwart von Loepen vom MRZ zeigte sich ebenfalls erfreut darüber, das Fest zum Jubiläum der Menschenrechte im Tollhaus zu feiern. Im MRZ, das seit zwölf Jahren besteht, feiere man von jeher am 10. Dezember, jedoch nicht in einem so großen Rahmen. Er erinnerte daran, dass alle Organisationen im MRZ ehrenamtlich tätig sind und auch weiterhin auf aktive Unterstützung angewiesen sind. Axel Schüler, der ehrenamtliche Sprecher von Amnesty International Karlsruhe, lobte die Zusammenarbeit mit dem Tollhaus. Ihm liege vor allem daran, das Bewußtsein für die Menschenrechte zu stärken. "Denn auch unter uns leben Opfer von Menschenrechtsverletzungen", so Marion Schuchardt vom Internationalen Begegnungszentrum (IBZ). Viele hätten in ihren Heimatländern Schlimmes erleben müssen oder wurden gar Opfer von Folter. Hierzu veranstaltet das IBZ am Donnerstag, 11. Dezember, ein Treffen mit Migrantinnen, die über ihre Erfahrungen und Meinungen zu Menschenrechten in ihrem Herkunftsland erzählen.
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