Für die Rennfahrer sind solche präzisen Vorhersagen entscheidend - Regen und Nebel sind die Wetterparameter, die ein Autorennen am stärksten beeinflussen. Die Wahl der richtigen Reifen entscheidet über Sieg oder Niederlage: Kann man noch mit den schnelleren, aber profillosen Slicks fahren, ohne aus der nächsten Kurve zu fliegen? Oder sind Regenreifen die bessere Wahl? Die sind zwar bei trockener Strecke viel langsamer, sorgen aber bei Nässe für den nötigen Grip.
In der VW-Lounge ist ein fester Platz für den Meterologen reserviert
"Wann genau ein Regenschauer über der Rennstrecke niedergeht, ist eine entscheidende Information für die Fahrer", stellt der Diplom- Meteorologe vom KIT, fest. "Bei einer so langen Strecke wie der Nordschleife am Nürburgring kann die falsche Reifenwahl in einer Runde viel Zeit kosten oder sogar zu einem Unfall führen", erklärt der Wetterexperte.
Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wird auf der 20,8 Kilometer langen Nordschleife ausgetragen. Die besten Rundenzeiten aus dem letzten Jahr lagen bei achteinhalb Minuten - im Training und bei trockener Fahrbahn. In der VW-Lounge ist ein fester Platz für den Meteorologen reserviert. Langfristige, aber noch sehr unsichere Vorhersagen gibt er schon jetzt: "Wirklich zuverlässige Prognosen sind etwa drei Tage vor dem Rennen möglich. Die aktuellsten Aussagen zu Regenbeginn und -ende gibt es während des Rennens auch mal im Minutentakt, das hängt von der Wetter- und Wolkenlage ab.
Ein Schauer oder ein Gewitter bildet sich gern mal innerhalb weniger Minuten."
"Es treten sehr überraschende und kurzfristige Wetter-Veränderungen auf"
Für die Vorhersagen nutzt Bernhard Mühr Modellprognosen, aktuelle Messdaten, Satellitenbilder und die kontinuierliche Beobachtung durch ein Niederschlagsradar. Nicht zuletzt ist die Augenbeobachtung der Wolken um den Nürburgring enorm wichtig - und natürlich sehr viel Erfahrung mit den Gegebenheiten vor Ort. Bernhard Mühr war auch bei anderen Rennen schon erfolgreich tätig: regelmäßig bei der Deutschen Tourenwagen Masters und dieses Jahr auch bei der Rallye Dakar, die wegen der politischen Lage in Westafrika nach Argentinien und Chile verlegt wurde.
"Wegen seiner exponierten Lage stellt der Nürburgring aber eine besondere Herausforderung dar: Bei vorherrschender West- oder Südwestströmung der Luft und dem kontinuierlichen Anstieg auf fast 700 Meter Höhe treten sehr überraschende und kurzfristige Veränderungen in der Wolkenstruktur auf", beschreibt Mühr die Aufgabe. "Da kommt es schnell mal zu Nebel oder Sprühregen - und das vielleicht auch nur auf Teilen der Strecke - und auf dem Regenradar sieht man davon überhaupt nichts."