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Karlsruhe: Raues Pflaster

Karlsruhe

Raues Pflaster

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    Mit Pfiffen und Buhrufen wurde der Politiker empfangen. Die Eltern machten keinen Hehl aus ihrer Unzufriedenheit über den Französischzwang entlang der Rheinschiene. Kein guter Beginn eines Abends, der vom CDU-Kreisverband Karlsruhe-Stadt veranstaltet wurde, um Argumente auszutauschen und die Positionen der beiden Seiten zu erörtern. Immerhin: Die Fronten waren geklärt. Rau hatte sich in die Höhle des Löwen gewagt, wie es CDU-Kreisvorsitzender Ingo Wellenreuther später am Abend im Laufe einer Moderation anmerkte.

    "Was wir brauchen, sind Lösungen!"

    In der Halle selbst kühlte die Stimmung bei Cola und Selters auf den Tischen nicht ab. Routiniert erläuterte der Kultusminister vom Podium herab den gut 400 Anwesenden die Pläne seines Ministeriums, den Fünftklässlern entlang der Rheinschiene Französisch aufbürden zu wollen. Europa sei ein Kontinent voller Sprachen und darin sei Frankreich der wichtigste Partner Deutschlands. "Gerade am Oberrhein ist es wichtig, dass wir mit dieser Regelung ein Zeichen setzen", so Rau. Ohnehin könne trotz dieser Neuregelung jeder, der wolle, am Gymnasium Englisch lernen. Empörte Zwischenrufe hallten über die Tische.

    Die Eltern kennen bereits Raus Argumente. Sie wollen sie wohl auch nicht mehr hören. Diesen Abend wollten sie nutzen, um dem Kultusminister ihre Sicht der Dinge zu schildern. Dabei ging es mitunter recht ruppig zu. Die Emotionen kochten hoch. "Wir lassen unsere Kinder nicht verheizen", meinte eine besorgte Elternbeirätin am Mikrofon in Richtung Podium. Und auf den Minister gemünzt erklärte sie: "Sie sind mit einer solchen Grundhaltung nicht mehr tragbar." Christiane Staab, Vorsitzende des Landeselternbeirats und wie Rau auch CDU-Politikerin, sprach den Eltern aus der Seele: "Die Argumente sind ausgetauscht. Was wir jetzt brauchen, sind Lösungen!"

    Ausflüchte und Beleidigungen

    Der Kultusminister zeigte sich äußerlich unbeeindruckt vom Protest (Foto: ka-news)

    Doch die konnte auch der Kultusminister nicht bieten. Zusehends nahm die Laune der Eltern ab, die Hoffnung auf Antworten machte nach der ersten Frage-Runde der Eltern und den Antworten von Rau Enttäuschung und Empörung Platz. Man fühlte sich seitens der Eltern nicht verstanden. Die Antworten des Kultusministers waren weniger das, was man in Karlsruhe hören wollte. Seinen Standpunkt gab er nämlich nicht auf, betonte gar immer wieder, dass man im kommenden Schuljahr an der Rheinschiene ja in der Praxis sehen würde, wie gut sich seiner Meinung nach die Neuregelung in den Schulalltag einbringe. Diese Vorwegnahme stachelte die Eltern weiter an.

    Mehr auf die Palme brachte die Eltern der Umstand, dass der Kultusminister die Antworten auf einige Fragen der Zuschauer schuldig blieb, so zum Beispiel die nach einem konkreten Wert, an dem sich die wirtschaftliche Bedeutung des Französischunterrichts an deutschen Schulen messen ließe. Und nachdem sich der Minister sperrte, auf eine persönlich angreifende Wortmeldung, in der ihm Wortbruch und mangelndes Demokratieverständnis vorgeworfen wurde, zu antworten, verließ sogar etwa ein Viertel der Anwesenden aus Protest die Halle.

    Katrin Schütz, Helmut Rau, Manfred Groh (v.l.n.r.): Schütz kritisiert Raus Vorhaben, Groh unterstützt ihn (Foto: ka-news)

    Ingo Wellenreuther hatte schließlich seine liebe Mühe, den Abend zum Ende zu bringen. Die Zeit reichte bei weitem nicht aus für alle anstehenden Wortmeldungen. Trotz der hochgekochten Emotionen zeigte sich Wellenreuther am Ende vorsichtig optimistisch: "Ich hoffe, dass überall noch einmal nachgedacht wird." Der Minister habe nun mitbekommen, wie ernst es den Menschen hier mit ihrem Anliegen ist. Wellenreuther selbst sehe nach wie vor noch nicht genügend Vorteile für die Französischpflicht an der Rheinschiene. Und er sei davon überzeugt, dass noch einmal diesbezüglich ernsthaft im Kultusministerium nachgeprüft werde. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Rau sich vom Ausflug in die Höhle des Löwen so sehr hat beeindrucken lassen, um seine Entscheidung zu revidieren, wie gestern von praktisch allen Anwesenden gefordert.

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