Luc M hat auf Google nur wenig Verständnis für seinen Abend im Agostea in Karlsruhe. So schreibt er vor etwa einer Woche in seiner Rezension: "Als Student ohne deutsche Staatsbürgerschaft wurde mir gesagt, ich müsse 30 Euro zahlen, davon sechs Euro Eintritt. Der Rest sei Verzehr, allerdings ohne Rückgeld bei weniger Verzehr. Für Leute mit deutscher Staatsbürgerschaft gilt diese Regel nicht, die zahlen ganz normal ihren Eintritt."
Kein Einlass an Halloween
Luc M steht mit seiner Cluberfahrung nicht allein da. Zahlreiche Kommentare in den Sozialen Netzwerken und Google-Bewertungen schildern das gleiche oder ein ähnliches Erlebnis.

Ein weiterer aufgebrachter Diskobesucher schildert seinen Halloween-Abend wie folgt: "Wir waren schon oft dort. Letzten waren wir zu siebt und der Türsteher hat uns alle reingelassen - außer unsere zwei Freunde!? Wir haben ihn gefragt warum, wir gehören zusammen. Der sagte: Weil die nur einen Aufenthaltstitel haben. Damit geht es nicht rein."
Vorkasse bei Menschen ohne deutschen Pass - und Abweisungen an der Tür. Angeblich stecke Rassismus hinter den Einlassbedingungen, so die Mutmaßungen im Netz. Die Betreiber reagieren in den Sozialen Netzwerken auf die Anschuldigungen und machen reinen Tisch mit ihrer Einlasspolitik.
Wie reagiert das Agostea auf die Vorwürfe?
Das Agostea Karlsruhe distanziert sich in einem Instagram-Beitrag vom 9. November von sämtlichen Vorwürfen: "Rassismus und Ausgrenzung hatten bei uns nie Platz und werden auch nie einen Platz einnehmen." Im selben Post erklären die Diskothekbetreiber die Hintergründe Ihrer Einlasspolitik.
Die allgemeinen Sicherheitsanweisungen an das Personal scheinen auf den ersten Blick unauffällig. Kein Einlass für Betrunkene, Drogenkonsumenten, Raudies oder eben Personen, welche bereits in der Vergangenheit negativ aufgefallen sind. In der letzten Hausregel liegt wohl die Ursache des Konflikts.
Shots und Longdrinks auf Kredit
Damit die Gäste schnell an Ihre Drinks kommen, läuft im Agostea Karlsruhe - sowie in manch anderen Diskotheken - alles über ein Kartensystem. Mit der beim Einlass ausgehändigten Karte bezahlt man also seine Cocktails an der Bar auf Kredit, und wird erst beim Verlassen des Clubs zur Kasse gebeten.

Mit diesem System gehen die Betreiber ein Risiko ein. "Wir prüfen vorher nicht, ob der Gast die Bonität besitzt, diesen Kredit auch auszugleichen", erklärt das Agostea in seinem Social-Media-Post. Das habe in der Vergangenheit dazu geführt, dass entstandene Rechnungen nicht beglichen werden konnten - weil die Gäste beispielsweise nicht genügend Geld dabei hatten.
Abgerechnet wird später... eigentlich
Bei Menschen ohne festen Wohnsitz in Deutschland sei Nachverfolgung der "Kreditschuld" besonders schwierig gewesen, sagen die Betreiber. Deshalb bittet das Agostea eben jene Personen inzwischen sofort zu zahlen - noch bevor ein Fuß in den Club gesetzt wird.

"Mit der Einführung des Pre-Paid-Systems konnten wir so auch diesen Gästen, bei denen das Risiko der schlechten und kostenintensiven Nachverfolgung, also Gäste ohne festen Wohnsitz in Deutschland, die Möglichkeit gewährten, dennoch bei uns zu feiern", so die Erläuterung des Agostea. Mit Rasse, Nationalität oder Hautfarbe habe dies nichts zu tun. Es ginge nur ums Geschäft, heißt es.
An Halloween stieß System an seine Grenzen
Das Geschäft boomte vor allem während der Halloweennacht. Die Folge: Das Pre-Paid-System des Agostea Karlsruhe ging in die Knie. "Da dieses System aufwändig systemisch betrieben wird, mussten wir uns dafür entscheiden, dieses an Halloween nicht zu nutzen", erklären die Disko-Betreiber.

Dadurch wiederum erhielten eben diejenigen, auf die die Vorabzahlung normalerweise angewendet wird, keinen Einlass in den Club. So erklären sich also Erfahrungen wie die von Luc M und zahlreichen weiteren Menschen auf Google und den Sozialen Medien.
Was ist dran, an den Vorwürfen?
Die Frage, die am Ende bleibt: Inwiefern ist eine "Andersbehandlung" einer spezifischen Menschengruppe (eben jene ohne festen Wohnsitz in Deutschland) - weshalb auch immer - keine Diskriminierung? Eine klare Antwort darauf gibt der Agostea-Post auf Instagram nicht.

Indes wird in den Kommentaren heiß weiterdiskutiert. Darin bekunden auch viele User Ihre Unterstützung gegenüber der Karlsruher Diskothek und den Betreibenden.

So schreibt sedat_kabak1994: "Bin mit Freunden schon oft bei euch gewesen und nie war etwas negativ. Daher bin ich über solche Anschuldigungen geschockt. Kann daher diese Anschuldigungen nicht glauben und wie ihr es schreibt, sollte jeder seine eigene Meinung machen."
Die Redaktion hat ein Interview mit den Betreibern angefragt, um über die aktuelle Einlasspolitik zu sprechen. Sobald neue Informationen vorliegen, werden wir diese veröffentlichen.
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