Die Stadtverwaltung hatte ihre Hausaufgaben gemacht: Stolze 33 Seiten umfasste die Beschlussvorlage "Vorhabenbezogener Bebauungsplan Herrenalber Straße 25-29", - Anlagen nicht mitgerechnet. Die Vorlage war damit der mit Abstand dickste Brocken, über den der Gemeinderat bei seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause zu beraten hatte.
Beengende Mauer und schlechte Erschließung?
Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Planungen für die Bebauung der rund 7000 Quadratmeter großen Fläche mit 76 alten- und behindertengerechte Mietwohnungen und einer Tiefgarage seit nunmehr zwei Jahren andauern und dabei so viel Staub aufgewirbelt hat wie kaum ein anderes Bebauungsvorhaben in den vergangenen Jahren. Gestritten wurde dabei nicht um die Bebauung selbst, sondern vor allem um die geplante Lärmschutzmauer.
Von einer verschandelten Ortseinfahrt war die Rede gewesen, die beengende Wirkung der Lärmschutzmauer war beschworen und die vermeintlich schlechte Erschließung der neuen Wohneinheiten mokiert worden - insgesamt waren fast 140 Einwände von der Bevölkerung eingegangen.
Dass die Verwaltungsvorlage nun doch beinahe einstimmig angenommen wurde, liegt vor allem daran, dass die geplante Bebauung in den vergangenen Jahren immer wieder modifiziert worden ist. Aus einer durchgehenden, bis zu neun Meter hohen Mauer wurden einzelne, mit Bäumen gesäumte Wandelemente. Deren Höhe wurde auf maximal 5,50 Metern festgeschrieben, späterer Rückbau nicht ausgeschlossen, etwa wenn die Lärmbelastung etwa durch Flüsterasphalt oder Verkehrsberuhigung nachträglich gesenkt werden sollte.
Sinnvolle Nutzung oder "Angst vor Stadtplanung"
Ausschlaggebend für die meisten Stadträte dürfte zudem gewesen sein, dass die geplante Bebauung vergleichsweise unkompliziert dem Wohnungsmangel in Karlsruhe entgegenwirkt, denn die Fläche ist ohnehin vorhanden und liegt derzeit größtenteils brach. Anders als bei Häusern auf der sprichwörtlichen grünen Wiese muss die Freifläche an der Herrenalber Straße nicht straßenbaulich erschlossen werden.
Gegen den Bebauungsplan stimmten einzig die Freien Wähler und die Karlsruher Liste. Letztere sah in dem Projekt ein Indiz für "Angst vor klarer Stadtplanung" (Fraktionsvorsitzender Lüppo Cramer) und kritisierte, hier seien erst Häuser geplant worden, dann habe man festgestellt, dass sie gar nicht passen würden. Die Freien Wähler dagegen monierten, die geplante Bebauung "verschandele" das Erscheinungsbild des Stadtteils und vergeblich eine Bürgerversammlung gefordert.