Auf der insgesamt über 5.000 Quadratmeter großen Fläche sollen 76 neue Wohnungen gebaut werden - direkt neben der Hauptverkehrsstraße Herrenalber Straße. Die Wohnungen der dreigeschossigen Hauszeilen sind laut dem Architektenbüro Archis Architekten und Ingenieure GmbH im wesentlichen südorientiert und haben großzügige Balkone und Terrassen. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 63 Quadratmeter wird sich das gesamte Wohnareal auf insgesamt 4.764 Quadratmeter belaufen.
"Trotz angemessener Verdichtung entsteht im Zusammenspiel mit den Westgärten des Heckenwegs ein durchgrüntes Quartier" - so wirbt das Architektenbüro auf seiner Internetseite. Ein aufgebrachter Kritiker schreibt an die ka-news-Redaktion: "Angemessene Verdichtung bedeutet hier: So dicht, dass kein Platz für eigene Gärten bleibt. Das Areal wird gerade nicht 'durchgrünt' geplant. Grün soll nur in der Peripherie vorkommen, also in den Gärten der Nachbarn und an der Lärmschutzwand." Daher bezeichnet er die Namensgebung "Quartier Sonnengrün" als "Propagandalüge". Ralf Neudeck, Vorstandsvorsitzender der Gartenstadt nahm sich Zeit, einige offene Fragen zum aktuellen Bauprojekt zu beantworten.
ka-news: Was hat Sie, beziehungsweise die Gartenstadt Genossenschaft dazu veranlasst, dieses Bauprojekt zu starten?
Neudeck: Im Jahr 2006 hat das Land der Genossenschaft das Grundstück mit einer Fristsetzung zum Erwerb angeboten. Sofern die Genossenschaft das Grundstück nicht erworben hätte, wäre definitiv die Ausschreibung zum freien Verkauf im Rahmen der landesweiten Verkaufsaktion angekündigt worden. Die Genossenschaft entschloss sich daraufhin, das Grundstück zu erwerben.
ka-news: Wie wird es finanziert?
Neudeck: Das Projekt wird klassisch für ein Wohnbauvorhaben einer Genossenschaft finanziert. Neben den Eigenmitteln wollen wir die zinsgünstigen Förderdarlehen der KfW Förderbank für Effizienzhäuser 55, sowie ein vom Land unterstütztes Ergänzungsdarlehen in Anspruch nehmen.
ka-news: Es gibt Anwohnerstimmen, die behaupten, der Vorstand hätte das Bauprojekt forciert - offensichtlich nicht im Namen aller Mitglieder. Wer hat die Entscheidung letztendlich gefällt?
Neudeck: Um den Wohnungsbestand zukünftig zu sichern, muss die Genossenschaft neben anderen Maßnahmen auch den Bestand verjüngen. Unsere derzeit über 7.000 Mitglieder werden und wurden seit 2002 stets in Geschäftsberichten, Mitgliederzeitschriften, auf unserer Homepage informiert. Ebenso die Vertreter im Rahmen von Lageberichten bei den jährlichen Versammlungen. Gemäß den Statuen beraten und beschließen über das Bauprogramm der Vorstand und der Aufsichtsrat gemeinsam. Dies haben die Gremien im September diesen Jahres getan und die Vertreter der Mitgliederversammlung informiert. In der nächsten Ausgabe der Mitgliederzeitschrift werden dann alle Mitglieder informiert.
ka-news: Durch die Neubauten wird eine große Garten-/Grünfläche überbaut. Wie verträgt sich das mit dem Charakter der Gartenstadt, naturnahes Wohnen zu ermöglichen?
Neudeck: Im Jahr 2008 haben wir in Absprache mit der Stadt Karlsruhe eine Mehrfachbeauftragung von vier Architektenbüros mit dem Ziel durchgeführt, eine für die Gartenstadt optimale, städtebaulich der Örtlichkeit angemessene, aber auch denkmalgerechte Lösung zu erarbeiten. Die Jury war neben den entsandten Mitgliedern mit qualifizierten Vertretern der Stadtplanung, des Gestaltungsausschusses der Stadt Karlsruhe und der Denkmalbehörde besetzt. Die Ausrichtung der Gebäude lässt ausreichend Freiräume. Eine Befahrung der Erschließungswege ist nur für den Notfall vorgesehen.
ka-news: Auf den Modelldarstellungen des Architektenbüros sind Dächer und Höfe teilweise grün gefärbt: wie viel Platz für Gärten beziehungsweise "Grün" bleibt wirklich? Handelt es sich bei den Grünflächen neben den Häusern tatsächlich um Rasenflächen oder nur um grün gefärbte Parkplätze?
Neudeck: Die Dächer der Gebäude werden extensiv begrünt. Es werden keine oberirdischen Stellplätze auf dem Grundstück entstehen und es erfolgt bis auf die Erschließungswege eine Begrünung. Sämtliche erforderlichen Stellplätze werden in der Tiefgarage untergebracht. Darüber hinaus sollen zur Linderung der Parkplatzsituation in diesem Teil der Gartenstadt knapp 40 zusätzliche Tiefgaragenplätze entstehen, insgesamt 115 Stellplätze.
ka-news: Kritiker bezweifeln den Marktwert des Bauvorhabens. Wie attraktiv sind die Wohnungen wirklich? Immerhin liegen sie direkt an einer Hauptverkehrsstraße. Hinzu kommt eine Lärmschutzwand, die angeblich nicht nur zu dünn geplant sein soll, sondern auch viel Licht nimmt.
Neudeck: Die Wohnungen werden aufgrund ihrer südwestlichen Ausrichtung attraktiv, außerdem rechnen wir mit geringen Energiekosten, da das Gebäude nach dem Förderstandard eines Energieeffizienzhauses 55 der KfW Richtlinien errichtet werden soll. Somit entspricht es den Energieeinsparverordnungen. Hinzu kommt die attraktive Lage in Rüppurr als einer der begehrtesten Stadtteile Karlsruhes. Für die Lärmschutzmaßnahmen wurde ein Schallschutzgutachten durch ein Fachingenieurbüro erarbeitet. Durch diese Maßnahme werden auch die bisherigen Mieter in diesem Teil der Gartenstadt profitieren. Aufgrund der Himmelsausrichtung der Baukörper ist nicht davon auszugehen, dass viel Licht weggenommen wird.
ka-news: Die Wohnungen sollen durch einen Aufzug "barrierefrei erreichbar" sein. Wie genau hat man sich das vorzustellen?
Neudeck: Die Wohnungen sind bis auf vier alle barrierefrei - auch vom Tiefgaragenstellplatz - mit den Aufzügen zu erreichen. Mehrere Wohnungen werden auch rollstuhlgerecht ausgebaut. Ergänzend haben wir für unsere Mitglieder einen ebenfalls barrierefreien Veranstaltungsraum vorgesehen, der für Aktivitäten aber auch Veranstaltungen der Genossenschaft vorgesehen ist.