"Bisher haben wir keine Rückmeldungen aus Karlsruhe bekommen", berichtet Merkle. Diese Woche seien allerdings auch Faschingsferien in Baden-Württemberg, die Aufrufe gingen erst am vergangenen Mittwoch raus.
Handy ausschalten und durchhalten
Das Projekt www.handysektor.de möchte mit seinem Aufruf zeigen, dass es auch ohne Handy gehen kann. Laut der JIM-Studie 2013 besitzen 72 Prozent aller Jugendlichen ein eigenes Smartphone - "beste Voraussetzungen also zum gemeinschaftlichen Fasten", so die Idee der Initiative. Starten soll die Aktion am Aschermittwoch, die Aufgabe ist einfach: "Handy ausschalten und schauen, wie lange man es ohne Handy und Apps aushält. Ob nur einen Tag, eine Woche oder gar 40 Tage: Wie lange mitgemacht wird, entscheidet jeder selbst."
Unterstützung für den Selbstversuch bietet die Handysektor Redaktion via Facebook, Twitter oder Mail. Dort haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich vom Computer aus mit dem Hashtag "#Handyfasten" auszutauschen und gegenseitig zu motivieren. "Es geht um einen bewussten Verzicht. Die Schüler sollen erfahren, in welchen Situationen das Handy überflüssig sein kann und gleichzeitig sehen wo ein Einsatz durchaus sinnvoll erscheint", so Projektleiter Markus Merkle.
Hintergrund für den Aufruf ist das Phänomen "FOMO", das "Fear of missing out" bedeutet. Weil viele Smartphone-Besitzer heute Angst haben etwas zu verpassen, schauen sie überall auf ihr Handy - beim Essen, bei einer Verabredung oder sogar auf der Toilette. Dass dies zum Problem in Schulen werden kann, weiß auch Sybille Katz von der Fachstelle Sucht in Karlsruhe. Sie bietet deshalb auch Workshops für Schulgruppen an und ist Ansprechpartnerin für Lehrer.
Viele Karlsruher Schulen "in Not"
"Wir bekommen mit, dass viele Schulen in Not sind", so Katz im Gespräch mit ka-news. Viele seien sich unsicher, wo Sucht anfange. "Das beginnt, sobald man deshalb andere Sachen vernachlässigt - das Kriterium ist die Zeit, die ich damit verbringe." Handy- beziehungsweise mediensüchtige Jugendliche bekämen dann oft Probleme mit ihren Eltern oder in der Schule. "Man darf sich online nicht besser fühlen als offline", erläutert Katz. Vier Stunden am Tag mit einem Gerät seien bereits exzessiv. Die Tücke des Internets: "Es hat einfach kein Ende." Einige Schulen in Karlsruhe hätten bereits auf das Handyproblem reagiert. Dort müsse es nach Erzählungen von Sybille Katz während der Schulzeit ausgeschaltet bleiben.
Handysektor ist ein werbefreies Informationsangebot für Jugendliche, das diese bei einem kompetenten Umgang mit mobilen Medien unterstützen will. Die Webseite ist ein gemeinschaftliches Projekt der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs).
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