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Stuttgart: Problematik Sportunterricht

Stuttgart

Problematik Sportunterricht

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    "Die alarmierenden Berichte über Folgen des Bewegungsmangels bei Kindern geben Anlass zur Sorge", mahnt Wurster. Es bestehe dringender Handlungsbedarf bei der gezielten Förderung des Sports. Es dürfe nicht weiter bei reinen Willenserklärungen bleiben. Taten müssten folgen. Neben der dritten Sportstunde plädiert der PhV ebenso für ein differenziertes Sport-AG-Angebot. Speziell für Schüler der Unterstufe sei diese Maßnahme wichtig, um die von Sportmedizinern geforderte sportmotorischer Grundfertigkeiten zu schulen.

    Die Sporttheorie am Pranger

    Der sportliche Rundumschlag des PhV bezieht nicht nur auf Änderungen des Stundenplans. Damit einher geht darüber hinaus noch die Forderung nach der Mehreinstellung von Sportlehrern, ohne die ein breiteres Sportangebot an Schulen gar nicht realisiert werden könnte. "Außerdem sollten an allen Schulen die Sportstätten mit besten Geräten ausreichend ausgestattet sein", so der Verband. Der Vorsitzende erklärt weiter: "Die Sportstätten müssen sowohl den sicherheits- und arbeitsmedizinischen als auch den sportmedizinischen Erkenntnissen eines modernen Sportunterrichts Rechnung tragen."

    Wirken große Gruppen demotivierend? (Archivfoto: pr)

    Die Rahmenbedingungen seien teilweise ebenfalls belastend für die Schüler, stellt Wurster fest: "In Sportgruppen mit zum Teil über 30 Schülern, die sich in einem Hallendrittel mit unbefriedigender Geräteausstattung, Mehrzweckhallen oder auf zwei Bahnen im Schwimmunterricht bewegen, erhöht sich die Unfallgefahr." Viel mehr noch als nur belastend seien diese Umstände auch noch demotivierend und frustfördernd. Der Kritik nicht genug, prangert der PhV zudem noch die verstärkte Gewichtung des theoretischen Anteils im Sportunterricht an. Bei nur zwei Unterrichtsstunden in der Woche verblieben nach Abzug der benötigten Zeit für Auf- und Abbau der Sportgeräte nur noch wenige Minuten für aktiven Schulsport.

    Die "Senioren-Mentoren" sollen Abhilfe schaffen

    Der Verband schlägt der Landesregierung vor, in Absprache mit den Kommunen und Sportfachbereichen eine Bestandaufnahme und detaillierte Umfrage über die lokalen Schulsport-Rahmenbedingungen an den Sportstätten durchzuführen. In der Umfrage müssten auch Gesundheitspräventions-Aspekte berücksichtigt werden. Wurster abschließend: "Dem Fach Sport muss an den Schulen ein hoher Stellenwert eingeräumt werden, auch im Sinne der Gesundheitsförderung."

    Das Land hat offenbar die Defizite bei der Sportförderung erkannt. In einer Erklärung äußert sich das Kultusministerium nun zum Thema und wirft neue Konzepte in den Ring, die Baden-Württembergs Rolle bei der Bewegungs- und Ernährungserziehung festigen soll. Auf dem Weg zu diesem Ziel werden die verschiedensten Ansätze verfolgt. Interessante Neuerung dürfte das Konzept der "Senioren-Mentoren" sein, das von Helmut Rau, Staatssekretär im Kultusministerium, vorgestellt wurde: "Wir setzen auf das ehrenamtliche Engagement der älteren Generation zugunsten der Enkel." Ziel sei es, die fitten Greise so auszubilden, dass diese in Kindergärten und Schulen Betreuungsangebote im Bereich der Bewegungsförderung übernehmen könnten.

    Konzepte über Konzepte

    Niemand erwartet von den Senioren sportliche Höchstleistungen, es gehe schlicht und ergreifend um die Vorbildfunktion. Und immerhin: "Wir wissen, dass vielen älteren Menschen die Themen Gesundheit und Bewegung besonders am Herzen liegen, gerade in Bezug auf Kinder und Jugendliche. Ob das vorgeschlagene Konzept beim PhV auf Gegenliebe stoßen wird, darf bezweifelt werden. In einer ersten Stellungnahme gegenüber ka-news äußerte der Pressesprecher des Verbandes in Baden-Württemberg Zweifel an der Wirksamkeit des Konzepts: "Wenn es um Fachliches geht, müssen gut ausgebildete Lehrkräfte die tragende Rolle spielen. Eine Schnellausbildung reicht hier nicht aus."

    Die Konzepte des Kultusministeriums gehen aber noch weiter. Sie sehen vor, ein Netzwerk zur Bewegungsförderung aufzubauen. In diesem müssten zwischen Kindergärten und Schulen die speziellen Angebote aufeinander abgestimmt werden. Des Weiteren sehen die Vorschläge vor, Bewegung und Sport in den Schüleralltag zu integrieren. Beispielhaft sei hier das Schülermentorenprogramm des Landes, an dem bereits etwa 8.000 Sportwillige teilgenommen hätten. In die gleiche Richtung zielt der Ausbau der Kooperationen von Schulen und Sportvereinen, der bereits jetzt unter dem Namen "Kooperation Schule-Verein" läuft.

    Jugendliche bräuchten Freiräume, um eigentlichverantwortlich und kreativ ihren sportlichen Interessen nachgehen zu können. Aus diesem Grunde möchte das Land die Einrichtung von Schulsportclubs unterstützen, wohl realisiert als eine eigene Abteilung innerhalb der örtlichen Sportvereine. Mit dieser und all den anderen Maßnahmen hat das Land einen Papiertiger geschaffen, dessen Zähne erst noch ihre Schärfe beweisen müssen. Die substanziellen Forderungen des PhV treffen auf weitestgehend leere Kassen. Wenn das Turnvater Jahn noch miterleben müsste.

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