Für Aufsehen sorgte im vergangenen Jahr vor allem die Operation "Bad Bird". Dabei konnte die Polizei einer Organisation das Handwerk legen, die Rauschgift in großen Mengen von den Niederlanden nach Deutschland geschmuggelt hatte. Die Täter präparierten hierfür ein Auto, so dass der Tank rund 50 Kilogramm Rauschgift aufnehmen konnte und von der Beifahrerseite aus zugänglich war. Ahnungslose Kuriere brachten den Wagen bis nach Karlsruhe, wo die Drogen in einer Garage gelagert wurden. Der Drahtzieher der Organisation konnte zu zehn Jahren Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt werden.
"Verfahren gegen die Organisierte Kriminalität sind sehr personal- und zeitintensiv", erklärte Kriminaldirektor Gerhard Regele, Leiter des Referats Kriminalitätsbekämpfung. Schnelle Erfolge seien hier nicht zu erwarten. "Für eine Operation benötigen wir im Durchschnitt ein bis zwei Jahre, oft auch länger", so Regele. Die Täter seien auf einen schnellen Gewinn aus, ganz egal, ob er durch den Schmuggel von Rauschgift, Menschenhandel oder Produktpiraterie erzielt werde. Um diesen Machenschaften einen Riegel vorzuschieben seien auch Telefonüberwachungen, verdeckte Ermittlungen und längere Dienstreisen ins Ausland nötig. Im vergangenen Jahr konnten im Regierungsbezirk Karlsruhe knapp 6,5 Millionen Euro durch die Ermittlungen der Polizei sichergestellt werden.
57,1 Prozent der Straftaten konnten aufgeklärt werden
Insgesamt gehöre Baden-Württemberg aber zu den sichersten Bundesländern, betont Regierungspräsident Dr. Rudolf Kühner. "In Karlsruhe konnten wir dieses erfreuliche Ergebnis sogar nochmals toppen", freute sich Kühner. Die Häufigkeitsziffer war mit 5.756 Straftaten pro hundettausend Einwohner die niedrigste seit 1990. "Die vergleichsweise relativ geringe Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist ein wichtiger Standortfaktor für unseren Regierungsbezirk", glaubt der Regierungspräsident zudem. Die gesunkene Kriminalität sei besonders vor dem Hintergrund "eines erheblichen Personalabbaus" beachtlich. Man sei nämlich verpflichtet, bis zum Jahr 2010 200 Stellen abzubauen. Zusätzlich soll auch in der Verwaltung das Personal reduziert werden.
Von den erfassten 156.676 Straftaten konnten 89.996 aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote ist damit mit 57,1 Prozent leicht höher als im vergangenen Jahr, liegt jedoch unter der landesweiten Quote von 58,8 Prozent. In fast allen Bereichen sind die Fallzahlen gesunken. So verringerte sich die Diebstahlskriminalität um 22, 7 Prozent, Sexualstraftaten reduzierten sich um gut zehn Prozent.
Auch der Anteil von Kindern und Jugendlichen bei den Tatverdächtigen ist rückläufig. Kühner spricht von der "geringsten Belastung von kindlichen Tatverdächtigen in der Gewaltkriminalität seit zehn Jahren". Arlamierend bleibe allerdings die Alkoholbeeinflussung bei diesen Taten. "Fast ein Drittel der Gewalttäter war bei der Tat alkoholisiert", berichtete der Regierungspräsident. Vor diesem Hintergrund beschrieb er auch das nächtliche Verkaufsverbot von Alkohol an Tankstellen als "wichtiges Glied in der Kette der Anti-Gewalt-Strategie".
Ein besonderes Problem stelle zudem die Gewalt bei Fußballspielen dar. So war es auch beim Baden-Württemberg Derby des Karlsruher Sportclubs gegen den VFB Stuttgart am Sonntag zu Ausschreitungen gekommen. Hier sei bei der Polizei eine "personelle Grenze" erreicht. "Es stehen dann weniger Beamte für den regulären Dienst zur Verfügung", verdeutlichte Kühner das Problem.
Rechtspflegerin veruntreute eine halbe Million Euro
Des weiteren ragt auch die Wirtschaftskriminalität aus der aktuellen Statistik heraus. Zwar nahmen Insolvenzstraftaten im vergangenen Jahr um 42 Prozent ab, für 2009 erwarte man aber wieder einen Anstieg, wie auch die Zahlen des letzten Quartals deutlich machten.
"Die wirtschaftliche Lage in Deutschland und die Fallzahlen in der Wirtschaftskriminalität stehen in einer engen Verbindung", erklärte Kriminaldirektor Regele die im letzten Jahr gesunkene Fallzahl.
Sorge bereite vor allem der Straftatbestand der Untreue. Hier sei der Nachweis für die Polizei allerdings sehr schwierig. In einem Fall hatte eine 68-jährige Rechtspflegerin Gelder von fast 30 Kunden veruntreut und für private Zwecke verwendet. Als der Betrug schließlich aufflog, war ein Vermögensschaden in Höhe von rund 500.000 Euro entstanden. Die Dame hatte den größten Teil der Summe in einem Spielkasino verzockt.
Alles andere als rückläufig war im vergangenen Jahr hingegen die Internetkriminalität. In diesem Bereich war ein Anstieg um 18,7 Prozent zu verzeichnen. "Besonders Betrugsdelikte im Internet haben zugenommen", berichtete Matthias Burkard, Leiter der Landespolizeidirektion. Diese machen mit 80 Prozent nicht nur den weitaus größten Teil der Internetkriminalität aus. Innerhalb eines Jahres legten die Betrugsdelikte im Netz zudem um 1.399 Fälle oder 63 Prozent zu. Laut Burkard müsse im Internet deshalb gelten: "Vertrauen ist gut, Misstrauen ist besser."