Gepflegter Rasen und gestutzte Hecken scheinen der Vergangenheit anzugehören. Vielerorts wird mehr und mehr auf "Steingärten" gesetzt, wo Steine die Pflanzen zu großen Teilen ersetzten. Das ist pflegeleichter, aber auch mit Nachteilen verbunden, sagt die Wählervereinigung "Gemeinsam für Karlsruhe" (GfK), die mit zwei Sitzen im Karlsruher Gemeinderat vertreten ist.

"Wir beobachten im Stadtgebiet immer mehr sogenannte Steingärten", so Friedemann Kalmbach und Eduardo Mossuto in ihrer Begründung für die Anfrage im Gemeinderat. Zweifelsohne haben diese Gärten viele Vorteile, da sie praktisch und pflegeleicht sind, aber "die Auswirkungen auf das Klima, beziehungsweise den Lebensraum werden dabei oft nicht bedacht", so die beiden Stadträte weiter. Konkret kritisieren sie, dass Steingärten nicht für so viel Abkühlung sorgen, wie grüne Gärten. Zudem würden Lebensräume für Tiere verloren gehen.

Im Sommer ist es mit Steingarten wärmer

Das Problem: Die Gärten entstehen auf Privatgelände. Die GfK will daher von der Stadtverwaltung, dass hier Überzeugungsarbeit geleistet wird. "Damit ist der Appell verbunden im Falle einer Neuplanung für das Frühjahr lieber keinen Steingarten, sondern auf jeden Fall einen grünen Garten anzulegen", so Kalmbach und Mossuto. Damit solle ein Beitrag für ein "erträgliches Klima, besonders in den Sommermonaten" gesorgt werden.

Die Stadtverwaltung selbst bestätigt in einer Stellungnahme, dass in den letzten Jahren vor allem im Privatgartenbereich verstärkt auf "künstliche, monotone Stein-, Kies- und Schottergärten" gesetzt wird. Die Kritik der GfK bestätigt sie zudem: So ergeben sich durch diese Gärten "negative klimatische Wirkungen", ein gestörte Bodenfunktion und der Wasserhaushalt leide ebenfalls unter der Schotterabdeckung. Solche Flächen würden einem stark versiegelten Grund gleichkommen. "Auch gestalterisch sind die Gärten fragwürdig und das Erleben der Jahreszeiten mit dem Blattaustrieb, dem Blütestadium, dem Herbst- und auch dem Winteraspekt geht verloren", so die Stadt weiter. Auch für die Tiere, die hier weniger Futter finden, hat die Umgestaltung eine Auswirkung.

Wo kaum Pflanzen sind, muss auch weniger gepflegt werden.
Wo kaum Pflanzen sind, muss auch weniger gepflegt werden. | Bild: Anya Barros

Stadt hat nur einen Steingarten und will nicht mehr

"Das Gartenbauamt versucht, den aktuellen Tendenzen im Rahmen der Möglichkeiten entgegenzuwirken", so die Stadt weiter. Da die städtischen Gärtner allerdings kaum Einfluss auf private Grundstücke haben, will man mit gutem Beispiel vorangehen. Um als Vorbild zu fungieren, werden die städtischen Grünflächen nicht als Steingärten gestaltet. "Einzige Ausnahme ist ein Teilbereich im Japangarten im Stadtgarten, da japanische Gärten und die Bedeutung von Steinen in der japanischen Gartenkunst unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten sind", heißt es von der Stadt weiter.

Weitere Möglichkeiten, die Karlsruher von grünen Gärten zu überzeugen, seien die Öffentlichkeitsarbeit und das Projekt "Offene Pforte", bei der Privatpersonen ihre grünen Oasen zeigen können - Steingärten sind von der Aktion ausgenommen. Ein weiterer, auch finanzieller Anreiz, gebe es durch das Programm zur Förderung von begrünten Höfen, Dächern und Fassaden. Insgesamt hat das Gartenbauamt seit 1982 350 Aktivitäten zur Hof-, Dach- und Fassadenbegrünung finanziell unterstützt und 1.130 Interessierte beraten. Der Hinterhofwettbewerb selbst startete am 24. April in eine neue Runde, er läuft bis zum 30. Juni.

Bebauungsplan könnte Regeln festlegen - sie müssen aber kontrolliert werden

"Darüber hinaus gäbe es die Möglichkeit der Reglementierung im Rahmen der Erstellung von Bebauungsplänen, in denen entsprechende grünordnerische Festsetzungen aufgenommen werden", heißt es von der Stadtverwaltung. Dies würde aber nur helfen, wenn später auch entsprechendes Personal eingesetzt werden würde, welches die Verordnung kontrolliert.

Die Gründe für einen Steingarten seien bekannt: Häufig seien es zeitliche Aspekte oder körperliche Einschränkungen, die zu einer Umgestaltung von "Grün" zu "Grau" führen. Daher will die Stadt mehr über pflegeleichte, aber klimaregulierende Hausgärten informieren.

Trotz aller Bedenken, dass immer mehr Steingärten entstehen können, beobachtet die Stadt bereits eine Trendwende: "Zwar sind Steingärten gerade 'in', allerdings zeichnet sich auch wieder ein Trend hin zu klassischen, wieder naturnahen Gartengestaltungen ab, die auf artenreiche Gärten mit hoher Diversität abzielen."

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