Die katholische Kirche befindet sich in einer Krise. Zumindest in Deutschland. Hier laufen ihr die Mitglieder weg - und zwar rasant. Der Skandal um ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer und die Diskussion um die "Pille danach" machten erst jüngst wieder deutlich, wie rückwärtsgewandt und unmenschlich sich die katholische Kirche noch in diesen Tagen gibt.
Missbrauchs-Skandal, Vatileaks-Debakel, Pius-Brüder, Holocaust-Leugner: Die Liste der Skandale, die in die Amtszeit von Benedikt XVI. fallen, ist lang. Überfällige Reformen wurden nicht angegangen, es gab Rückschritte bei der Ökumene und beim interreligiösen Dialog, eine antiquierte Sexualmoral besteht weiter und die Diskriminierung von Homosexuellen und die Benachteiligung von Frauen ist an der Tagesordnung. Auch würdigte der deutsche Papst den "wertvollen Dienst" von Teufelsaustreibern - sogenannten Exorzisten. Unzeitgemäßer geht's nicht mehr.
Knapp acht Jahre regierte Papst Benedikt die katholische Weltkirche und er hat verpasst, was dringend nötig ist: das "Schifflein Petri" auf Modernisierungskurs zu bringen. Dass sich die katholische Kirche unter Kardinal Josef Ratzinger nicht unbedingt modernisieren würde, war von Anfang an zu befürchten. Ratzinger galt schon damals als konservative Theologe, strenger Kirchenlehrer, als Dogmatiker - mehr Bewahrer statt Reformer. Und genau das ist das Problem der katholischen Kirche. Statt den Mut aufzubringen sich in Teilen zu erneuern, hält sie stur an verstaubten Vorstellungen fest.
Aber Modernisieren heißt ja nicht seine Werte und Glaubensvorstellungen komplett über Bord zu werfen oder gar Gott zu verraten. Es bedeutet viel mehr, die Antworten der Kirche auf eine andere Epoche anzuwenden. Sie zeitgemäß zu übersetzen.
Nur so kann sie Antworten auf Fragen geben, die die Menschen jetzt beschäftigen. Auf Fragen, die nunmal im Kontext einer modernen Epoche entstehen. Die Kirche muss attraktiv für die Menschen bleiben und sich daher modernisieren. Die katholische Kirche braucht eine bessere Performance, ihre Inhalte eine modernere Verpackung. Nur so kann sie in Zukunft bestehen. Vielleicht ist der neue Papst ein wirklicher Reformer. Es wäre der katholischen Kirche zu wünschen. Denn wenn die Menschen nichts mehr mit den Antworten der Kirche anfangen können, weil diese konträr zu ihrem eigenen Lebensentwurf stehen, sie ihnen keine Orientierung mehr geben oder sie sich nicht mehr ernstgenommen fühlen, dann kehren sie ihr den Rücken und laufen weg.
Siehe auch:
Die Erklärung Benedikt XVI. im Wortlaut
Darf ein Papst zurücktreten?
Wie wird der neue Papst gewählt?