"Wir hatten bereits mit der Erzdiözese Freiburg eine Pilgerfahrt von Ostermontag bis Sonntag geplant", sagt Bechtold im Interview mit ka-news.de. Dass die Reise nach dem Tod von Papst Franziskus nun anders verlaufen würde als ursprünglich gedacht, war den Gläubigen bewusst. "Wir standen schon am Flughafen, als die Nachricht kam. Doch wir sagten uns: 'Wir müssen uns einfach auf das einlassen, was kommt'", ergänzt Bernards.

Der genaue Termin der Trauerfeier wurde erst kurzfristig bekannt gegeben. "Wir wussten nicht, wann sie stattfinden würde, doch es hat sich glücklich gefügt, dass sie am Samstagmorgen angesetzt wurde und unser Rückflug erst am Abend war." Auch Hürden bei der Teilnahme gab es keine: "Wer zur Beerdigung wollte, musste lediglich rechtzeitig da sein", so der Dekan.

Österliche Freude trotz schwerem Abschied
Die Gestaltung der Trauerfeier empfanden viele als passend für den verstorbenen Papst. "Er wurde in einem schlichten Holzsarg aufgebahrt. Es gab nichts Pompöses, alles war sehr einfach gehalten", sagt Bernards. Die Stimmung auf dem Petersplatz sei geprägt gewesen von stiller Trauer und tiefer Wertschätzung – auch bei Menschen ohne religiösen Hintergrund. "Selbst ganz weltliche Menschen zeigten sich berührt."

Pfarrer Bechtold beschreibt die Atmosphäre als von "österlicher Freude" getragen. Besonders bewegend sei gewesen, dass Franziskus am Sonntag vor seinem Tod noch den Segen erteilen konnte. "Das war das Beeindruckende. Er hat Abschied genommen und mit letzter Kraft den Segen gespendet."
"buona sera" - das habe alles über Papst Franziskus gesagt
Für Bechtold war Franziskus eine prägende Figur: "Er hat mich persönlich auf meinem Weg ermutigt." Besonders beeindruckt habe ihn dessen Menschlichkeit: "Sein erstes Wort als Papst war 'buona sera' – ganz einfach, ganz menschlich. Das sagte alles über ihn."

Franziskus habe viele Veränderungen angestoßen, vor allem durch die Förderung der Mitsprache. "Dadurch hat sich auch unsere Kirche in Karlsruhe verändert. Wir hatten bereits eine Reformbewegung, aber durch Franziskus fühlten sich viele noch stärker darin bestärkt", sagt Bechtold.
Franziskus öffnete neue Türen - auch in Karlsruhe
Nicht alle Erwartungen seien jedoch erfüllt worden. "Ich hätte mir gewünscht, dass er die Tür zur Gleichstellung noch weiter geöffnet hätte, erklärt Bernards. Als Mitglied der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) setzt sie sich für mehr Gleichberechtigung ein. "Franziskus hat einen Weg gewiesen, zum Beispiel durch die Erhebung Maria Magdalenas zur Apostelin – aber es hätte weitergehen dürfen."

Laut Pfarrer Bechthold öffnete Franziskus die Türen überhaupt für erst Gespräche – "die wir vorher nicht führen konnten". Und das habe der Dekan auch in Karlsruhe gespürt: "Durch Franziskus haben in unserer Gemeinde wieder mehr Menschen Zugang zur Kirche gefunden, weil sie sagten: 'Der Papst beeindruckt mich'."
Wer übernimmt die Nachfolge? "Ich könnte mir sehr gut auch einen jüngeren Papst vorstellen"
Einzelne seien sogar wieder zum Engagement ermutigt worden, obwohl sie sich eigentlich von der Kirche entfernt hatten. Deshalb hofft der Dekan, dass der Nachfolger von Franziskus den eingeschlagenen Weg weitergehen wird. "Das ist meine Sehnsucht. Denn ich sage es mit den Worten des verstorbenen Papstes: 'Ich möchte lieber eine verbeulte Kirche als eine verschlossene. Verbeult heißt, es kann etwas passieren, etwas kaputt gehen, aber man ist in Berührung mit der Welt.'"

Bechtold blickt der Wahl des neuen Papstes zuversichtlich entgegen. "Drei Viertel der Kardinäle im Konklave wurden von Franziskus ernannt. Die Chancen stehen gut, dass sein Kurs fortgesetzt wird." Auch Bernards ist optimistisch: "Ich könnte mir sehr gut einen jüngeren Papst vorstellen – vielleicht auch aus Afrika oder Asien –, der über noch längere Zeit etwas bewirken kann."