Die 15 Schüler, die in etwas mehr als einem halben Jahr ihr Abitur machen, hatten gerade einmal zwei Wochen Vorbereitungszeit und das bescheidene Startkapital von 20 Euro, um ein funktionierendes Unternehmen auf die Beine zu stellen. Um die bestmögliche Effizienz zu erreichen, unterteilte Rothenberger seine Schüler in Zuständigkeitsgebiete. So entstanden die Abteilungen Forschung und Entwicklung, Einkauf, Logistik-Organisation, Vertrieb, Marketing und Werbung, Auftragsannahme und die unumgängliche Buchhaltung.
Bleistifte, die die Lehrer bewegen
Veredelte Bleistifte bringen Geld für die Dritte Welt (Foto: ka-news) |
Zuallererst brauchten sie aber eine Idee. Da der Vertrieb aus Zeit- und Übersichtsgründen auf das Lehrerkollegium beschränkt sein sollte, stellten sich die Schüler eine wohl seltene Frage: Was brauchen und möchten die Lehrer? Angesichts der finanziellen Mittel erschienen Schreibutensilien als eine geeignete Lösung, doch da auch Kugelschreiber recht teuer sind, entschieden sie sich für Bleistifte. Doch mit dem reinen Ein- und Verkauf konnten sich Rothenberger und seine Klasse nicht zufrieden geben, die Produkte mussten "veredelt" werden. Ihr Plan war, einfache unlackierte Bleistifte zu kaufen und mit eigenen Mustern attraktiver zu gestalten.
Für das Bemalen - auch das entspricht leider oft genug der Wirtschaftsrealität - waren die Schüler der 5. Klasse zuständig. Da ihre Arbeit der "Qualitätskontrolle" jedoch nicht stand hielt, sah sich die OHG-interne Firma gezwungen, erneut zu investieren. Mit zusätzlichen 30 Euro kauften sie Acryllack ein, weil die Stifte damit besser aussehen und da es einen geringeren Arbeitsaufwand darstellt. Darüber hinaus mussten die angehenden Abiturienten der Entwicklungsabteilung stärker mit anpacken. "Das war auch eine pädagogische Aufgabe, die Schüler schlüpften schon beinahe in eine Lehrerrolle, und das auch ziemlich gut", kommentierte Rothenberger.
250 Euro Gewinn, 250 Euro in die Dritte Welt
Da der gesamte Gewinn an den Dritte-Welt-Ressort - für ein Projekt in Brasilien - des OHG ging, erhoben die Abiturienten in spe Benefizpreise: 1,99 Euro pro Bleistift. Im Preis inbegriffen ist die Auswahl zwischen drei Modellen, nämlich "OHG", "Blumenwiese" und "Badnerland", sowie eine individuelle Beschriftung. Auf Anhieb kamen zirka 200 Bestellungen aus dem Lehrerkollegium zustande, 60 weitere erhielt Rothenbergers Kurs aus Versehen auch von den Schülern, da einer seiner Kollegen ihnen das Angebot ebenfalls unterbreitete. "Da springen gut 250 Euro für das Dritte-Welt-Ressort heraus", kalkuliert der Erdkundelehrer.
Derzeit befinden sich die Schüler in der Produktionsphase, schließlich arbeiten sie ganz professionell "just in time". Die Wirtschaftssimulation hatte zu Folge, dass die Schüler viel besser mit den Wirtschaftsbegriffen zurecht kamen, so Rothenberger. Ob das dann auch erfolgreichere Klausuren bedeutet, wird sich demnächst zeigen. Auf jeden Fall zeigt diese Aktion, dass das OHG weit mehr als nur Sport zu bieten hat.