Promoter Wilfried Sauerland war über den Entschluss seines Schützlings überrascht: "Ich habe nichts davon gewußt. Aber einen schöneren Abschied kann es für einen Boxer vor so einem fantastischen Publikum nicht geben. Sven hat ihn sich verdient, auch wenn ich natürlich gern gesehen hätte, wenn er noch einen Kampf gemacht hätte." Selbst seine Ehefrau Gabi hatte der 36-Jährige vorher in seinen Plan nicht eingeweiht. Ottke vollzieht diesen Schritt vor allem für seine Familie: "Ich habe meiner Tochter schon vor drei Jahren versprochen, dass ich aufhöre. Jetzt habe ich den perfekten Moment für meinen Abgang getroffen."
Der gebürtige Berliner kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. So gewann der Supermittelgewichtler 34 seiner Profikämpfe. Am 20. Oktober 1998 wurde der zweimalige Amateur-Europameister zum ersten Mal IBF-Weltmeister. Bis zu seinem gestrigen Rücktritt verteidigte Ottke seinen Titel jährlich viermal. Pläne für seine Zukunft hat er sich auch schon gemacht. "Jetzt geht es erst einmal in den Urlaub. Dann kann ich mir sehr gut vorstellen als Trainer anzufangen." Doch als Übunglseiter im Boxring wird ihn der deutsche Nachwuchs wohl vergeblich suchen: "Ich werde im Herbst eine Ausbildung zum Golflehrer beginnen. Das ist eine neue große Herausforderung für mich, aber ich will das packen."