Darum bin ich Organspender - von Felix Neubüser
Der Ausweis ist schon arg abgegriffen, weil ich ihn schon seit etlichen Jahren im Portemonnaie mit mir rumtrage. Schon seit über zehn Jahren bin ich Organspender. Daran hat auch der Skandal in der Göttinger und inzwischen auch Regensburger Klinik nichts geändert.
Die Entscheidung, das kleine Stück Papier auszudrucken und auszufüllen, habe ich damals ganz bewusst getroffen. Zum einen möchte ich keinem meiner Angehörigen zumuten, irgendwann in meinem Namen eine Entscheidung treffen zu müssen, die ich eigentlich nur selbst treffen kann. Zum anderen gefällt mir der Gedanke, als Organspender irgendwann postum einem oder vielleicht sogar mehreren Menschen das Leben zu retten oder wesentlich zu erleichtern. Andersrum könnte man auch sagen: Ich möchte nicht, dass womöglich jemand anders stirbt, nur weil ich meine Organe lieber verrotten lasse, statt sie diesem Menschen zur Verfügung zu stellen. Dass dieser jemand vielleicht nicht mit rechten Mitteln einen der oberen Plätze auf der Empfängerliste bekommen hat, ändert nichts an dieser grundsätzlich Situation.
Soweit die romantisch-selbstlose Begründung. Der Hauptgrund, warum ich mich entschieden habe, Organspender zu sein, ist nämlich egoistischer Natur. Ich möchte mein Gewissen beruhigen. Wenn ich irgendwann einmal selbst auf ein Spenderorgan und damit die Spendenbereitschaft eines anderen, mir unbekannten Menschen angewiesen bin, will ich mir von niemandem sagen lassen, von meinen Mitmenschen etwas zu erwarten, das ich selbst nicht zu tun bereit gewesen wäre - auch nicht von meinem eigenen Gewissen.
Darum bin ich kein Organspender - von Moritz Damm
Ich bin kein Organspender. Nicht, weil ich im Falle meines Todes nicht anderen helfen möchte. Nein, ich bin kein Organspender, weil ich dem derzeitigen System nicht vertraue. Der gerade öffentlich gewordene Organspenden-Skandal in den Uni-Kliniken in Göttingen und Regensburg macht das natürlich nicht besser.
Es mögen vielleicht ein paar wenige schwarze Schafe in der Medizin sein, die Organe illegal herumschieben. Doch wer garantiert mir, dass ich im Falle eines Falles nicht genau an so einen korrupten Arzt gerate? Über meinen Körper entscheiden dann nicht mehr meine Angehörigen, denen ich vertraue, sondern Mediziner, die womöglich durch Prämienzahlungen und damit verbundene wirtschaftliche Interessen geleitet werden.
Auch ob meine Organe letztlich wirklich Leben retten, ist dabei nicht klar. So können meine Körperteile auch zu Forschungszwecken in der Pharmaindustrie landen. Wer garantiert mir, dass beispielsweise mein Gewebe nicht für Forschungsprojekte in der Schönheitsindustrie benutzt wird? Hierfür möchte ich keinen Blanko-Scheck ausstellen.
Weitere Fragen, die mich beschäftigen: Ist mit dem Hirntod wirklich das Leben beendet? Auch hier gibt es unterschiedliche Experten-Meinungen. Wie hoch sind Fehldiagnosen? Spüre ich wirklich nichts mehr? Wie empfinden meine Angehörigen in einer solchen Situation? Wird für einen Menschen mit Spenderausweis im Notfall wirklich genauso viel getan, wie für einen ohne? Oder schielt der Arzt, der es auf Bonuszahlungen abgesehen hat oder irgendwelche Kontakte in dubiose Milieus unterhält, schon mit einem Auge auf eine mögliche Transplantation? Vielleicht handelt er auch nur aus medizinischem Übereifer? Rette ich mit meiner Spende wirklich Leben oder wird mein Körper aus wirtschaftlichen Interessen ausgeschlachtet?
Klar ist, wir brauchen Organspender. Es ist auch gut, dass es Menschen gibt, die sich bereits für die Spende entschieden haben. Doch für mich gibt es derzeit noch zu viele offene Fragen. Daher bin ich aktuell kein Organspender.
Sind Sie Organspender? Wie ist Ihre Meinung zu dem Thema? Schreiben Sie das als Kommentar unter den Artikel.