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Berlin: Corona-Impfstoff: 150 Forschungsprojekte gestartet - so weit ist die Wissenschaft

Berlin

Corona-Impfstoff: 150 Forschungsprojekte gestartet - so weit ist die Wissenschaft

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    Eine Versuchsperson erhält eine Spritze mit einem potenziellen Impfstoff gegen das Coronavirus.
    Eine Versuchsperson erhält eine Spritze mit einem potenziellen Impfstoff gegen das Coronavirus. Foto: Ted S. Warren/AP/dpa

    Ein kleiner Piks könnte die Corona-Pandemie bremsen. Ein Impfstoff soll die Zahl von weltweit 200.000 registrierten Infektionen pro Tag drücken, Zehntausende Tote verhindern und möglichst bald den Menschen rund um den Globus wieder ein Leben ohne große Einschränkungen ermöglichen.

    Am liebsten sofort. Tatsächlich geht die Suche nach einem Impfstoff im Rekordtempo voran. Es gibt Erfolge, so bilden geimpfte Probanden in einigen Fällen Antikörper gegen das Virus. Der Nachweis, dass einer der Stoffe auch wirklich schützt, steht aber noch aus.

    Weltweit wird intensiv an der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes gearbeitet. Doch bis zur Zulassung wird es noch einige Zeit dauern. Als schnellere Lösung bringen Experten Lebendimpfstoffe ins Spiel.
    Weltweit wird intensiv an der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes gearbeitet. Doch bis zur Zulassung wird es noch einige Zeit dauern. Als schnellere Lösung bringen Experten Lebendimpfstoffe ins Spiel. Foto: Carsten Rehder/dpa

    Innerhalb kürzester Zeit starteten mehr als 150 Projekte, um solche Wirkstoffe zu prüfen. Keine sieben Monate nach Ausbruch der Pandemie werden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits mehr als 20 potenzielle Impfstoffe am Menschen getestet. Einige wenige befinden sich sogar schon in oder kurz vor der entscheidenden Phase der Tests.

    Experten sind zuversichtlich, dass es Erfolge bei den Impfstoffkandidaten geben wird. "Es wäre sehr viel Pech, sollten alle scheitern", sagt etwa Soumya Swaminathan, Chefwissenschaftlerin der WHO, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Sie geht davon aus, dass Mitte 2021 ein Impfstoff in größerem Maßstab zur Verfügung stehen könnte. Doch selbst dann - das muss klar sein - wird Impfen vermutlich nur ein Baustein im Kampf gegen das Virus sein.

    Risikogruppen sind am schwersten zu impfen

    Auch Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) prognostiziert, dass es im kommenden Jahr mehrere zugelassene Impfstoffe geben wird. Er schränkt jedoch ein: "Der große Wurf wird da aber wahrscheinlich noch nicht dabei sein." So dürften die ersten Mittel nur bestimmten Gruppen zugutekommen, etwa jungen, gesunden Menschen. "Die Risikogruppen beim Corona-Virus, vor allem Senioren, sind auch am schwersten zu impfen." Ihr Immunsystem reagiert oft nicht so gut auf Impfungen. Bis alle erreicht werden können, werde es noch länger dauern.

    Bei der Geberkonferenz sind Milliarden für die Impfung von Kindern zusammengekommen.
    Bei der Geberkonferenz sind Milliarden für die Impfung von Kindern zusammengekommen. Foto: Friso Gentsch/dpa

    Zwar haben einige Hersteller in den vergangenen Wochen Daten vorgelegt, denen zufolge bestimmte Impfstoffkandidaten im menschlichen Körper die Bildung von spezifischen Antikörpern anregen, die zumindest im Laborversuch die Virusvermehrung hemmen. Bislang wurde aber noch für keinen potenziellen Impfstoff nachgewiesen, dass er wirklich Menschen vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützt.

    Dafür sind klinische Studien der Phase III notwendig. Doch erst bei einem der Kandidaten ist eine solche Studie schon richtig angelaufen. Dabei bekommen Tausende Freiwillige den Impfstoff verabreicht. Nach einigen Monaten lässt sich dann feststellen, wie viele dieser Menschen sich im Vergleich zu einer Kontrollgruppe infiziert haben. "Es ist wichtig, Wirksamkeitsdaten aus kontrollierten klinischen Prüfungen zu bekommen. Dafür braucht man aber hohe Infektionsraten", erklärt Klaus Cichutek, Präsident des für Impfstoffe bundesweit zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).

    Im Zusammenhang mit einer Rheuma-Erkrankung ist bei Impfungen ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt sinnvoll.
    Im Zusammenhang mit einer Rheuma-Erkrankung ist bei Impfungen ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt sinnvoll. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

    Ausgerechnet in Großbritannien und China, wo es Projekte mit vergleichsweise großem Fortschritt gibt, ist das Virus aber stark eingedämmt. Was tun? Tatsächlich finden Phase III-Studien zu zwei dieser Impfstoff-Kandidaten nun in einem Land statt, in dem das Virus weiterhin wütet: Brasilien.

    Besonders weit sind das britische Pharmaunternehmen AstraZeneca und die Universität Oxford. Gemeinsam hatten sie am 20. Juni damit begonnen, an rund 5.000 Freiwilligen die Wirksamkeit ihres Impfstoffs zu prüfen. Er basiert auf bestimmten manipulierten Viren, die eigentlich bei Affen vorkommen. Die Studie läuft bis Juli 2021, Ergebnisse dürfte es aber früher geben.

    Auch deutsche Firmen suchen einen Corona-Impfstoff

    An diesem Montag (20.7.) wollte auch der chinesische Pharmakonzern Sinovac in Brasilien mit einem Test an fast 9.000 Angestellten aus dem Gesundheitssektor starten. Sinovac setzt dabei auf abgetötete Coronaviren. Weitere Unternehmen wie der US-Hersteller Moderna stehen in den Startlöchern.

    Auch deutsche Firmen mischen bei der Impfstoffforschung mit. So legte erst kürzlich die Mainzer Firma Biontech in Kooperation mit dem US-Konzern Pfizer erste ermutigende Daten vor. Die Tübinger Firma Curevac kann sich vor Freiwilligen für eine erste Studie kaum retten. Beide deutschen Firmen arbeiten an einem sogenannten RNA-Impfstoff.

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