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Karlsruhe: Oliver Bertz: Comedian

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Oliver Bertz: Comedian

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    Oliver Bertz
    Oliver Bertz Foto: Oliver Bertz

    Geboren wurde der sympathische Schwabe am 9. Juli 1957 in Göppingen. Hier absolvierte er auch die Grund- und Hauptschule. Danach wählte er zuerst einmal den bürgerlichen Weg ins Berufsleben und absolvierte eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten im Herzen Württembergs, in Stuttgart. Bereits mit 14 Jahren hatte ihn die musikalische Leidenschaft erfasst: Er lernte Schlagzeug zu spielen. Weil "der kaufmännische Job nicht das Richtige für mich war", spielte er schließlich in einigen Schüler- und Profibands, aber keine Tanzmusik.

    Weil aber auch er nicht ausschließlich von seiner künstlerischen Neigung leben konnte, arbeitete er nach und nach auch in Kneipen. Mit 29 Jahren packte ihn schließlich das Theaterfieber.

    Zusammen mit "einem Clown aus Heidelberg, einer Schauspielerin aus Mannheim und zwei Akrobaten aus Dänemark" entdeckte er schließlich einige seiner verborgenen Talente wie das Stelzen-Laufen und Jonglieren. Dies brachte ihm auch ein Engagement bei "La Boheme" am Badischen Staatstheater ein. Auch beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels und den Organisatoren des "Festes" ist er kein unbeschriebenes Blatt. "Sechs Wochen war ich im Regen unterwegs, übernachtet habe ich nur im Zelt, das war toll" , strahlt der 51-Jährige.

    Aber "Karl-Eugen-Läberle" ist nicht "nur ein Blödmann für alle Fälle", er nimmt Dinge gern selbst in die Hand - und lässt seiner Kreativität freien Lauf. Sein eigenes Kinder-Theaterstück trägt den Namen "König Dussel und die verlorenen Zähne", zusammen mit Freunden machte er dem "King of Rock 'n'Roll die Ehre".

    Mit seinem Abendprogramm wurde der Komiker in den späten 80er Jahren zu einem richtigen Geheimtipp und das, "obwohl der Comedy-Boom der 80er Jahre da schon vorbei war". Anfang/Mitte der 90er Jahre bestritt er zusammen mit anderen Künstlern fast alle Inszenierungen im Spiegelpalast Kandel und dem Kulturbahnhof Jockgrim.

    Aber schon an den Übergängen zwischen den Nummern einzelner Solisten mit Bertz' damaligem Kollegen, dem Clown Schorsch, deutete sich die Solokarriere des Künstlers an, der schließlich zu wenig Zeit für"zu zeitaufwändige und wenig qualitative Engagements" mit geringem Entgelt hatte."Meine Hauptsaison ist von September bis Dezember, wo ich auf Betriebsfesten und anderen vergleichbaren Veranstaltungen die Leute von ihrer Winterdepression zu heilen versuche", erzählt der gebürtige Schwabe, der mit seinen publikumsnahen Shows auch Hochzeitsfeiern den nötigen Glanz zu verleihen sucht.

    "Prinzipiell mögen die Badener schwäbischen Humor mehr als den ihrigen", grinst Bertz. Und das, obwohl die Schwaben "unzugänglich und stoffelig" sind und er seine jetztigen Landsleute sehr schätzt, weil "sie auch ihre Eigenheiten haben, aber trotzdem zugänglicher sind". Ob Schwabe oder Badener, der Künstler weiß, wie er den Leuten aus allen Erdkreisen ein Lächeln entlockt: "Comedy bedeutet, Menschen aus sich rauszulocken, sodass sich ihre Mundwinkel wieder nach oben biegen."Mit "Feuer unterm Hintern", das ihn antreibt, hat er dabei auch schon nicht nur seine Lebensgefährtin glücklich gemacht: "Als ich einmal eine depressive Frau aufheitern konnte, ging mir selbst das Herz dabei auf", lächelt Bertz und sein Blick wird sanft.

    Nicht nur für sein Publikum hat der in ganz Deutschland auftretende Künstler stets ein offenes Ohr, auch seinen Kollegen gegenüber ist er aufgeschlossen. So empfiehlt er sie unter anderem auf seiner Homepage auch gerne weiter. Als Einzelkämpfer sieht er sich auch gegenüber seinen Kunden nicht: "Ich kämpfe nicht, kann aber gut alleine arbeiten." Auch seinen Kunden gegenüber, die ihn für Veranstaltungen oder Messen engagieren, ist er offen. Von konstruktiver Kritik angespornt, ist der Künstler stets bemüht, sein Schaffen und Wirken zu verbessern.

    Leicht macht er es seinem Publikum dennoch nicht: "Ich lenke es oft in eine andere Richtung als die, in die sie denken." So organisiert er sich beim Einrad-Fahren schon einmal fünf Männer aus dem Publikum, die unerwarterweise zu "nicht ganz Freiwilligen" werden.

    "Manchmal versuche ich aber auch, etwas aufzubauen, dessen Erwartungen dennoch nicht erfüllt werden", grinst er verschmitzt und schildert seinen "Striptease": "In der Erwartung, dass jetzt das letzte Kleidungsstück fällt, soll der Zuschauer in die Handlung miteinbezogen werden" - bis auch die letzte seiner neun Boxershorts nicht fällt. "Jeder Entertainer ist auch ein Exhibitonist", lacht Bertz. Und manche bleiben es ein Leben lang: "Ich kann mir gut vorstellen, dass ich noch ein Weilchen als Künstler mein Geld verdiene. Ich bin ein jugendlicher Typ, der diese Arbeit noch eine Weile ausüben kann" - sagt ein Künstler mit rund 20 Jahren Berufserfahrung, der jedes Mal eine komplette technische Ausstattung im Schlepptau hat - und beschreibt damit treffend sich selbst.

    Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
    Bescheuert, rostig, eingestaubt.

    Was ist Ihre größte Stärke?
    Mondamin im Küchenschrank, ansonsten habe ich keine.

    Was ist Ihre größte Schwäche?
    Freundschaftspflege.

    Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
    Unter 100 Zentimeter: Dirigent, dann Politiker, über 100 Zentimeter: Maler - wegen den nackten Frauen.

    Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
    Entertainer: erleuchtet zu werden.

    Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
    Zu kritisch, zum Beispiel beim Essen. Da stelle ich ihrer Meinung nach manchmal zu hohe Ansprüche. Aber ich sage, was ich denke, auch wenn es manchmal unangenehm ist.

    Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
    Auf eine Fernbedienung. Ich bin einfach ein technischer Mensch.

    Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
    Vor allem den Hunger in der Welt, Arroganz, Gier, Hass und Neid.

    Welcher Mensch beeindruckt Sie?
    Meine Lebensgefährtin. Sie hat Power und einen geradlinigen Charakter.

    Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
    Pink Floyd, Stanley Clark, Police und Prince. Filme: "Blade Runner" und "Brazil."

    Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
    Den "Duden."

    Sie werden als Tier geboren. Als welches?
    Als Frosch, denn meine Freundin sagt, ich hätte Glubschaugen und Schwimmhäute zwischen Zeigezeh und Mittelzeh.

    Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
    Madonna an einem Showtag.

    Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
    Das Flair, die Überschaubarkeit, das Städtische, die kulturellen Angebote und die Einkaufsmöglichkeiten.

    Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
    Bürgermeister und Oberbürgermeister abschaffen. Die machen Sachen, die nicht allen gerecht werden können. Ich würde gewisse Dinge gern anders entscheiden.

    Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
    Der Clown Schorsch (Georg Schweitzer) und Albert Einstein.

    Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
    Das Land ist sehr schön und liegt wunderbar zentral in Europa, man ist frei und kommt mit der Mentalität gut zurecht. Davon abhalten, einzuwandern, würde mich die Bürokratie und die viel zu langen Herbst- und Wintermonate.

    Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
    Jeder Einzelne sollte sein tiefstes Glück in sich finden, denn dann regelt sich alles von alleine und wird gut.

    Wie und wo möchten Sie sterben?
    Natürlich glücklich, sanft und zu Hause.

    Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
    Wenn ich in den Himmel kommen sollte, würde mich das schon sehr wundern.

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