Auf der Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch verkündeten Heinz Ohnmacht, Vorstandsvorsitzender der BGV – Badischen Versicherungen und Dr. Walter Casazza, Geschäftsführer des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV), die frohe Botschaft für Karlsruhes Nachtschwärmer.
Erst im Frühsommer begannen die Gespräche über eine Kooperation zwischen BGV und KVV. Ohnmacht hatte sehr schnell das Gefühl, dass es passen könnte, schließlich liegt dem BGV auch als Versicherer des KVV "die Sicherheit am Herzen". Somit wurde das ganze Nachtfahr-Netz sehr schnell entwickelt, um bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember eingeführt werden zu können.
Mit dem Nigtliner wurde die letzte Mobilitätslücke geschlossen. Schon früh in der Planungsphase standen zwei Hauptmerkmale fest: Das Nachtnetz musste "einfach und wirtschaftlich" sein. Neben dem Slogan: "Sicher durch die Nacht mit BGV und KVV" entstanden vier Bahnlinien und ebenso viele Buslinien.
Rendezvous am Marktplatz
Jede Stunde um '"halb" treffen sich ab 0.30 Uhr die Busse und Bahnen zentral über das Marktplatz-Eck und ermöglichen das Ein- und Umsteigen. Im Kern wurde das Stadtplannetz der S1 und S2 übernommen und noch sechs Nightliner hinzugefügt.
Von Montag bis Freitag pendelt die S1 von Neureut über Europa- und Marktplatz bis nach Ettlingen, samstags und sonntags auch noch zwischen Ittersbach und Hochstetten. Die S2 fährt montags bis freitags zwischen Hammäcker und Reitschulschlag, an Wochenenden zwischen Bach-West und Spöck. Eine neue Nachtlinie NL 1 pendelt zwischen Marktplatz und Durlach, von dort an besteht ein Anschluss an die Buslinie NL 6. Sie bedient ab Durlach Grünwettersbach und Stupferich. Die NL 2 deckt den Ring – Marktplatz – ZKM – Hauptbahnhof – Kronenplatz – Marktplatz ab. "Nightliner"-Busse der Linie NL 3 fahren ab Marktplatz in Richtung Nordweststadt zur Rheinbergstraße und wieder zurück. Als Zielpunkt der NL 4 wird die Diskothek „CO2“: Vom Marktplatz in die Waldstadt, weiter zur Disco und wieder zurück. Ab dem Marktplatz nach Oberreut und zur Ankerstraße und wieder zurück verkehrt nachts künftig die NL 5.
Drei Anrufsammeltaxen sorgen zum Aufpreis von einem Euro dafür, dass auch Nachtschwärmer aus Geigersberg, Bergwald, Hohenwettersbach, Grötzingen (mit Berghausen und Wöschbach an den Wochenenden) und Bulach sicher nach Hause kommen. Wer ein solches Anruflinientaxi (ALT) benötigt muss lediglich eine eigens für die „nightline“ geschaltete Telefonnummer anrufen: 0721/944 144.
Keine zusätzlichen Kosten
Wichtig ist auch, dass für den Nutzer keine weiteren Kosten entstehen, denn es gelten die normalen KVV-Fahrscheine und Zeitkarten. Wer also eine Fahrkarte besitzt muss im Nachtverkehr keine zusätzliche kaufen. Und wer die Nightline nutzen möchte, kann sich ein ganz normales KVV Ticket mit zwei Waben lösen, für eine Fahrt nach Ettlingen mit drei Waben.
Zudem möchte der KVV das "Halten auf Zuruf" wieder in das Gedächtnis seiner Kunden rufen: Wer im Bus zwischen zwei Haltestellen aussteigen möchte, kann das mit dem Fahrer abklären und auch an sicheren Stellen abseits von regulären Haltepunkten aussteigen.
KVV-Chef Casazza ist zuversichtlich, dass die investierte "niedere sechs stellige Summe" eine "lohnende Investition" sein wird, da das "subjektive Sicherheitsgefühl" durch das Nachtliniennetz gestärkt wird. Und als Studentenstadt würde in Karlsruhe das "sicherste Verkehrsmittel" nachts noch stärker benützt.
Bisher ist ein solcher 24-Stunden-Fahrplan nur in den Metropolen eingeführt worden. Karlsruhe mache, so Casazza, mit der Einführung eines solchen Angebotes also "einen beachtlichen Sprung nach vorne" und ist Vorreiter für Städte von vergleichbarer Größe.
Die Erfahrungen aus den Metropolen seien durchweg positiv: Nach der Einführung würde mit der Zeit die Akzeptanz – und somit die Fahrgastzahl – steigen und nicht mehr sinken.