"Bei der Konferenz geht es in erster Linie um den gemeinsamen Informationsaustausch von Experten und im weiteren darum, eine breite Öffentlichkeit über den Forschungsstand nicht-tödlicher Wirkmittel und einen künftigen Einsatz bei Konflikten und Eskalationen zwischen ethnischen Gruppen, totalitären Regimes und der Bevölkerung zu informieren", merkte Klaus-Dieter Thiel, Leiter der Europäischen Forschungsgruppe "Nicht-tödliche Wirkmittel" beim Fraunhofer ICT Pfinztal, beim Pressegespräch an.
Laut Thiel seien nicht-letale Wirkmittel nicht zum Töten in Einsatzgebieten bestimmt, sondern sie sollen lediglich Gegner ohne schwerwiegende oder bleibende Schäden handlungsunfähig machen. "Bei einem möglichen Einsatz dieser Mittel, unter anderem bei gewalttätigen Ausschreitungen, sollen Kollateral- und Umweltschäden vermieden werden", so Thiel weiter. So sei das Ziel, eine bedrohliche Situation beenden zu können und danach Raum für Verhandlungen zu schaffen.
Elsner: "Es kommt auf das Einsatzszenario an"
Die Grundlagenforschung des Fraunhofer ICT Pfinztal beschränkt sich dabei auf die Technologiefelder der Mechanik, Kinetik, Akustik sowie der Möglichkeiten, die nicht-tödlichen Mittel an den Einsatzort zu bringen. Beispielsweise werden mechanische Sperrsysteme für Personen oder Fahrzeuge zur nicht-tödlichen Zutrittskontrolle entwickelt oder im Bereich Kinetik Untersuchungen an nicht-tödlicher Munition und stufenlos einstellbaren Antriebssystemen für kinetische Wirkmittel vorgenommen.
Inwieweit die Mittel von Regierungsseite Einsatz in Krisengebieten finden könnten, sei laut Peter Elsner, Leiter des Fraunhofer ICT Pfinztal, noch ungewiss: "Beim Einsatz der Wirkmittel von Seiten der Polizei oder des Militärs komme es immer individuell auf das Einsatzszenario an; es müsse ein angemessener Einsatz vorherrschen." Auf die Frage nach einem künftig vorstellbaren Einsatzbereich dieser Technologie wollte Heinz-Günther Witten vom Bundesministerium für Verteidigung (BMVg) beim Pressegespräch allerdings nicht näher eingehen.
Eine Neuheit ist die Arbeit an einem so genannten Werfer, an dem laut Wilhelm Eckl vom Fraunhofer ICT seit einem Jahr im Auftrag des BMVg geforscht werde. "Mit ihm kann man unter Energieeinsatz mit einem Gummigeschoss in entsprechender Entfernung beispielsweise einen Rädelsführer zielgenau treffen." In etwa fünf Jahren sei dieses nicht-tödliche Wirkmittel voraussichtlich einsetzbar.