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Karlsruher: Nicht nur der Straßenverkehr sorgt in der Stadt für Lärm – immer mehr Karlsruher fühlen sich gestört

Karlsruher

Nicht nur der Straßenverkehr sorgt in der Stadt für Lärm – immer mehr Karlsruher fühlen sich gestört

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    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Tim Carmele

    Wer bei nächtlichem Lärm zuerst an Verkehr denkt, der wohnt vermutlich nicht in der Karlsruher Innenstadt. Dort gibt es ganz andere Lärmquellen, die zunehmend Unmut in der Bevölkerung auslösen. "Besonders in den Sommermonaten nehmen die Beschwerden über Ruhestörungen zu", heißt es aus dem Ordnungsamt der Stadt Karlsruhe.

    Dann sorgen laute Musik von Veranstaltungen, Straßencafés und Discos, Trinkgelage in öffentlichen Anlagen und Spielplätzen für Ärger. "Auch Straßenmusikanten, Autoposer sowie öffentliche Veranstaltungen sind oftmals Anlass für Beschwerden", so das Ordnungsamt. Beim Kommunalen Ordnungsdienst hätten sich die unter dem Stichwort Ruhestörung dokumentierten Einsatzzahlen in den letzten drei Jahren verdoppelt von 112 Fällen im Jahr 2015 auf 223 Fälle 2017.

    Mehr Lärm auch in Tübingen und Stuttgart

    Offenbar ein Problem, das nicht nur Karlsruhe betrifft, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den zehn größten Städten Baden-Württembergs ergeben hat. Danach hat der nächtliche Lärm neben Karlsruhe auch Stuttgart und Tübingen zugenommen.

    Karlsruher Europaplatz. (Symbolbild)
    Karlsruher Europaplatz. (Symbolbild) Foto: Tim Carmele

    In Tübingen hat die Stadtverwaltung deshalb jetzt beschlossen, Lärmen zwischen ein und sechs Uhr morgens mit einer Anzeige und einem Bußgeld von 60 Euro zu ahnden. Eine Nachtstreife mit acht Mitarbeitern zieht dort nachts durch die Innenstadt. Auch in Ulm, Ludwigsburg, Heilbronn und Pforzheim ist nächtlicher Lärm ein großes Problem, allerdings sind dort keine weiteren Maßnahmen vorgesehen.

    Ordnungsdienst nicht immer zur Stelle

    "Die Ahndung nächtlicher Ruhestörungen mit entsprechenden Bußgeldern ist in Karlsruhe seit Jahren gängige Praxis", heißt es im Ordnungsamt der Stadt Karlsruhe. "Neben der Polizei wickeln auch die Streifen des Kommunalen Ordnungsdienstes zahlreiche Einsätze in Zusammenhang mit Ruhestörungen ab." Dieser sei derzeit sonntags bis donnerstags bis 22 Uhr sowie freitags und samstags bis zwei Uhr nachts im Dienst, teilt das Ordnungsamt mit. Zwar lägen die Ruhestörungen oft außerhalb der Dienstzeiten des Kommunalen Ordnungsdienstes, dennoch seien darüber hinaus gehende Maßnahmen derzeit nicht geplant.

    Menschen sind rücksichtsloser geworden

    "In Teilen der Gesellschaft ist zunehmend eine gewisse Rücksichtslosigkeit zu beobachten", heißt es aus dem Ordnungsamt weiter. Eine Einschätzung, die der Soziologe Bernhard Schäfers, ehemaliger Leiter des Instituts für Soziologie am KIT, teilt. "Die Hauptursache für nächtlichen Lärm sind nicht mehr die Autos, trotz ihrer enormen Zunahme, die Hauptursache sind die täglich schlechter werdenden Manieren der Menschen, ihre oft demonstrativen Rücksichtslosigkeiten."

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Tim Carmele

    Schäfers, dessen Spezialgebiet Architektur und Stadtsoziologie sind, warnt aber davor, frühere Zeiten zu idealisieren: "Als die Motorisierung so richtig einsetzte, waren die Innenstädte von einem unendlichen Lärm durch ratternde und qualmende Autos erfüllt; sie durften überall fahren und parken. Erst seit Mitte der 70er Jahre änderte sich das. Lastwagen quälten sich durch engste Straßen, Qualmwolken ausbreitend."

    Schäfers geht noch weiter zurück in die Zeit, bevor es Autos gab. Es existierten Berichte von Städten, wo es um etwa 1800 nachts extrem laut gewesen sei durch betrunkene Studenten, die mit ihren Pferden durch die Stadt gezogen seien.

    Lärm stört heute mehr

    Das Ordnungsamt beobachtet aber auch, dass das Thema Lärmschutz in den letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. "Bürgerinnen und Bürger sind sensibler geworden, was die Wahrnehmung von Ruhestörungen betrifft." Laut Bernhard Schäfers reagieren Stadtplaner und Architekten auf solche Entwicklungen, indem sie beispielsweise nicht nur in Hotels Lärm schluckende Glasscheiben einsetzen.

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