Die älteste existierende Handschrift des Nibelungenlieds wechselte erst kürzlich ihren Besitzer. Das in finanziellen Schwierigkeiten steckende Haus Fürstenberg verkaufte das als "national bedeutendes Kulturgut" geltende Werk an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die Kulturstiftung der Länder, das Land Baden-Württemberg und Christina Freifrau von Laßberg. Über die genaue Höhe des Kaufpreises wollten die Käufer bisher jedoch keine Auskunft geben. Er bewegt sich in zweistelliger Millionenhöhe, allerdings unter 20 Millionen Mark. Damit mussten die Käufer weit weniger investieren als die vom Haus Fürstenberg geforderten 26 Millionen Mark. Ein Verkauf ins Ausland hätte einen weitaus höheren Betrag eingebracht, war aber wegen der Einstufung des Werks als "national bedeutendes Kulturgut" nicht möglich. Bereits Ende 1992 veräußerte das Haus Fürstenberg andere Handschriften für insgesamt 48 Millionen Mark.
Die Handschrift C des Nibelungenliedes wird als die älteste der drei bekannten Handschriften datiert. Dies sei an der Analyse von Tinte, Papier und Ledereinband der Handschriften festzumachen, meint Ehrle. Die beiden anderen Bücher lagern in München und in St. Gallen. Eine Entscheidung über den Aufbewahrungsort der Handschrift C wird aber, so Ehrle, frühestens nach der bevorstehenden Landtagswahl fallen.
Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Sage um den Drachentöter Siegfried, Kriemhild, Hagen und Gunther ist bereits seit 1815 im Besitz der Fürstenbergs. Bei einer Auktion in Wien gelangte das mit Gallapfeltinte auf Pergament geschriebene Werk in den Besitz der Vorfahren von Fürst Joachim. Zuletzt war die Nibelungen-Handschrift C 1994 auf einer Ausstellung in Österreich zu sehen. Sollte Karlsruhe den Zuschlag für die Handschrift erhalten, können Interessierte sie ebenfalls in einer Ausstellung bewundern, so Ehrle weiter. Die übrige Zeit würde sie sicher verwahrt in einem Tresor im BLB-Handschriftenlesesaal bleiben.