Gute öffentliche Verkehrsverbindungen auch für Neubaugebiete, kurze Wege zu den Haltestellen und Verlagerung vom PKW auf die Schiene - so formuliert die VBK ihre Ziele. "Die Bahn muss zu den Menschen kommen und nicht umgekehrt. Das ist unsere Prämisse", sagt Reinhard Bickelhaupt von den Verkehrsbetrieben im Rahmen des Info-Abends.
Hintergrund ist das Wachstum im Norden Knielingens: "Die Umwandlung des ehemaligen Armeegeländes zum Wohngebiet ist mittlerweile vollständig. Eine Verlängerung der Tram 2 bis hierhin war von Anfang an mit eingeplant gewesen", so Christian Höglmeier von der VBK. Bisher gebe es noch keine Direktverbindung in die Stadt, diese Situation sei "nicht optimal". Deshalb könnte es bald schon einen "Busvorlaufbetrieb" geben, bevor die neue Tram fertig ist.
Neue Trasse soll 1,5 Kilometer lang werden
Konkret geht es um anderthalb Kilometer neue Trasse, komplett zweigleisig und als "besonderer Bahnkörper" im eigenen Grasbett, also ohne die Strecke etwa mit Autos teilen zu müssen. Laut Bickelhaupt ist diese Art Trasse in Wohngebieten mittlerweile Standard.
Die Strecke verläuft zunächst vom bisherigen Endpunkt in der Siemens-Allee über die Sudetenstraße, bis in die Egon-Eiermann-Allee. Neuer Endhaltepunkt ist dort dann "Knielingen-Nord" mit großer Wendeschleife. Weitere Haltestellen sind etwa "Egon-Eiermann-Allee" und "Pionierstraße" - allesamt barrierefrei. Geplant ist ein Zehn-Minuten-Takt.
Sudetenstraße: Bahngleise statt Baum-Allee
Die betroffenen Straßen bekommen durch die neue Tramstrecke teilweise ein ganz neues Gesicht, was nicht bei allen Anwohnern Gefallen finden dürfte. So wird die Sudetenstraße ihren Allee-Charakter durch das Fällen einer ganzen Baumreihe wohl verlieren.
Kritische Fragen bei der anschließenden Diskussionsrunde kreisten besonders um den Wegfall von Parkplätzen sowie den geplanten Kreisverkehr an der Kreuzung von Siemens-Allee und Sudetenstraße. Auch die Fahrbahnen dieser beiden Straßen schrumpfen künftig von zwei auf eine Spur, die Sudetenstraße soll zudem zur 30er-Zone werden. Diese Maßnahmen dienen der Verkehrsberuhigung, so die VBK.
Parkplatzproblematik und Kreisverkehr
"Die Fahrbahnbreite in Siemens-Allee und Sudetenstraße sind überdimensioniert", so Bickelhaupt. In letzterer sei die Umwandlung der Quer- in Längsparkplätze daher verkraftbar. "Der Kreisel wird nach unseren Erhebungen den Verkehr sogar etwas flüssiger machen", meint Wagner.
Einige Bürger bleiben hier sehr skeptisch, etwa mit Verweis auf Rückstau von der östlichen Rheinbrückenstraße im Berufsverkehr. Andere finden es "schön, dass die Raser auf der Siemens-Allee endlich mal ein bisschen eingeschränkt werden." Auch die Verlegung der Fahrradspur vom Gehweg auf die Straße findet Anklang.
Zur Parksituation in der Siemens-Allee verweisen die VBK sowie das Stadtplanungsamt mehrfach darauf, dass es hier keine ausgewiesenen Parkplätze gebe, nur werde eine von zwei Spuren bisher de facto als solche benutzt und von der Stadt Karlsruhe lediglich geduldet.
Ein weiterer Faktor sei hier das Phänomen von Stadtrandparkern, so Ulrich Wagner vom Stadtplanungsamt. Besorgten Anwohnern bietet Bickelhaupt die Überlegung an, auf den nach wie vor breit angelegten Gehwegen der Siemens-Allee gegebenenfalls ein paar mehr Parkplätze einzurichten.
Tram 2017 fertig?
Als nächstes wollen die VBK den Finanzierungsantrag bis Ende 2014 einreichen, den Antrag auf Planungsfeststellung dann Anfang 2015. Während einer vierwöchigen Offenlegung gibt es von Bürgerseite die Möglichkeit, Einwende zu äußern. "Erfahrungsgemäß dauert dieser ganze Prozess etwa ein bis anderthalb Jahre, nach meiner Prognose haben wir das Baurecht bis Mitte 2016 und können auch im gleichen Jahr damit anfangen - wenn die Finanzierung steht", so Bickelhaupt. Die Bauzeit selbst schätzt er wegen zahlreicher bereits abgeschlossener Vorbereitungen auf nur ein Jahr.