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Eine mit Graffiti besprühte Straßenbahn? Der erste Gedanke fällt bei diesem Satz wahrscheinlich darauf, dass Sprayer bei einem nächtlichen Streifzug hier illegal ihre Spuren hinterlassen haben. Doch das Gegenteil ist der Fall - in Kooperation mit dem Umweltamt Karlsruhe entstand eine einzigartige Klimaschutzkampagne.

Während einer zweimonatigen Schaffensphase setzten die Graffitikünstler Baske, Ceon und Matrix des Vereins Farbschall, der die legale Graffitikunst fördert, die Aktion um. Die besprayten Originale wurden abfotografiert und auf die Bahn aufgezogen, erklärte Uwe Buchholz, Vorstand des Vereins.

"Mit dieser Aktion wird eine ganz neue Zielgruppe erreicht"

Neben aufwändigen Schriftzügen im Graffiti-Stil, unter anderem der Slogan "Karlsruhe macht Klima", wurden auch kleinere und größere Symbole des Umweltschutzes eingebaut. Die Motive überlegten sich die Künstler selbst, orientierten sich aber an der Farbauswahl des Kampagnenlogos und natürlich an den umweltbezogenen Themen, so Buchholz. Sprayer Ceon ist sich sicher, dass man mit dieser modernen Bildsprache endlich auch eine ganz andere Zielgruppe - nämlich die Jugend - erreiche.

"Wir können problemlos hinter dieser Aktion stehen", sagte Buchholz im Namen des Vereins. Die Sprayer im Kulturzentrum "Combo" seien bereits sensibler geworden, wenn es um das Thema Umweltschutz geht. "Wir verwenden Dosen mit geringen Giftstoffen und achten darauf, sie auch wieder richtig zu entsorgen", so Buchholz. Man merke, dass die Botschaft inzwischen auch bei der Jugend angekommen ist.

"Der Öffentliche Personennahverkehr steht für klimaschonende Mobilität"

Bürgermeister Klaus Stapf erläuterte noch einmal Hintergrund der außergewöhnlichen Kooperation: "Mit dieser Kampagne wollen wir weg vom erhobenen Zeigefinger und hin zu vielfältigen Aktionen, die eine noch größere Bandbreite der Bevölkerung anspricht." Er sei gespannt auf die Reaktionen der Karlsruher. "Wir haben darauf geachtet, dass wir für diese Aktion einen Partner gewinnen, der auch etwas für die Umwelt tut - diesen haben wir mit dem Karlsruher Verkehrsverbund gefunden. Der Öffentliche Personennahverkehr steht für klimaschonende Mobilität", so Stapf.

"Gerade der Gegensatz, eine ältere Bahn mit Spraykultur zu verbinden, bietet einen schönen Rahmen für diese Aktion", freute sich auch Walter Casazza, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe. Er wolle außerdem bald eine Möglichkeit schaffen, die besprayten Originale auszustellen und bei Gelegenheit im Rahmen der Klimaschutzkampagne zu versteigern. Der Infopavillon "K-Punkt" der Kombilösung am Ettlinger Tor böte dafür eine passende Fläche, so Casazza.